Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
gemacht.«
    Ich lief weiter und glaubte, dass immer noch die Chance bestand, Feindkontakt aufzunehmen. Doch der Feind wusste entweder nicht, dass ich im Park war, oder man hatte mich gesehen und es Khalil gemeldet, aber der hatte die Falle gerochen. Aber ich war bereit, das Ganze noch mal zu machen, morgen Nacht
und die Nächte darauf, solange Walsh und Paresi glaubten, dass es funktionieren könnte, und die entsprechenden Leute dafür abstellten. Im Grunde genommen war es die einzige Möglichkeit, die wir hatten. Ansonsten würden wir Khalil nur finden, wenn wir abwarteten, bis er gegen uns losschlug.
    Vor mir war die Skulptur mit den Figuren aus Alice im Wunderland , und ich blieb stehen und schaute sie mir an. Der verrückte Hutmacher erinnerte mich an Tom Walsh.
    Ich setzte meinen Weg fort, verließ den Park an der Fifth Avenue, Ecke 72 nd Street, und machte mich auf den Heimweg. Die Straße war um diese Uhrzeit ruhig, und es regnete ein bisschen stärker.
    »Morgen Nacht versuchen wir’s an einem anderen Ort«, sagte Stark.
    »Danke an alle. Gut gemacht«, sagte ich.
    Etwa acht, neun Stimmen bestätigten.
    Ich ging in meine Lobby, und ausgerechnet Special Agent Lisa Sims hatte Dienst. »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie mich.
    »Eine gute Generalprobe.«
    Sie nickte. »Die Sache mit Ihrer Frau tut mir leid.«
    »Danke. Der geht’s schon wieder besser.«
    »Gut.« Sie holte etwas aus ihrer Hosentasche und gab es mir. Es war ein Silberdollarjeton vom Taj Mahal. »Als Glücksbringer«, sagte sie.
    Ich lächelte. »Danke. Beim letzten Mal hat’s geklappt.«
    Sie lächelte ebenfalls und sagte: »Sie sehen aus, als ob Sie eine Portion Schlaf gebrauchen könnten.«
    »Yeah. Aber Sie müssen wach bleiben.«
    »Richtig … tja, falls Sie nicht schlafen können. Ich bin hier.«
    Wie soll ich das verstehen?
    Ich wünschte ihr einen guten Abend, ging zum Aufzug, stieg ein und zog meine Glock. Mit gezogener Knarre betrat ich meine Wohnung. Ich hatte sämtliche Lichter angelassen, und sie waren
auch noch alle an. Ich suchte die Zimmer ab, kehrte zur Tür zurück und verriegelte sie.
    Der Riegel an sich war gut, aber nicht großartig, obwohl ich mir nie Gedanken darüber gemacht hatte. Doch wenn jemand eine Ramme dabeihatte, konnte er mit ein, zwei Stößen das Schloss und den Riegel knacken.
    Ich wurde weder paranoid noch nervös – ich dachte bloß an den Fall der Fälle. Diese bösen Jungs konnten manchmal schlau und gerissen sein, aber schlaue Leute wissen, wann sie nicht gerissen sein dürfen und wann sie brutale Gewalt anwenden müssen. Schnelligkeit, Überraschungsmoment und Frontalangriff  – und schon würde ich vom Balkon aus vierunddreißig Stockwerke tief stürzen, ohne Fallschirm, und Khalil würde mir zum Abschied zuwinken und hinterherrufen: »Ihr letzter freier Fall, Mr Corey!« Klatsch.
    Das verlangte nach einem Drink, aber es verlangte auch danach, dass ich stocknüchtern blieb. Also gönnte ich mir einen halben Drink. Ich hasste diesen Mistkerl.
    Ich zog die Couch in den Vorsaal und schob sie vor die Tür.
    Dann zog ich mir trockene Sachen an und setzte mich auf meinen La-Z-Boy. Ich schaltete den Fernseher ein und stieß auf einen großartigen alten John-Wayne-Film: Danger Rides the Range , und als der Duke in eine Schießerei mit den Bösewichtern geriet, richtete ich meinen Revolver auf den Bildschirm und half ihm. Peng, peng . Pass auf, Duke! Peng.
    Gegen zwei Uhr morgens ging ich ins Bett. Die Schlafzimmertür hat ein gutes Schloss, wie ich bei zwei Frauen und einer Freundin auf die harte Tour festgestellt hatte, und zum ersten Mal war ich es, der sie abschloss.
    Ich war stinksauer, dass ich so leben musste; das Ganze lief meiner Ausbildung und meinen natürlichen Instinkten zuwider, denn normalerweise bin ich derjenige, der in die Offensive geht. Aber manchmal muss man einfach warten, bis der andere
seinen Zug macht, und wenn er es tut, ist das Spiel schnell vorbei.
    Ich sank in einen unruhigen Schlaf und träumte, dass Khalil und ich von entgegengesetzten Seiten aus eine Arena betraten und aufeinander zuliefen. Es war Nacht, das Stadion war leer, es war sehr ruhig, nur ein paar Strahler waren an, dunkle Schatten lagen auf dem Feld, und wir liefen durch Licht und Dunkelheit, als wir uns einander näherten. Und schließlich standen wir uns in einem Lichtkreis gegenüber, nur ein paar Schritte voneinander entfernt. Wir nickten beide, er zog ein Messer aus seinem Gürtel, und ich sah, dass es mit

Weitere Kostenlose Bücher