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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Kreisen bewegt.»
    «Und das tust du? Du kennst unseren gemeinsamen Freund Finnjävel. Oder unter welchem Namen läuft er bei dir?»
    «Finnjävel, Daniel Lanotte, Bengt Näkkäläjärvi … David Stahl hat viele Namen.» Bengt Näkkäläjärvi hatte Reiska nur hinzugefügt, um Rytkönen zu verwirren. Der zeigte jedoch keine Reaktion auf den erfundenen Namen.
    «Er hat viele Namen, so ist es. Fragt sich, ob er immer weiß, wer er gerade ist und auf wessen Seite er steht. Für wen arbeitest du?»
    «Für den, der am besten zahlt. Genau wie Stahl.»
    «Hat Stahl dich geschickt?»
    Ups. Die Krallen des Luchses verloren den Halt auf dem schiefen Baumstamm, und auch der buschige Schwanz vermochte ihn nicht im Gleichgewicht zu halten. Würde er in den Schnee fallen? Reiska sah, dass der Hundebesitzer, dem er vor einer Weile begegnet war, hinter Rytkönens Rücken näher kam; die Hunde liefen ohne Leine. War der Mann Rytkönens Verstärkung? Witterten die Hunde den Luchs?
    «Ich arbeite nur für mich selbst.»
    Die Hunde beschnupperten Rytkönens Hosenbeine und hinterließen braune Haare auf dem dunkelblauen Stoff. Reiska fand, das geschehe Rytkönen ganz recht, denn der schien ein echtes Arschloch zu sein.
    «Santtu und Pumba, zurück!», befahl der alte Mann. Um die Tiere anzuleinen, musste er zwischen Reiska und Rytkönen treten. Rytkönen bemühte sich, die Hunde zu ignorieren, obwohl der eine neugierig an seiner linken Schuhspitze schnupperte. Reiska lachte sich ins Fäustchen: Vielleicht war Rytkönen auf dem Hinweg in einen Hundehaufen getreten.
    «Die tun nichts», fügte der Hundebesitzer noch hinzu, doch Rytkönen kümmerte sich nicht um ihn. Als der Mann mit seinen Hunden endlich weitergegangen war, trat Rytkönen wieder näher heran. Seine Gesichtszüge sah Reiska wegen der Sonnenbrille nur undeutlich.
    «Erwartest du eine Bezahlung für deine Informationen? Die Spitzelgelder für dieses Jahr sind schon aufgebraucht. Auch in dem Bereich wird gespart. Hast du überhaupt etwas zu berichten? Weißt du, wo sich Stahl aufhält?»
    Selbst Reiska war zu der Schlussfolgerung fähig, dass Rytkönen in diesem Punkt ebenso im Dunkeln tappte wie er selbst, und fluchte in Gedanken.
    «Du kannst deinen Arbeitgebern ausrichten, dass sie keineswegs die Einzigen sind, die Stahl finden wollen. Offenbar steckt dein Lager hinter dem Mord an Dolfini, sonst hättest du meine Telefonnummer ja nicht. Es fuchst euch bestimmt, dass Stahl euch entwischt ist. Ich weiß nicht, wo er steckt, aber ich würde vermuten, er ist an einem Ort, wo ihr keinesfalls an ihn rankommt. Natürlich würdet ihr euch gern selbst rächen, aber das geht eben nicht. Die Weißrussen verstehen ihren Job, und wenn sie mit Stahl fertig sind, bleibt für euch nichts mehr übrig. Nicht einmal ein Fingernagel zum Ausreißen. Finnjävel hat sich immer überschätzt. Er hat sich eingebildet, mit vier Bällen jonglieren zu können, dabei schafft er es kaum, zwei in der Luft zu halten. Tot ist er noch nicht, aber ich würde nicht darauf wetten, dass ein langes und friedliches Leben vor ihm liegt. Der Kerl hält sich zwar für eine Katze, aber er hat bald auch das letzte seiner neun Leben aufgebraucht. Vergeudet eure Zeit nicht mit Stahl. Ihr könnt doch zufrieden sein, wenn ein anderer ihn für euch umbringt.»

18
    Mit diesen Worten ging Rytkönen. Reiska sah ihm verdattert nach, und auch mir war Rytkönens Erguss weitgehend unverständlich geblieben. Reiska überdachte die Situation. Rytkönen war deutlich kleiner als er, bestand aber nur aus Muskeln und wirkte nicht wie ein Mann, den man mit ein paar gebrochenen Rippen zum Reden brachte. Zudem war er Polizist.
    Reiska ging ans Ufer und zündete sich eine Zigarette an, in der Hoffnung, sie würde ihn beruhigen. David war also nicht in Italien umgebracht worden, zumindest nicht von denjenigen, die Dolfini ermordet hatten. Das war natürlich ein Trost. Reiska versetzte dem nächsten Baum einen Fußtritt, obwohl der ihm nichts getan hatte. Verdammt, verdammt, verdammt! Und was garantierte ihm, dass Rytkönen ihm keinen Bären aufgebunden hatte? Rein gar nichts.
    Obwohl es die Nacht zum Montag war, herrschte auf den Brücken zu beiden Seiten der Insel Lauttasaari noch Verkehr. Ein Krankenwagen raste mit heulenden Sirenen in Richtung Espoo, hell erleuchtete Busse brachten Abendschichtler nach Hause. Reiska machte sich zu Fuß auf den Weg ins Zentrum, denn die Straßenbahn fuhr nicht mehr. In der Innenstadt waren noch ein

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