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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Kuopio, der nächsten größeren Stadt, hatte entwickeln lassen, denn wenn die Angestellten im Fotogeschäft in Outokumpu oder Kaavi die Luchsbilder zu Gesicht bekommen hätten, wären mit Sicherheit unangenehme Fragen gestellt worden. Ich trug die Fotos in meinem Taschenkalender mit mir herum und zeigte sie nur wenigen. In Spanien hatten David und ich das eine Bild, auf dem Frida den Kopf auf meinen Schoß gelegt hatte und ich ihr Nackenfell kraulte, an die Wand gehängt. Wenn ich es betrachtete, hörte ich immer noch Fridas Schnurren und spürte, wie sich ihr warmes, weiches Fell unter meiner Hand hob und senkte.
    Der Computer meldete seine Betriebsbereitschaft mit einem irritierenden Pling, das mich veranlasste, schleunigst die Lautstärke zu drosseln. Ich schob Davids USB -Stick in die Buchse. Es war schwierig, den Trackball zu verwenden, ich mühte mich eine Weile ab, bevor ich es schaffte, weiterzuklicken. Es gab nur eine einzige Datei, sie war eine Woche vor meiner Reise in die Toskana gespeichert worden und trug einen seltsamen Namen: Kupfer/mednoi. Ich öffnete sie – und fluchte.
    Der Text war russisch. Als ich weiterscrollte, stieß ich auf eine Landkarte mit vorwiegend schwedischsprachigen Ortsnamen, zum Teil durch die finnische Entsprechung ergänzt. Die topographischen Formen kamen mir auf den ersten Blick bekannt vor, und als ich genauer hinsah, merkte ich, dass die Karte ein Gebiet zeigte, das nur einige Kilometer von meiner Hütte in Torbacka entfernt war: das Erholungsgebiet Kopparnäs mit den Schären und die Ländereien des Golfhotels Pickala.
    Auf der nächsten Karte, offenbar einer architektonischen Skizze, sah das Gebiet ganz anders aus. Zwischen den Schären waren künstliche Inseln aufgetaucht, und die nahezu unbebauten Ufer von Kopparnäs waren von Häusern gesäumt. Zum Teil handelte es sich um Einfamilienhäuser, zum Teil um größere Komplexe. Das Gebiet war mit einer Art Zaun abgegrenzt, und auch im Meer waren Grenzlinien gezogen. Das Areal des Golfhotels war auf dieser Karte nicht zu sehen.
    Ich versuchte den Text zu entziffern, der den Karten voranging. Zwar kannte ich die russischen Schriftzeichen und einige einfache Ausdrücke, aber da ich die Sprache seit mehr als einem Jahr nicht verwendet hatte, waren meine Kenntnisse eingerostet. Die Ausdrücke
domi
und
kwartiri
verstand ich: Häuser und Wohnungen. Das große Gebäude in der Mitte war offenbar ein Konzertsaal.
    Ich sah mir die Karten noch einmal an und scrollte dann weiter. Offenbar handelte es sich um Scans von einem Dokument in Papierform, denn unter den Karten stand ein handschriftlicher Kommentar auf Finnisch. Mit den Grammatikkenntnissen des Verfassers war es nicht weit her.
    «Umwelt Genehmigungen. Wer entscheidet? Der nächste Minister? Von den Russen keine Gefahr. Rückkehr nach Porkkala. Frag nach Wahl Finanzierung. Ist jtzg. Partner besser als der Ex? Risiko Analyse besser als Wasiljews.»
    Am unteren Rand des Dokuments befand sich ein Logo. Es war allgemein bekannt, sowohl durch ein Geflecht von Firmen als auch aus der Berichterstattung über umstrittene Wahlspenden. Usko AG , eine mit drei Linien angedeutete tempelartige Konstruktion. Der Besitzer des Unternehmens, Usko Syrjänen, war ein Geschäftskumpan des Russen Boris Wasiljew gewesen, der auf Syrjänens Yacht
I believe
ums Leben gekommen war, als David die Yacht samt Besatzung in die Luft gesprengt hatte. Syrjänen hatte damals behauptet, von Wasiljews geplantem Anschlag auf die Gas-Pipeline in der Ostsee nichts gewusst zu haben, die einzige Verbindung zwischen ihnen sei das Projekt eines internationalen Ferienzentrums in Hiidenniemi bei Kotka gewesen. Aber was hatte Syrjänen mit dem Erholungsgebiet Kopparnäs vor, und weshalb besaß David eine Kopie seiner Unterlagen?

6
    Gegen vier Uhr nachts wurde ich wach, stand auf und schaute aus dem Fenster. Ich hatte das Gefühl, David wäre in der Nähe und versuchte mir etwas Wichtiges zu sagen. Ich überprüfte auf dem Handy, ob Anrufe oder Mails eingegangen waren. Nichts, absolut nichts. Ich starrte auf die schlafende Stadt, es war wohl die stillste Stunde der Nacht. Auf den Straßen fuhren nur wenige Autos, eine einsame Gestalt ging schwankend durch den Park an der Alten Kirche. Obwohl ich eigentlich nicht an unerklärliche Phänomene wie Telepathie glaubte, gab ich mir Mühe, mich für Davids Botschaft zu öffnen. Das Einzige, was ich aufzufangen glaubte, war ein Befehl: «Ruf Laitio an und berichte ihm von Carlo

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