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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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ich Sean in meiner Küche sah, erinnere ich mich überhaupt nicht mehr an sie. Aber ich wusste gleich, dass es eine Vision war, als ich ihn sah. Und ich wusste auch, dass er aus einem bestimmten Grund da war.«
    »Und was ist es, was mein Sean von dir will?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Ganz sicher nicht?«
    Das war eindeutig eine Fangfrage, aber Danni biss nicht an. Nach einer Weile seufzte Colleen und wandte den Blick ab. »Ich kann nicht sagen, was du in meinen Visionen wolltest. Möglicherweise nur, dass ich dich kennenlernte. Damit ich dich erkannte, wenn du endlich kamst.« Sie machte eine Pause, in der sie Danni wieder musterte, und fuhr dann fort: »Es ist nicht die Antwort, die du wolltest, doch mehr kann ich dir dazu nicht sagen. Ich sah dich kommen, und ich habe hier auf dich gewartet, gewartet und gehofft. Und jetzt bist du hier.«
    »Gehofft worauf?«, fragte Danni.
    »Dass du die Dinge in Ordnung bringst, natürlich.«
    »Was ... wie kommst du darauf, dass ich etwas in Ordnung bringen könnte?«
    Colleens Lächeln war nun wieder ein großmütterliches, nur war es jetzt keine Fassade mehr, und echte Liebe und Zärtlichkeit lagen in ihrem Blick. Sie streckte die Hand aus und tätschelte Danni den Arm.
    »Das wird die Zeit beantworten, mein Lämmchen.« Colleen machte sich wieder auf den Weg und redete im Gehen weiter.
    Danni beeilte sich, um mit ihr mitzuhalten.
    »Ich war erst sechzehn, als ich nach Ballyfionúir kam«, sagte Colleen. »Es war eine andere Zeit damals. Damals war das Herrenhaus gerade erst erbaut worden, und die Familie war sehr wohlhabend und mächtig - vor den schweren Zeiten, die dann folgten. Ihnen gehört die ganze Insel, wusstest du das? Es ist begnadet, dieses Stückchen Land, auf dem wir leben.«
    Sie nickte vor sich hin und schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: »Meine Mutter hatte auch das Zweite Gesicht, aber sie ist nie gut damit zurechtgekommen, und am Ende hat es sie verrückt gemacht.«
    »Deine Mutter hatte es auch?«, hakte Danni überrascht nach.
    »Oh ja! Du wirst feststellen, dass das nichts Ungewöhnliches auf der Isle of Fennore ist. Ich habe nie verstanden, warum meine Mutter nach Dublin gegangen ist, um unter Menschen zu leben, die anders waren. Auf die eine oder andere Weise sind wir alle hier verwandt. Und die Gabe ist vererblich. Wusstest du das nicht?«
    »Nein.«
    »Nun, dann weißt du es jetzt.« Colleen sah unerhört zufrieden über diese Offenbarung aus. Danni fragte sich, ob ihr eigener Gesichtsausdruck genauso transparent sein mochte und Colleen vielleicht sehen konnte, wie verloren sie sich fühlte.
    »Das Zweite Gesicht trieb meine Mutter in den Tod und stürzte mich so ins Elend, dass ich auf der Straße leben musste. Ich wusste, dass sie hier Verwandte hatte, und so kam ich nach Ballyfionúir in der Hoffnung, dass sie mich aufnehmen würden. Mein Onkel gab mir ein Zuhause und besorgte mir Arbeit im Herrenhaus. Es war eine gute Stellung, und ich schätzte mich sehr glücklich, sie zu haben. Die Arbeitsangebote auf der Straße waren nicht so ehrbar, wenn du verstehst, was ich dir sagen will.«
    Danni nickte. Sie konnte sich vorstellen, was für Angebote der jungen Colleen gemacht worden waren. In ihrer Jugend musste sie eine bezaubernd schöne Frau gewesen sein. Die Art von Mädchen, das Männer gern besitzen wollten ...
    »Als ich zu Anfang hier war, lebten noch so manche auf der Insel, die sich an die Zeiten erinnern konnten, als immer ein MacGrath der Laird von Ballyfionúir gewesen war.«
    »Laird? Ist das so was wie ein König?«
    »In gewisser Weise vielleicht schon, aber hier ist der Laird mehr so etwas wie das Familienoberhaupt. Damals pflegte man zu sagen, das MacGrath'sche Land und die MacGrath'schen Leute. Brion MacGrath war von der alten Schule, und die Leute liebten ihn. Niemand hungerte auf seiner Insel, aber auch niemand drückte sich vor seiner Verantwortung. Wir kümmerten uns um seine Insel, und er kümmerte sich um uns. Verstehst du, wie das damals war?«
    »Gegenseitige Dependenz«, bemerkte Danni.
    »Gegenseitige Depe ... was?«, fragte Colleen stirnrunzelnd. »Ach, egal. Ich sehe schon, dass du verstehst, was ich dir sage. Ich hatte schon einige Monate hier gelebt, bevor ich Brion MacGrath begegnete. Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Ich war in seinem Haus und wechselte oben das Bettzeug, und da ich mich allein glaubte, sang ich fröhlich vor mich hin, als er plötzlich, nur mit einem Handtuch um

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