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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Apartment ist so was einfacher, aber selbst wenn im Mietvertrag »al-Qaida – Abfallbeseitigung« steht, braucht man einen Durchsuchungsbefehl.
    Ich schaute mich noch einmal um, aber in dem Apartment war nichts, was darauf hindeutete, dass es irgendetwas anderes als eine Junkiebude oder vielleicht eine Absteige für illegale Ausländer war. Aber nicht in dieser Gegend. Und aus purem Zufall in Sichtweite meines Hauses.
    »In der Spüle ist ein nasser Schwamm, folglich …«, sagte Paresi zu mir. »Wie lange dauert es, bis ein Schwamm trocken ist?«
    »Was für eine Farbe hat er?«
    »Blau.«
    »Sechs Stunden.«
    Ich lief um die Matratzen herum, ging zu einem der zwei Fenster und öffnete es. Ich schaute nach links, sah mein Gebäude und meinen Balkon. Ein leichter Schuss. Außerdem nahe genug, um irgendwo eine auf meine Haustür gerichtete Überwachungskamera aufzustellen.
    Ich trat zurück und betrachtete das Fensterbrett.
    »Hier drüben«, sagte Paresi.
    Ich ging zum zweiten Fenster und blickte auf das breite, gestrichene Brett. Der Großteil war mit einer Staubschicht bedeckt,
aber in der Mitte war eine Stelle, an der er verwischt war. »Da haben sie den Weinkühler abgestellt«, mutmaßte ich.
    »Yeah. Und das Verbindungskabel hat vom Weinkühler zum Fernseher geführt.«
    Wir gingen beide zum Fernseher, einem ziemlich neuen Gerät, an das zwar keine Videokabel angeschlossen waren, das aber eine Buchse für einen Videokameraanschluss hatte. Die John-Corey-Show. Reality TV.
    »Wenn diese Typen Sie also beobachtet haben, dann haben sie gesehen, wie Sie bei Ihren Spaziergängen Ihr Apartment verlassen haben«, sagte Paresi und fügte hinzu: »Und sie haben gesehen, wie wir Wein getrunken und Pizza gegessen haben.«
    »Richtig.« Und sie hatten nichts unternommen. Weil Khalil seine eigenen Pläne hatte. Außerdem hatten sie gesehen, wie ich ein paarmal am Tag in ein Auto stieg, doch ich wusste nicht, ob sie mir zum Heliport oder zum Bellevue gefolgt waren. Aber ich glaube, unser Beschattungsfahrzeug hätte das bemerkt. Trotzdem war es irgendwie beunruhigend und unheimlich.
    Paresi dachte nach, dann sagte er: »Okay, wir haben es also mit drei, vier ausländisch aussehenden Typen zu tun, die nahöstliche Küche mögen, und zufällig haben sie freie Sicht auf Ihr Gebäude, und wir wissen, dass Asad Khalil Sie umbringen will. Können wir also davon ausgehen, dass die Leute, die hier gewohnt haben, arabische Terroristen waren, die Sie ausgespäht haben? Oder ist das bloß ein Zufall?«
    »Der Zufall ist verdächtig«, pflichtete ich ihm bei. »Und hier ist ein weiterer Zufall – kurz bevor diese Typen abgezogen sind, ging der Hinweis ein. Ich erinnere nur an den nassen Schwamm. Deshalb – und das können Sie mir ruhig glauben –, war der Hinweisgeber einer von Khalils Jungs.«
    »Das ist großartig, John. Und jetzt sollen wir annehmen, dass sich Khalil und seine Kumpel in die Sandlande abgesetzt haben. «

    »Richtig. Aber warum sollte dieser Hinweisgeber die Antiterror-Task Force anrufen und nicht die Cops oder die FBI-Außenstelle? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass diese Leute dumm sind«, trumpfte er auf.
    »Sie verstehen sich des Öfteren nicht auf die hohe Kunst der Täuschung«, pflichtete ich bei. »Aber jetzt habe ich da so meine Zweifel.«
    Er nickte und sagte: »Es sieht zwar sehr nach einem Trick aus, damit wir glauben, Khalil und seine Kumpel wären weg, aber wir müssen das trotzdem in Betracht ziehen und uns dementsprechend verhalten.«
    Jetzt wäre möglicherweise der richtige Zeitpunkt, um Paresi mitzuteilen, dass ich unlängst mit dem betreffenden Drecksack geplaudert hatte und dieser Drecksack angedeutet hatte, dass er abhauen wollte. Aber wollte ich bestätigen, dass diese Möglichkeit bestand?
    Außerdem hätte ich das rechtzeitig melden müssen – so wie ich auch meine Kontaktaufnahme mit Boris Korsakov unverzüglich hätte melden müssen. Folglich hatte ich jetzt ein Problem, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um reinen Tisch zu machen; ich würde es tun, wenn ich in der Wildnis von Minnesota war, wo es die reinste Erlösung wäre, wenn man mir mit Disziplinarverfahren drohte.
    Außerdem würde ich wegen dienstlicher Verfehlungen sofort von dem Fall abgezogen werden, wenn ich jetzt reinen Tisch machte. Und ich hatte noch etwa vierundzwanzig Stunden Zeit, bis ich ins Exil musste.
    Also sagte ich zu Paresi: »Sie haben mich gestern nicht zurückgerufen.

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