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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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allerdings nicht unbegründet. Sie wurde schon vielen unserer Leute gestellt.«
    »Eurer Leute?«
    »Na, den Bewohnern von Ballyfionúir. Oder dachtest du, dies sei bloß eine weitere Insel, die du kennenlernst?«
    »Könntest du vielleicht ein bisschen weniger in Rätseln sprechen?«
    Colleen warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Ich mag diesen Ton nicht, junge Frau.«
    Verlegen senkte Danni den Blick auf ihre Füße und atmete tief ein. »Ich will nur eine klare Antwort, Colleen, das ist alles.«
    »Das ist alles? Aber es gibt nun mal keine klaren Antworten. Oder jedenfalls nicht hier. Und nicht, was dich angeht. Ballyfionúir ist nicht nur ein Dorf. Das hier«, sagte sie mit einer weit ausholenden Geste, »das ist die Isle of Fennore. Weißt du, was das bedeutet?«
    Danni schüttelte den Kopf.
    »Nun, dann werde ich es dir sagen. Selbst der Boden unter deinen Füßen ist mit Überlieferungen befrachtet. Natürlich erzählt man sich auch im restlichen Irland von Feenhügeln und was weiß ich, aber hier ist die Magie in der Luft, die wir atmen, im Land und in den Himmeln, in der See und in den Sternen. Sie ist sehr real, und sie ist ein Teil von uns. Nur ein Narr bestreitet das.«
    Danni hätte am liebsten laut gelacht oder die kleine Frau, die mit ihr spielte, wütend angeschrien. Sie hatte eine klare Antwort verlangt, und Colleen kam ihr mit Magie. Hielt sie Danni für dumm genug, ihr einen solchen Blödsinn abzunehmen? Doch selbst in ihrer Wut konnte Danni Seans tiefe Stimme sagen hören, dass Magie in Ballyfionúir kein Thema war, über das man Scherze machte, und sie wusste daher, dass Colleen sehr ernst meinte, was sie sagte.
    Die alte Frau legte den Kopf zur Seite und lachte spöttisch. »Du bist mir eine. Da stehst du hier und glaubst noch immer nicht. Ist es das, was das Leben in Amerika mit einem Menschen macht? Dass er sogar Zweifel hegt an etwas, das er direkt vor den Augen hat?«
    Vielleicht war es das. Danni hatte Seans Bemerkung ebenso ignoriert, wie sie Colleens gern ignorieren würde. Sie hatte ihn für verrückt gehalten. Nein, berichtigte sie sich, sie hatte ihn für tot gehalten. Wen machte das jetzt zu einer Verrückten?
    Danni schluckte. »Also hast du uns hierher gebracht.«
    »Nein«, antwortete Colleen und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Aber ...« Danni passte sich schnell ihren Schritten an. »Aber Sean hat mir doch erzählt, dass du Visionen hast.«
    »Hat er das?«, fragte Colleen mit vor Wut blitzenden schwarzen Augen. »Das kenne ich gar nicht von ihm, dass er Geschichten rumerzählt.«
    »Wie kannst du wissen, was er tut, Colleen? Er ...« Danni unterbrach sich schnell, bevor ihr Er ist ein Gespenst herausrutschte. Weil er keines war - noch nicht. In ein paar Nächten aber würde sich das ändern. Es war jedoch nicht einzuschätzen, was Colleen über Sean wusste. Über Dinge, die noch nicht geschehen waren. Danni musste vorsichtig sein und durfte nichts Falsches sagen. »Hast du Visionen, Colleen?«
    »Aye. Hat nicht jeder welche? Oder denkst du, ich sei blind?«
    »Hast du mich gesehen? Bevor wir kamen?«
    Die Frage war zu direkt, um ignoriert zu werden, und das wussten sie beide. Danni wartete gespannt auf eine Antwort, aber Colleen kniff nur stur die Lippen zusammen.
    »Wie sind wir hierhergekommen?«, beharrte Danni.
    »Es ist eine Last zu wissen, was kommen mag«, sagte Colleen so leise, dass Danni sich zu ihr hinunterbeugen musste, um es zu hören. »Zu wissen, was, aber nie, warum. Nie wie oder auch nur ob.«
    Danni nickte müde. »Man kann sich niemals sicher sein.«
    »Genau«, sagte Colleen verstehend. »Man kann sich niemals sicher sein. Ist das nicht das Schlimmste? Es ist wie ein Zyklon, das Zweite Gesicht. Es zieht vorbei und pickt sich heraus, was es übergehen und was es zutage fördern will.« Colleen blieb stehen und blickte auf das Tal. »Es ist viele Jahre her, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe«, murmelte sie. »Dort drüben, genau an dieser Stelle, hast du neben meinem Sean gestanden.«
    Danni brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass sie auf das Grab zeigte.
    »Warum ...«, begann Danni zögernd. »Ich meine, als du mich gesehen hast ... was wollte ich da?«
    Colleen legte den Kopf zur Seite und starrte sie neugierig an. »Wollen? Ist es das, worum es bei dir geht, wenn du Visionen hast?«
    »Ich denke schon. Ich habe nicht ... ich hatte lange Zeit keine Visionen mehr. Ich erinnere mich nicht mal mehr, wie sie früher waren. Bis zu der, in der

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