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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Farbfoto an, das man vor drei Jahren in der amerikanischen Botschaft in Paris aufgenommen hatte, nachdem Asad Khalil eines Tages dort aufgetaucht war und erklärt hatte, er sei auf der Flucht vor der amerikanischen Justiz. Er wolle sich stellen und mit den amerikanischen Nachrichtendiensten zusammenarbeiten, hatte er gesagt. Lasst uns einen Deal machen. Er war zunächst von der CIA in Paris vernommen worden, bestand aber darauf, nach New York geflogen zu werden  – nicht nach Washington –, und machte dicht, bis man seinen Forderungen nachkam und ihn in eine 747 zum JFK setzte. Jemand hätte den Braten riechen müssen, aber Asad Khalil war ein derart hochrangiger Überläufer, dass die CIA, das FBI, der Nachrichtendienst des Außenministeriums und alle anderen vor lauter Freude alles vergaßen, was sie in der Ausbildung gelernt hatten, den gesunden Menschenverstand eingeschlossen.
    Kate Mayfield und ich hatten dem Team angehört, das zum JFK geschickt worden war, um Asad Khalil und seine beiden Begleiter, einen FBI-Agenten und einen CIA-Mann, in Empfang zu nehmen. Außerdem waren an diesem Tag Nick Monti und Meg Collins beim Empfangskomitee, die ebenso von Khalil ermordet wurden wie Nancy Tate, eine Zivilbedienstete, die eine nette Frau war.
    Die Überlebenden des Empfangskomitees waren Kate und ich, FBI-Agent George Foster und Mr Ted Nash von der CIA, der an diesem Tag dem Tod entrann und auch am 11. September 2001 mit knapper Not davonkam, aber schließlich durch Kate Mayfield den Tod fand. Das Leben ist komisch. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Ich schaute mir Khalils Foto genau an. Er war ein dunkelhäutiger Mann von Anfang dreißig mit einer Hakennase, zurückgekämmten Haaren und dunklen, tiefliegenden Augen. Die Libyer, so hatte ich erfahren, waren eine Mischung aus verschiedenen Völkern, die allesamt gern mit Schwertern spielten – eingeborene nordafrikanische Berber, Karthager, römische Eroberer, barbarische Vandalen und zu guter Letzt die arabischen Heerscharen des Islam.
    All das, so nahm ich an, steckte in Khalils Blut und in seinen Zügen, und dadurch hatte er sich als Ägypter, Italiener, Grieche und sogar als Israeli ausgeben können. Im Grunde seines Wesens war er jedoch ein Killer.
    Er konnte sogar ein bisschen Italienisch, aber auch Französisch und Deutsch, da er in diesen Ländern gelebt hatte und dort eingesetzt worden war. Außerdem sprach er ganz passabel Englisch. Bei meinen Handygesprächen mit ihm hatte ich zu meiner Freude festgestellt, dass er meine flapsige Ausdrucksweise verstand, zum Beispiel, als ich ihn als Kamelficker bezeichnete und durchklingen ließ, dass seine Mutter mit Muammar al-Gaddafi vögelte, dem libyschen Staatschef. Ja, Kollege Miller, ich habe ihn eindeutig auf die Palme gebracht. Und offenbar war er immer noch sauer. Ich auch.
    Ich gab dem Staatspolizisten das Foto zurück und sagte: »Dieser Mann hat in ganz Europa und Amerika Menschen umgebracht, darunter auch Polizisten. Er ist sehr gefährlich und sehr gerissen, und er ist bekannt dafür, dass er vor Ort bleibt, um einen Job zu Ende zu bringen.« Und ich fügte hinzu: »Seine Gesichtszüge sind unverwechselbar, und dennoch hat er es immer wieder geschafft, sein Äußeres zu verändern.« Ich riet den beiden: »Was sich nicht verändert, sind seine Augen. Wenn ihr also diese Augen seht, ist das möglicherweise das Letzte, was ihr jemals sehen werdet. Seid sehr wachsam. «

    Die beiden schauten mich an, als wäre ich ein bisschen neben der Spur, aber sie nickten höflich.
    Als ich zum Warteraum der Chirurgie ging, klingelte mein Handy, und ich sah, dass der Anruf von der Privatnummer des Bosses kam, von Tom Walsh, verantwortlicher Special Agent des FBI bei der New Yorker Antiterror-Task Force.
    Ich meldete mich, und Walsh sagte: »John, es tut mir so leid. Wie geht es Kate?«
    »Ist noch im OP.« Ich behielt die Tür im Blick, die zu den Operationssälen führte.
    »Mein Gott … ich kann es kaum glauben.« Dann kam er zur Sache. »Ich habe mir Ihren Bericht an Janet angehört. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel sowie die unserer Kollegen bei den örtlichen Polizeidienststellen und denen des Bundes aufbieten, um diesen Mann zu fassen.«
    Ich dankte ihm natürlich, hielt das aber für selbstverständlich. Tom Walsh ist ganz okay, auch wenn wir unsere Reibereien hatten. Aber er ist ein politisches Tier und prüft etwa viermal am Tag, woher der Wind aus Washington weht. Dazu hält er, wie

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