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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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paar Schritte weiter und lief langsam über den Patio auf mich zu.
    Er trug einen langen schwarzen Mantel, der für diese Jahreszeit zu dick war, und hatte einen großen Sack bei sich, wie es bei Obdachlosen üblich ist, und als er näher kam, konnte ich allmählich seine Züge erkennen.
    Ich behielt ihn im Auge, aber es war nicht Asad Khalil – auch wenn er einer seiner Kumpel sein könnte.
    Er setzte sich neben mich auf die Bank und sagte: »Wie geht’s?«
    »Meine Frau ist tot, und ich habe vor, mich im See zu ertränken. «
    »Echt? Tut mir leid, Mann.« Dann fügte er hinzu: »Hey, so schlimm is das doch nicht.«
    Stark meldete sich. »Mit wem reden Sie?«
    »Weiß ich nicht«, erwiderte ich. »Moment.« Ich fragte den Gentleman: »Wie heißen Sie?«
    »Skip. Und du?«
    »Tom Walsh. Moment.« Ich sprach in mein Kondensatormikro. »Das ist Skip.«

    »Skip wer?«
    Bevor ich Skip weiter ausfragen konnte, fragte er mich: »Mit wem redest du?«
    »Mit mir selbst. Reden Sie nicht mit sich selbst?«
    »Verdammt, nein. Bloß Irre reden mit sich selber.«
    »Jäger«, fragte Stark, »wer ist das?«
    »Sind Sie ein arabischer Terrorist?«, fragte ich Skip.
    »Yeah«, erwiderte er. »Ich bin ein arabischer Terrorist.«
    »Er sagt, er ist ein arabischer Terrorist«, sagte ich in mein Mikro.
    »Was zum Teufel machen Sie da? Sehen Sie zu, dass Sie den Kerl loswerden.«
    »Verstanden.« Ich wandte mich an Skip. »Sie müssen abhauen. «
    »Sagt wer?«
    »Die Stimme in meinem Kopf.«
    »Haste ’n paar Kröten für mich übrig?«
    »Ich geb ihm ein paar Kröten«, sagte ich zu Stark, »aber möglicherweise wollen Sie ihn überprüfen, wenn er geht.« Und ich fügte hinzu: »Bringen Sie mir mein Geld wieder.«
    Ich hörte ein paar Lacher vom Überwachungsteam über meinen Kopfhörer.
    Skip fragte erneut: »Mit wem redest du, Mann?«
    »Mit Außerirdischen.« Ich holte zwei Dollar aus meiner Tasche, aber Skip war schon abgezischt.
    Ich beschloss, es ihm gleichzutun, und sagte: »SE Eins, Jäger ist unterwegs.«
    »Verstanden.«
    Ich steuerte das nächste Gewässer an, den Belvedere Lake, der etwa fünfhundert Meter weiter nordwestlich lag.
    Ich spazierte langsam durch eine Gegend, die Ramble heißt, dicht mit Bäumen bestanden und gut für einen Hinterhalt geeignet ist, obwohl ich allem Anschein nach weit und breit der
einzige Mensch war. Aber manchmal hat man das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Ich kam zum Belvedere Lake, und Stark sagte zu mir: »Spazieren Sie um den See.«
    Also lief ich langsam um den Belvedere Lake, der auch Turtle Pond genannt wurde und heute Nacht vielleicht Lockvogelsee. Ich beendete meinen Spaziergang, ohne jemand Interessantem begegnet zu sein, und blieb bei einem Gebäude namens Belvedere Castle stehen, wo ich mich auf eine nasse Bank setzte und auf das Gewässer blickte.
    »Jäger ruht sich aus«, sagte ich.
    »Wir haben Sichtkontakt«, erwiderte Stark und fügte hinzu: »Niemand ist Ihnen gefolgt. Aber bleiben Sie eine Weile sitzen.«
    Also saß ich fünfzehn bis zwanzig Minuten da, dann sagte Stark: »Wir glauben, wenn Sie Gesellschaft hätten, wüssten wir es mittlerweile. Deshalb streichen wir das Reservoir vielleicht.«
    »Es macht mir zu viel Spaß«, erwiderte ich.
    Ich meinte über Kopfhörer ein paar Ächzer zu hören, dann sagte Stark: »Ihre Entscheidung.«
    Ich stand auf und sagte: »Jäger unterwegs. Wie soll ich laufen?«
    »Um die große Liegewiese, nach Westen«, erwiderte er.
    »Verstanden.«
    Ich lief los und umging die große Liegewiese auf einem Weg, der an einem von Bäumen bestandenen Areal vorbeiführte. Außer einem Typ auf einem Fahrrad, der auf mich zukam, war weit und breit niemand. Ich lief weiter, und als er näher kam, sah ich, dass er mich anschaute, worauf ich die Hand auf meinen Smith & Wesson legte.
    Eine Stimme in meinem Kopfhörer sagte: »Jäger, ich bin der Knabe auf dem Fahrrad.«
    »Verstanden.«
    Er passierte mich, nickte mir kurz zu und fuhr weiter.

    Ich ging ebenfalls weiter. Links von mir, zwischen den Bäumen, sah ich einen Typ, der seinen Hund ausführte. Der Hund schnupperte herum, wie es Hunde machen, wenn sie kacken sollen, und sein Herrchen sprach in sein Handy und sagte vermutlich zu seiner Frau oder besseren Hälfte: »Warum muss ich immer den Hund ausführen, wenn es regnet? Es ist dein Hund.« Und so weiter und so fort. Habe ich auch schon erlebt.
    Ich setzte meinen Weg fort, warf aber einen Blick zu dem Gassigeher, um sicherzugehen, dass er

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