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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Oberkellners, waren hohe Fenster, durch die man den Strand und den Ozean sehen konnte. Nicht schlecht, Boris. Das schlägt Libyen doch um Längen.
    Unmittelbar unter mir war die Bühne, und durch die Scheinwerferbatterien, die Flaschenzüge für die Aufbauten und andere Bühnentechnik sah ich zwei Trapezartisten – ein Mann und eine Frau, die völlig mühelos durch die Luft flogen.
    »Hat Ihnen die Show gefallen?«, fragte mich Boris.
    Offensichtlich hatte er mich am Oberkellnerpult warten sehen.
    »Sie haben eine gute Show auf die Beine gestellt«, erwiderte ich.
    »Danke.«
    Ich wandte mich vom Einwegspiegel ab und sagte: »Ihnen ist es gut ergangen.«
    »Es macht viel Arbeit und Mühe«, erwiderte er. »Viele Regierungsinspektoren kommen her – Brand, Gesundheit, Alkohol –, und ist Ihnen bewusst, dass die meisten von ihnen kein Schmiergeld nehmen?«
    »Das Land geht zum Teufel«, pflichtete ich bei.
    »Dabei habe ich es mit betrügerischen Händlern zu tun, Personal, das stiehlt – «
    »Bringen Sie sie um.«

    Er lächelte und erwiderte: »Ja, manchmal vermisse ich meinen alten Job in Russland.«
    »Der Lohn war ätzend.«
    »Aber die Macht war berauschend.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Vermissen Sie auch Ihren alten Job in Libyen?«
    Er schüttelte den Kopf und erwiderte: »Ganz und gar nicht.«
    An dieser Stelle könnte er womöglich gedacht haben, dass ich hergekommen war, um über die eine Sache zu reden, die wir gemeinsam hatten – und er hätte recht gehabt. Aber ich hatte gesagt, dass es sich nicht um einen offiziellen Besuch handelte, deshalb ließ ich mich, um zu meinem Wort zu stehen, von Boris zu unserem Lieblingsthema fragen.
    Er bot mir einen weiteren Drink an, den ich annahm. Wie viele Wodkas waren das? Für zwei hatte ich bezahlt, und das war mein zweiter spendierter. Im Dienst sind fünf mein Limit. Vier, wenn ich der Meinung bin, dass ich womöglich meine Knarre ziehen muss.
    Was dieses Thema anging, war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht als Einziger eine Waffe trug, auch wenn Boris seine Wumme möglicherweise versteckt hatte, falls er keinen Waffenschein besaß. Ach, auf die gute alte Zeit in der UdSSR, als noch das KGB regierte. Doch Geld ist auch nicht schlecht. Aber Geld und Macht sind am besten.
    Bevor Kate und ich Boris vor drei Jahren in der CIA-Zentrale begegnet waren, hatte man uns nicht vollständig über seinen Rang oder Titel beim alten KGB aufgeklärt, auch nicht, in welchem Direktorat er gewesen war oder was für Arbeit er gemacht hatte. Aber hinterher hatte uns ein FBI-Agent anvertraut, dass Boris ein Agent von SMERSH gewesen war, was so viel hieß wie dass er die Lizenz zum Töten hatte – eine Art böser James Bond. Wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte ich ihm trotzdem begegnen wollen, aber ich glaube nicht, dass ich ihn so charmant
gefunden hätte. Was Kate angeht – nun ja, die stand schon immer auf schlimme Typen.
    Ich nehme an, dass es mir eigentlich egal war, womit Boris in der Sowjetunion seine Brötchen verdient hatte; das war vorbei. Aber mir machte zu schaffen, dass er sich an einen Schurkenstaat verkauft und einen Mann wie Asad Khalil ausgebildet hatte. Ich bin mir sicher, dass er es bereute, aber der Schaden war angerichtet, und er war beträchtlich.
    Da ich ohnehin stand, nutzte ich die Gelegenheit, in dem großen Raum herumzulaufen und mir die Habseligkeiten anzuschauen. Boris war gern bereit, mir etwas über die Ikonen, die lackierten Holzkästchen, das Porzellan und all die anderen Schätze zu erzählen.
    »Das sind lauter Antiquitäten und ziemlich wertvoll«, sagte er.
    »Deshalb haben Sie so gute Sicherheitsvorkehrungen«, merkte ich an.
    »Ja, ganz recht.« Er sah, dass ich ihn anschaute, deshalb fügte er hinzu: »Und das Wertvollste hier bin natürlich ich.« Er lächelte, dann erklärte er: »In diesem Gewerbe kann man sich Feinde machen.«
    »Genau wie in Ihrem letzten Gewerbe«, erinnerte ich ihn.
    »Und in Ihrem ebenfalls, Mr Corey.«
    »Vielleicht sollten wir uns beide ein anderes Gewerbe suchen«, schlug ich vor.
    Er dachte darüber nach und sagte ganz zu Recht: »Das alte Gewerbe wird einen immer verfolgen.«
    Das war mein Stichwort, um zu sagen: Was das angeht, habe ich eine schlechte Nachricht und sogar eine noch schlechtere, aber ich wollte mir erst ein besseres Bild von dem Mann machen. Ich meine, ich war nicht hier, um ihm einfach eine Warnung zukommen zu lassen; ich war hier, um Hilfe bei einem Problem zu bekommen, das

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