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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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der Zentralkripo in Jokiniemi Rauchverbot herrschte und Laitios Gehirn umso besser funktionierte, je verräucherter seine Umgebung war.
    «Ilveskero, da schau her! Von wo rufst du an?»
    «Aus dem Torni.»
    «Nein, was sind wir vornehm geworden. Und was verschafft mir die Ehre?»
    «Eine Leiche.»
    «Was für eine Leiche? Wo?»
    «Das sage ich dir nicht am Telefon. Du wirst bestimmt abgehört. Können wir uns treffen?»
    «Quatsch mit Soße, ich werde nicht abgehört! Das wäre gegen die Polizeivorschrift. Solltest du mit deinem Verfolgungswahn vielleicht mal zum Seelenklempner gehen?»
    «Können wir uns treffen? Am liebsten in der Urheilukatu.»
    «Wenn du dir was in den Kopf gesetzt hast, lässt du nicht locker», stellte Laitio seufzend fest. Dasselbe hätte ich von ihm sagen können. Ich hörte ein Feuerzeug klicken, offenbar brauchte er eine Zigarre. «Mal sehen … Komm um halb zwei. Bis dahin ist Rytkönen wohl weg.»
    Ich fragte nicht, wer Rytkönen war, es interessierte mich nicht. Laitio machte einen tiefen Atemzug, und ich spürte den Zigarrenrauch geradezu in der Nase. Laitios Arbeitgeber hatte ihm Therapien und sogar Hypnosesitzungen gegen die Nikotinsucht angeboten, doch Laitio hatte abgewinkt. Nicht er habe ein Problem mit dem Rauchen, sondern der Rest der Gesellschaft. Ich konnte mir gut vorstellen, was Mike Virtue zu dieser Haltung eines Ordnungshüters gesagt hätte. «Denkt daran, dass ein Personenschützer seine eigenen Bedürfnisse hintanstellen muss, wenn er seinen Auftrag ausführt. Es gibt keine Müdigkeit, keinen Durst und keine volle Blase. Um diese Bedürfnisse zu vergessen, müsst ihr eure Konzentration üben.» Zur Ausbildung hatten auch Meditationsübungen gehört, die vielen von uns anfangs befremdlich erschienen waren. Mich erinnerte die Meditation an das stundenlange, wortlose Eisangeln mit Onkel Jari oder auch an Fridas Schlaf, aus dem sie blitzschnell erwachte, wenn etwas Alarmierendes auftauchte, daher hatte mir diese Übungen keine Schwierigkeiten bereitet.
    Es wurde Zeit auszuchecken, aber vorher wollte ich Kass erreichen. Ich konnte nicht warten, bis ich einen Prepaid-Chip besorgt hatte, deshalb beschloss ich, es vom Hotel aus zu probieren. Allerdings würde ich natürlich nicht das Telefon in meinem eigenen Zimmer benutzen. Ich zog Handschuhe an, schlüpfte auf den Flur und hielt Ausschau nach dem Putzkarren. In meiner Etage wurde offenbar noch nicht sauber gemacht, es war keiner zu sehen. Ich ging über die Treppe ein Stockwerk tiefer. Auch dort kein Karren, aber eine Zimmertür stand offen. Ich sah auf den ersten Blick, dass das Zimmer bereits hergerichtet war; vermutlich musste die Minibar noch aufgefüllt werden. Hoffentlich kam das Zimmermädchen nicht so schnell zurück.
    Ich zog die Tür hinter mir zu und wählte Kass’ Nummer. Die Antwort kam sofort und war enttäuschend: Der gewünschte Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal. Ich rief die Auskunft an, wo man mir sagte, es handle sich um eine Geheimnummer. Das hätte ich mir denken können.
    Ich hatte gerade aufgelegt, als ich auf dem Gang Schlüssel klirren hörte. Verdammt, die Putzfrau! Zum Glück hatte dieses Zimmer keine Toilette mit Glaswand, sondern ein normales Bad. Ich schaffte es gerade noch, mich dort zu verstecken, bevor die Zimmertür geöffnet wurde. Hoffentlich sah die Putzfrau nicht im Bad nach, sondern ging davon aus, dass ein Hotelgast die Tür versehentlich zugedrückt hatte. Notfalls würde ich die neugierige Banausin spielen, die wissen wollte, wie die anderen Zimmer aussahen.
    Ich hörte, wie eine Schranktür geöffnet wurde, dann klirrten Flaschen. Meine Minibar-Theorie war also richtig gewesen. Zu meiner Erleichterung wurde die Zimmertür schon nach kurzer Zeit wieder geöffnet und fiel gleich darauf ins Schloss. Dennoch wagte ich mich nicht sofort hinaus, um der Putzfrau nicht über den Weg zu laufen. Ich zählte bis fünfhundert, bevor ich mich auf den Weg machte. Der Putzkarren stand am Ende des Ganges, aber glücklicherweise war keine Menschenseele zu sehen. Ich holte mein Gepäck und stellte es an der Rezeption unter, denn ich hatte vergessen, mir von Monika einen Wohnungsschlüssel geben zu lassen. Da mein Körper nach Bewegung verlangte, beschloss ich, zu Fuß zu Laitio zu gehen. An allen Zeitungsständern sah ich dieselben Schlagzeilen, es ging um die Aschewolke und das Flugchaos, und auf der Treppe vor dem Parlamentsgebäude wurde gerade

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