Der Löwe
Asad Khalil hatte höchstpersönlich dafür gesorgt, dass alle Mann an Bord durch »Giftgase« zu Tode kamen, bis auf ihn. Aber dieser Fall war wegen der nationalen Sicherheit und durch Desinformation auf der Regierungsseite so gut unter Verschluss gehalten worden, dass nur wenige Leute wussten, was tatsächlich vorgefallen war. Ich war einer der wenigen, die es wussten, aber es war nicht nötig, Ermittler Miller viel davon anzuvertrauen. Ich musste ihm nur genügend Hinweise liefern, damit er seine Arbeit machen konnte, deshalb sagte ich zu ihm: »Man nimmt an, dass der Verdächtige seinerzeit für den libyschen Geheimdienst tätig war.« Und ich fügte hinzu: »Er ist ein professioneller Attentäter.«
Ermittler Miller war wie die meisten Polizisten nicht übermäßig beeindruckt. Das Wort »Attentäter« kam in seinem persönlichen Vokabular nicht vor. Für ihn war der Verdächtige einfach ein Killer. Damit kam er klar, und ich ebenfalls.
Ermittler Miller kam auf die näheren Einzelheiten zu sprechen und erklärte mir: »Harris hat mir gesagt, dass Sie mit ihm gesprochen haben und dass er außerdem mit Ihrer Dienststelle gesprochen hat. Er hat mir ein paar Details zu dem Vorfall durchgegeben. Wir haben Leute in Uniform und Zivil im Eingangsbereich und auf dieser Etage postiert. Ein Mann steht vor dem OP. Außerdem haben wir von Ihrer Dienststelle zwei Fotos vom mutmaßlichen Täter gemailt bekommen, die wir auf elektronischem Weg an alle Autobahnstreifenwagen und die Ortspolizei in diesem und den angrenzenden Bezirken weiterleiten. «
»Gut.«
»Ihre Dienststelle hat uns auch ein Fahndungsplakat gemailt, und ich habe gesehen, dass das Justizministerium auf das Ergreifen
dieses Mannes eine Belohnung von einer Million Dollar ausgesetzt hat.«
»Das ist richtig.«
»Er ist ein Flüchtiger und wird von der Bundesjustiz wegen der Ermordung von Bundespolizisten gesucht. Ich nehme an, dabei handelt es sich um die bewaffneten Begleiter, die auf dem Flug dabei waren.«
»Genau.« Dazu drei Personen am Boden.
»Aber es liegen keine näheren Einzelheiten zu dieser … Flucht vor, beziehungsweise, was er nach diesen Morden getan hat.« Er schaute mich an, als wollte er von mir Auskunft.
»Nun ja, ich spreche die Worte ›nationale Sicherheit‹ nur ungern aus, aber darauf läuft es im Grunde genommen hinaus«, erwiderte ich und erklärte ihm: »Eingedenk dessen legen ich und meine Dienststelle Wert darauf, dass Ihre Leute die Medien von diesem Krankenhaus fernhalten, und ich möchte Ihr Hauptquartier und diese Klinik darauf hinweisen, dass keine medizinischen Berichte freigegeben werden dürfen – keine Namen und keine Einzelheiten zu dem Vorfall. Überhaupt nichts .«
»Ihre Dienststelle hat das schon klargestellt.« Ermittler Miller fragte sich vermutlich, wie diese Sache an einem ruhigen Sonntagnachmittag in seinem Schoß gelandet war.
Er hakte zum Thema nationale Sicherheit nicht weiter nach, sondern fragte mich: »Sind Sie sich absolut sicher, dass es sich bei der Person, die Sie bei Ihrem Absprung gesehen haben, um den Mann auf dem Fahndungsplakat handelt? Um Asad Khalil?«
»Das bin ich.« Diese Worte hätten ihm genügt, aber ich fügte hinzu: »Meine Frau und ich waren mit dem Fall befasst, bei dem es um die Morde ging, auf die sich das Fahndungsplakat bezieht. «
Er dachte darüber nach und sagte dann: »Dann … hat dieser
Typ also Ihre Frau angegriffen, weil … sie mit dem Fall befasst war?«
»Offenbar.«
»Hatte Ihre Frau jemals persönlichen Kontakt mit ihm?«, fragte er. »Hat sie ihn vernommen? Gegen sich aufgebracht?«
Nun ja, Kate und ich haben damals ein paar Handygespräche mit ihm geführt, und ich habe ihn eindeutig auf die Palme gebracht. Aber wenn ich persönlichen Kontakt mit ihm gehabt hätte, hätte es keine Vernehmung gegeben und einer von uns wäre jetzt tot. »Ich kann Ihnen keine näheren Einzelheiten nennen«, erwiderte ich, »aber ich kann Ihnen sagen, dass dies sein zweiter Anschlag auf uns ist.«
Er zog die Augenbrauen hoch und notierte sich das, dann fragte er: »Und der erste Anschlag erfolgte vor drei Jahren?«
»Richtig.«
»Dann haben Sie und Ihre Frau also gemeinsam an diesem Fall gearbeitet.«
Miller musste die Standardfragen stellen, aber sie waren für diese Ermittlung oder die Ergreifung des Täters nicht wichtig, und es war meine Aufgabe, ihm klarzumachen, dass alle diesbezüglichen Informationen der Geheimhaltung unterlagen. »Damals war sie noch nicht
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