Der Löwe
deshalb hatte ich eine braune Windjacke an und einen braunen Regenhut auf dem Kopf. Es war eine bekloppte Kombination, und ich konnte nur hoffen, dass ich niemandem über den Weg lief, den ich kannte. Außer natürlich dem Libyer. Vor allem aber hoffte ich, dass Khalil oder seinen Kumpeln nicht klarwurde, dass ich so gekleidet war, damit ich in der Dunkelheit gesehen wurde.
Stark und ich gingen das Unternehmen durch, und ich ließ mir von ihm eine Karte vom Park geben, nur für den Fall, dass ich mich verlaufen sollte, was mir dort manchmal passiert. Ich überprüfte die Funkverbindung meines Mikros, und wir überzeugten uns davon, dass mein Peilsender eingeschaltet war und funktionierte. Ich hatte natürlich meine Kevlarweste an, meine Glock in einem Hüftholster, und der S & W steckte links in meinem Waffengurt, damit ich ihn über Kreuz schneller ziehen konnte.
Stark bemerkte das in der Scheide steckende Kampfmesser an meinem Waffengurt, gab aber keinen Kommentar dazu ab.
Wie vorgeschrieben hatte ich auch meine Handschellen dabei, aber ich bezweifelte ernsthaft, dass ich sie benutzen würde.
Nach dem Motto, »bring ihn lebendig zurück«, bot mir Bob
eine Dose Reizgas an, worauf ich sagte: »Danke, aber ich habe meine Handtasche vergessen.«
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ich startklar war, sagte er zu mir: »Okay, ich sitze in einem Funkwagen. Ich bin SE Eins, und Sie sind Spaziergänger – «
»Jäger.«
»Das geht nicht … okay, Sie sind Jäger. Wie Sie wissen, ist das Mikro ständig eingeschaltet, daher kann Sie jeder in den Überwachsungsteams, bei der Überwachungsabwehr und den SEK-Teams hören, wenn Sie etwas sagen. Aber um den Funkverkehr so weit wie möglich einzuschränken, werden meine Teams per Handy mit mir sprechen, und ich werde es an Sie weitergeben – wenn es dringend sein sollte, werden Sie über Ihr Funkgerät direkt von einem Mitglied der Überwachungsteams verständigt.
»Verstanden.«
»Weidmannsheil, Detective«, sagte er zu mir.
»Falls es spät wird und das Wetter noch schlechter, geben Sie mir dann Bescheid, wenn die FBI-Jungs heimgehen?«, sagte ich zu ihm.
Er lächelte und riet mir: »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Witze übers FBI.«
»Okay, okay.«
Und dann zog ich los.
Ich ging hinaus und blieb unter den Lichtern der Markise stehen, dann lief ich zur Bordsteinkante, blieb dort wieder einen Moment lang stehen und tat so, als wäre ich niedergeschlagen oder unschlüssig. Das war die einzige Stelle, wo ich von den Schurken entdeckt werden konnte, deshalb trödelte ich etwas herum, ohne dass es zu offensichtlich wirkte.
Die East 72 nd Street ist eine breite, mehrspurige Straße, die in beiden Richtungen befahren wird und auf der reger Verkehr herrscht, deshalb konnte ich nur schwer feststellen, ob mich jemand von der Straße aus oder aus einem Auto beobachtete –
aber das Überwachungsteam hätte das mittlerweile bemerkt, und Stark redete nicht über meine Kopfhörer mit mir.
Eingedenk dessen, dass Khalil diese Sache jahrelang geplant und hier Unterstützung hatte, nahm ich an, dass Khalils Freunde ein Apartment oder ein Büro an dieser Straße gemietet hatten. Und wie ich Paresi ebenfalls erklärt hatte, würden diese Typen meine Haustür rund um die Uhr mit einem Minicamcorder überwachen, den sie an einem dieser zig Fenster angebracht hatten. Das war die übliche Methode bei einer Überwachung aus sicherer Entfernung, und man brauchte dazu nur Geld, das nötige Personal und Typen, denen es nichts ausmachte, Tag und Nacht auf einen Monitor zu glotzen und sich meine Haustür anzuschauen. Wenn man jemanden umbringen will, ist es gut zu wissen, wo der Betreffende ist und wohin er geht.
Ich wandte mich nach rechts und lief in Richtung Central Park. Wenn man mich gesehen hatte, würde Abdul mittlerweile Amin anrufen, der seinerseits Asad anrief.
Ich ging langsam den Gehsteig entlang, der trotz der Uhrzeit und des Nieselregens voller Menschen war. Jetzt, da ich unterwegs war, kam mir in den Sinn, dass es eine Weile dauern könnte, bis Khalil zum Park gelangte, wenn er nicht in unmittelbarer Nähe untergekrochen war, und sich mit seinen Freunden, die mir folgten, in Verbindung setzen konnte. Und wenn sie keine Profis waren, würden sie mich möglicherweise verlieren, bevor Khalil aufkreuzte.
Deshalb … wenn sie ein Apartment oder Büro an der East 72 nd Street hatten, war es unter Umständen nicht nur ihr Überwachungsposten, sondern auch
Weitere Kostenlose Bücher