Der Löwe
abgesehen haben, weil er ihn als Verräter betrachtet.«
»Ja … das ist ein guter Gedanke. Okay, ich spreche mit Gabe.«
Ich nutzte die Gelegenheit und sagte: »Könnten Sie vielleicht auch mit Walsh darüber sprechen, ob er mich als zuständigen Agenten für diesen Fall einsetzen will.«
Anscheinend war er auf diese Frage vorbereitet, denn er sagte: »Ich muss Walsh beipflichten, dass Sie nicht der beste Mann für diesen Job sind. Sie sind ja sowieso mit dem Fall betraut, und unter uns gesagt, ist es für Sie vielleicht besser, wenn Sie nicht der zuständige Agent sind. Dann müssen Sie sich mit weniger Blödsinn abgeben und haben mehr Freiheiten … um Ihr eigenes Ding durchzuziehen. Verstanden?«
Das hatte eine gewisse Logik und unterschwellige Aussagekraft. »Okay. Ich habe verstanden«, sagte ich.
»Gut.« Paresi wechselte das Thema. »Glauben Sie, das Arschloch hat hier noch einen anderen Auftrag? Ich meine, ist das für ihn nur persönliche Rache? Oder ist er hier, um irgendwas in die Luft zu jagen? Anthrax zu verbreiten? Oder so was?«
Das war eine gute Frage. »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte ich. »Aber mein Gefühl sagt mir, dass er seine eigenen Ziele hat, nämlich die Leute kaltzumachen, die ihn vor drei Jahren geärgert
haben. Dazu vielleicht noch ein paar Leute, von denen wir noch nichts wissen.«
Captain Paresi war von der nachrichtendienstlichen Einheit des NYPD gekommen, deshalb hatte er eine gewisse Ausbildung und Erfahrung auf diesem Gebiet. »Aber selbst wenn er diesmal nicht für den libyschen Nachrichtendienst tätig ist«, sagte er, »muss irgendjemand diesen Typ unterstützen – zum Beispiel al-Qaida –, und vielleicht hat er mit seinen Unterstützern vereinbart, dass er Geld und andere Mittel kriegt, damit er hier seine persönliche Rechnung begleichen kann, und im Gegenzug jagt er die Brooklyn Bridge oder irgendwas anderes in die Luft.«
»Das klingt plausibel. Was meint Walsh dazu?«
»Wir haben nicht über Vermutungen gesprochen. Im Grunde genommen will er nur, dass ich unsere Truppen aufbiete und diese Leute unter Beobachtung stelle.«
»Richtig. Khalil ist ein Einzelgänger, aber möglicherweise taucht irgendwas auf«, erklärte ich Paresi. »Zum Beispiel ein, zwei Leichen. Er bringt die Leute um, die ihm dabei helfen, andere Leute umzubringen.«
»Aha? Das ist nicht nett. Worum geht’s ihm denn?«, fragte er mich. »Ich weiß nicht, wie diese Sache anfing.«
»Sie fing am 15. April 1986 an, als Reagan einen Haufen Bomber losgeschickt hat, um Libyen kurz und klein zu machen«, erwiderte ich. »Asad Khalil hat bei dem Bombardement seine ganze Familie verloren.«
»Ohne Scheiß? Ich nehme an, er ist nach wie vor sauer«, stellte er fest.
»Offenbar. Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt«, erklärte ich. »Es liefert Khalil irgendwie eine Rechtfertigung für das, was er vor drei Jahren gemacht hat – und wir wollen die Medien nicht mit Fragen bezüglich der moralischen Abwägung verwirren.«
»Verstanden, wie auch immer. Was genau hat er vor drei Jahren gemacht?«, fragte er. »Ich meine, abgesehen davon, dass er seine beiden Begleiter und drei von unseren Leuten am Boden umgebracht hat?«
»Hat Walsh Chip Wiggins erwähnt?«, fragte ich Paresi.
»Nein. Wer ist das?«
Offenbar wollte Walsh diese Information nicht mit seinem Juniorpartner teilen. Und um gerecht zu Walsh zu sein, musste ich zugeben, dass alle Informationen über Asad Khalils ersten Aufenthalt in Amerika, wie schon gesagt, größtenteils streng geheim waren und nach wie vor festgestellt werden musste, wer unbedingt etwas darüber wissen musste. Nichtsdestotrotz sagte ich zu Captain Paresi: »Wiggins war einer der F-111-Piloten, die Tripolis bombardiert haben. Khalil kam vor drei Jahren mit einer Liste dieser Piloten hierher und fing an, sie zu ermorden. «
»Jesses …«
»Mehr darf ich Ihnen dazu nicht sagen, Captain, aber ich darf Ihnen verraten, dass Kate, ich und andere Khalil daran gehindert haben, Wiggins umzubringen.«
Captain Paresi dachte darüber nach und sagte dann: »Okay, ich kapier’s. Wissen wir, wo Wiggins ist?«
»Sein letzter bekannter Wohnsitz war in Ventura, Kalifornien. «
»Ich gehe jede Wette ein, dass Khalil weiß, wo er ist. Und dass Wiggins bereits tot ist«, schloss Paresi.
»Vermutlich.«
»Mit Sicherheit. Khalil dürfte sich zuerst um unerledigte Sachen gekümmert haben. Danach … Kate. Warum nicht Kate und Sie?«, fragte er.
»Er wollte,
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