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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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dabei, den Sean vor Jahren vervollkommnet hatte. Der Lachs hatte drei Wahrnehmungsvermögen - er konnte sehen, riechen und hatte etwas, das als »laterale Leinenreaktion«, bezeichnet wurde. Um einen Köder sehen zu können, musste der Lachs direkt daneben sein, weil er nicht gut sehen konnte und die Gewässer zudem häufig trübe waren. Dieser Fisch hatte einen ausgeprägten Geruchssinn und konnte den Köder am Haken vielleicht riechen, doch wenn dieser vierzig Fuß tief schwamm und der Lachs vielleicht um die fünfzig, musste der Fisch direkt dahinter sein, um den Geruch wahrnehmen zu können.
    Die wichtigste Wahrnehmungsfähigkeit kam jedoch von den winzigen, haarähnlichen Borsten an Rücken und Seiten des Lachses, deren Spitzen Schwingungen im Wasser empfangen konnten, und genau darauf war der Köder ausgelegt. Hing er einfach nur am Haken, nützte er nicht viel. Er musste auf eine bestimmte Art zurechtgeschnitten und am Haken angebracht sein, damit er wackelte, sich drehte, zitterte und zappelte, um den Lachs glauben zu machen, es handele sich um einen verletzten kleineren Fisch - eine leichte Beute, die nur darauf wartete, verspeist zu werden. Das zog Lachse wie magnetisch an.
    Michael sah Sean eine Weile bei der Arbeit zu, bevor er näher trat. »Wo hast du das gelernt?«, fragte er.
    Sean blickte auf und zuckte mit den Schultern. Er erinnerte sich nicht, wer ihm das beigebracht hatte. Er hatte angenommen, es sei Niall gewesen, doch Michaels Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien der Junge das nicht zu glauben. Michael holte ein paar Köder aus der Kühltruhe und versuchte nachzumachen, was er bei Sean beobachtet hatte.
    »Du hast es fast geschafft«, sagte Sean und zeigte ihm noch, wie er den Köder am Ende verdrehen musste. »Jetzt wird er sich winden wie ein verletzter kleiner Fisch.«
    Niall drosselte den Motor bis zur richtigen Geschwindigkeit fürs Schleppangelfischen, als sie die Buchten erreichten. Sean und Michael warfen die Leinen eine nach der anderen aus. Dabei sah Sean, dass sein Vater mit einem eigenartigen Stirnrunzeln zu ihnen herüberblickte.
    »Stimmt was nicht?«, erkundigte er sich.
    »Im Gegenteil«, antwortete Niall. »Für mich sieht das fast so aus, als hättest du dein Leben lang nichts anderes gemacht.«
    Sean konnte sich eine Antwort darauf sparen, weil sein Gefühl sich als richtig erwiesen hatte und der Lachs buchstäblich überall war. Der Tag verging in einem immer gleichen Rhythmus mit dem Einholen der großen silbernen Fische und dem Auswerfen frischer Köder an den Leinen. Sie war beruhigend, diese Arbeit, aber auch anstrengend genug, um Sean vollauf zu beschäftigen und davon abzuhalten, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso er hier war und wie das überhaupt passiert sein konnte. Als Niall die Guillemot wendete, um die Heimfahrt anzutreten, war Sean erschöpft, sein Gesicht von der Sonne verbrannt und sein Körper wund. Er hatte Muskeln eingesetzt, deren Existenz er längst vergessen gehabt hatte, und verspürte Schmerzen an Stellen, an die er sich nicht wieder erinnern wollte. Aber sein Kopf war klar - klarer als seit langer, langer Zeit.
    »Ich muss gestehen, dass ich dachte, du würdest uns mehr im Weg sein als eine Hilfe, aber es ist fast so, als wärst du schon als Fischer auf die Welt gekommen«, bemerkte Niall anerkennend, als er mit Sean bei einer Thermoskanne Tee saß, die Colleen ihnen mitgegeben hatte. Michael hockte derweil mit mürrischem Gesichtsausdruck auf einem Stapel Netze. Seine innere Ablehnung lag wie ein ranziger Geruch in der Luft.
    Niall plauderte weiter, erfreut über den guten Fang in ihrem Frachtraum und die kräftige Strömung unter ihrem Boot. »Es ist weiß Gott nicht viel, was ich jeden Tag nach Hause bringe. Aber ich kann nur tun, wozu Er da oben mir die Fähigkeit gegeben hat. Mit Fisch zumindest kenne ich mich aus.« Er lachte kurz. »Und das ist doch was Gutes für einen armen Fischer, nicht?«
    »Das ist es«, stimmte Sean ihm zu. Doch dabei blickte er zu seinem jüngeren Ich hinüber und hätte Michael am liebsten geschüttelt und ihm gesagt, er solle diese kostbaren Momente mit seinem Vater nicht verschwenden, weil sie seine letzten sein würden. Denn falls Danni recht hatte, waren es von jetzt an nur noch Tage bis zu dem Morgen, an dem die Polizei in Nanas Küche erscheinen würde. Schweigend leerte Sean seinen Becher Tee und ließ Niall am Ruder allein, um zu Michael hinüberzugehen.
    »Das war ein guter Tag«, sagte Sean,

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