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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gesagt, sie könne Juri haben – warum ärgerte ich mich dann? Mir ging einfach alles gegen den Strich, auch Jouni, der in den Kontrollraum kam und brüllte, ich solle sofort Petersilie und Oregano hacken. Trotzdem tat ich wie geheißen.
    Ich schuftete in der Küche wie eine Sklavin, füllte den Geschirrspüler und wischte den Fußboden. Als ich aufstand, den schmutzstarrenden Wischlappen in der Hand, spürte ich eine Berührung an der Schulter. Gleich darauf hielt mir jemand die Augen zu. Jouni knurrte, Fremde hätten keinen Zutritt zur Küche. Das Rasierwasser und der Wollstoff, der sich an meine Handgelenke drückte, verrieten mir, wer der Eindringling war.
    «Juri!» Ich drehte mich so schnell um, dass Trankows Hände auf meinen Schultern landeten, als wolle er mich umarmen. «Du bist aus Moskau zurück!»
    «Freust du dich?» Trankow lächelte nicht, doch unter dem Blick, den er mir schenkte, wäre eine Schwächere dahingeschmolzen. Ich nicht.
    «Natürlich. Wann machen wir mit dem Bild weiter?»
    «Wann passt es dir? Musst du morgen arbeiten?»
    «Leider ja, aber am Sonntagabend habe ich frei. Ginge es dann?» Ich tat, als wäre ich ebenso daran interessiert wie Trankow.
    «Dann ist Syrjänen in der Villa. Da kann ich euch gleich miteinander bekannt machen. Soll ich dich abholen?»
    «Für den Abend kann ich mir sicher den Lieferwagen leihen, und den Weg kenne ich ja. Ist sechs Uhr eine gute Zeit?»
    Trankow nickte. Nun lächelte er auch. «Ich brauche mehrere Stunden, um das Bild fertig zu malen, aber es ist Platz genug. Du kannst über Nacht bleiben.»
    Es schien den großen Künstler überhaupt nicht zu stören, dass es in Finnland im November um sechs Uhr abends bereits stockdunkel war. Offenbar hatte er seine Lichtstudien bereits abgeschlossen, oder er war künstlerisch doch nicht so ambitioniert, wie er vorgab. Nachdem er gegangen war, schnauzte Jouni mich an, weil ich meine zwischenmenschlichen Beziehungen in seiner Küche pflegte und obendrein mit einem Putzlappen herumwedelte, der garantiert Bakterien durch die Gegend schleuderte. Ich flüchtete mich in den Kontrollraum und spulte die Aufnahmen von Trankows und Rytkönens gemeinsamer Mahlzeit zurück. Sie schienen nur das Nötigste miteinander zu sprechen. Trankow starrte vorwiegend die Kohlrouladen auf seinem Teller an. Nur als Helinä Rytkönens Rechnung brachte, lächelte er, doch das Lächeln galt der Kellnerin. Allerdings gaben sich die beiden Männer die Hand, als Rytkönen ging.
    Ich zerbrach mir den Kopf über Rytkönens widersprüchliche Äußerungen. Gegenüber Reiska hatte er behauptet, David sei in den Klauen der weißrussischen Mafia, mich hatte er nach Davids Verbleib gefragt. Völlig schizophren!
    Laitio hatte mir nicht erzählt, dass David wegen des Mordes an Dolfini gesucht wurde. Dabei hätte er es doch wissen müssen. Ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und mich in die Datenbanken der Zentralkripo einzuloggen. Doch Monika hatte keine Eile, sie sah mehrmals nach, was am Samstag noch im Großhandel geholt werden musste und wie hoch der Umsatz des Abends gewesen war. Die finnlandschwedischen Damen hatten dreitausend Euro brutto in die Kasse gebracht, es hatte sich also gelohnt, ihre Launen zu ertragen.
    In der Yrjönkatu duschte ich und zog Schlafanzug, Pullover und Wollsocken an. Dann loggte ich mich mit Laitios Kennzeichen in das Intranet der Zentralkripo ein. Ich suchte nach den Angaben über Dolfini, die Rytkönen gespeichert hatte. Sie waren ergänzt worden.
    «Die italienische Polizei hat Daniel Lanotte wegen Mordes an Dolfini zur Fahndung ausgeschrieben. Die Jungs sind ein bisschen spät dran.»
    Als Nächstes rief ich die Datei über Daniel Lanotte auf. Sie war auf Englisch geschrieben und nicht von Rytkönen abgefasst. Die Informationen waren in die höchste Geheimhaltungsstufe eingeordnet. Als richtiger Name von Daniel Lanotte war David Stahl vermerkt, und laut Datei hatte er außerdem gelegentlich den Namen Anton Kallas verwendet. Stahl war finnischer Staatsbürger, Lanotte hatte einen schwedischen und Kallas einen estnischen Pass.
    Der italienischen Polizei zufolge war Lanotte ein Doppelagent, der aus der Europol ausgeschert war, der bei der SR - 90 -Lieferung auf eigene Faust gehandelt, entgegen seinen Instruktionen Boris Wasiljew und drei seiner Mitarbeiter bei der Sprengung der Yacht getötet und im Gegensatz zu seinen Behauptungen nur einen Teil der Isotopmenge bei Europol abgeliefert hatte. Europol hatte

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