Der Löwe
meine Frau«, sagte ich und erklärte: »Wir haben uns bei dem Fall kennengelernt.«
Und jetzt, dachte er vermutlich, war sie möglicherweise vom selben Typ ermordet worden.
»Sie wird durchkommen«, sagte ich zu ihm und zu mir.
Er schaute mich an und fragte sich, dessen bin ich mir sicher, wie ich darauf kam. Die Schwestern hatten ihm etwas anderes erzählt, und gedanklich ging er bereits von einem Mord aus. Ich war schon zu oft in seiner Lage gewesen und hatte nicht gewusst, ob es das Opfer schaffen würde.»Glauben Sie, dass dieser Typ Komplizen hatte?«, fragte Miller mich.
»Er ist ein Einzelgänger«, sagte ich und fügte hinzu: »Als er
das letzte Mal in den USA war, hatte er ein paar ahnungslose und widerwillige Komplizen, aber er hat sie alle umgebracht. Deshalb tauchen hier in der Gegend vielleicht ein, zwei Leichen auf.«
Miller notierte sich das, trank einen Schluck Kaffee und stellte noch ein paar Standardfragen, die ich beantwortete.
Ich wollte der Staatspolizei dabei helfen, Asad Khalil dingfest zu machen, aber mit den üblichen kriminalpolizeilichen Methoden würden sie das nicht schaffen. Sollten sie ihn fassen, dann nur mit einer gehörigen Portion Glück, wenn sie zum Beispiel das richtige Auto anhielten oder ein Einheimischer einen seltsam aussehenden Typen meldete, der im 7-Eleven einen Kamelburger verlangt hatte.
Außerdem war es durchaus möglich, dass Khalil in diesem Moment schon im Krankenhaus war.
»Wir haben es mit einem bestens ausgebildeten Profikiller zu tun, der nicht die üblichen Fehler macht, auf die wir uns verlassen, wenn wir nach irgendwelchen minderbemittelten Mördern fahnden«, sagte ich zu ihm. »Asad Khalil hat keine Angst, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie wir Angst verstehen, aber er ist auch kein Selbstmörder. Er ist sehr zielstrebig, und er hatte sich vorgenommen, meine Frau umzubringen und mich dabei zusehen zu lassen. Dieses Ziel hat er verfehlt … was er möglicherweise nicht weiß. Deshalb bitte ich darum, dass man das Krankenhaus und das Zimmer meiner Frau weiterhin rund um die Uhr unter Polizeischutz stellt, bis ich sie in die Stadt bringen kann.«
Miller nickte und sagte: »Wird gemacht.« Dann fragte er mich: »Möchten Sie ebenfalls Personenschutz?«
»Ich kann mich selber schützen.«
Ich bin mir sicher, dass er dachte, berühmte letzte Worte , aber er war einmal mehr höflich und kollegial: »In Ordnung. Haben Sie eine Waffe bei sich?«, fragte er mich.
»Ja.«
»Gut. Wo ist die Waffe Ihrer Frau?«, fragte er dann.
»Sie war nicht in ihrem Overall«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Möglicherweise hat sie der Täter, oder sie ist über der Landezone rausgefallen. Es ist eine Glock, Kaliber .40, eine FBI-Waffe. «
Miller notierte sich das und sagte: »Wir werden einen Suchtrupp raus zur Landezone schicken.«
»Die Sanitäter können Ihnen genau sagen, wo sie gelandet ist«, riet ich ihm und fügte für seinen Bericht hinzu: »Die Tat fand etwa achttausend Fuß darüber statt.«
Er nickte und sagte: »Unglaublich.«
»In der Tat. Dieser Fallschirmspringerclub hatte am Boden eine Videokamera laufen, daher ist der Vorfall möglicherweise auf Film festgehalten.«
Er schrieb mit und erkundigte sich nach dem Fallschirmspringerclub.
»Es ist eine lose Vereinigung«, erwiderte ich, »und ich bin mir sicher, dass Asad Khalil kein zahlendes Mitglied ist. Halten Sie sich an einen gewissen Craig Hauser. Er kann Ihnen weiterhelfen«, schlug ich vor. Ich fragte mich, ob der Club die nächsten beiden Sprünge durchgezogen hatte. »Möglicherweise sind noch alle am Flugplatz«, sagte ich zu Miller. »Alle Clubmitglieder wohnen im High Top Motel in Monticello.«
»Wo ist der Dienstausweis Ihrer Frau?«, fragte er mich.
»Den habe ich an mich genommen. Aber ihr Nextel-Handy fehlt allem Anschein nach«, erklärte ich ihm.
Er dachte darüber nach und sagte: »Wenn der Täter ihr Telefon hat, hat er ihr gesamtes Telefonverzeichnis. Es sei denn, man braucht einen Zugangscode.«
Unfassbarerweise brauchte man keinen Zugangscode zum Telefonverzeichnis. Man konnte auch alle Textmitteilungen ohne einen Code abrufen. Nur die Voicemail war mit einem
Code gesichert. Wenn also das Handy eines Agenten in die falschen Hände geriet – was in diesem Fall möglicherweise so war –, hatte die unbefugte Person, also Asad Khalil, das Telefonverzeichnis des Agenten und konnte auf alle eingehenden SMS zurückgreifen wie auch selber welche senden. Zudem war in dem
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