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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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sehr gut über Mr und Mrs Corey informiert war. Wie hätte er sonst wissen können, dass wir am Sonntagmorgen aus einem Flugzeug springen würden? Dieser Typ mochte ein Einzelgänger sein, aber er hatte hier in New York eine große Unterstützertruppe. Womöglich al-Qaida.
    Als ich mich vom Fenster abwandte, kam Tom Walsh ins Zimmer. Wir schüttelten uns alle die Hand, und es ging los.
    Walsh warf einen dicken Aktenordner auf den Tisch und eröffnete die Sitzung. »Es gibt keine guten Nachrichten, deshalb fange ich mit den schlechten an.«

26
    B evor Tom Walsh zu den schlechten Nachrichten kam, schlug er vor, dass wir eine Schweigeminute für Gabe, seine Frau und seine Tochter einlegen sollten. Es war eine schöne Geste, und wir senkten alle den Kopf.
    Ich kenne nicht allzu viele muslimische Gebete, aber ich wusste, was für ein Gebet sich Gabe von mir gewünscht hätte, deshalb betete ich darum, dass ich Asad Khalil ausfindig machen und ihn für seine Untaten büßen lassen würde. Amen.
    Ein kurzes Wort zu Tom Walsh. Er ist ziemlich jung für diesen Job – etwa Mitte vierzig –, und Kate sagt mir immer, dass er gut aussieht, obwohl er meiner Meinung nach etwas von diesen gelackten Schönlingen auf den Reklamefotos für Herrenbekleidung hat.
    Das FBI achtet, wie man sich vielleicht vorstellen kann, auf das Privatleben seiner Agenten, und soweit ich weiß, führt Tom Walsh ein äußerst rechtschaffenes Leben, auch wenn ich den Verdacht habe, dass er Damenunterwäsche trägt. Ja, okay, war bloß ein Witz.
    Dem FBI ist es lieber, wenn seine Agenten verheiratet sind und Kinder haben, aber Mr Walsh war nie verheiratet, hat aber eine Langzeitbeziehung mit einer Anwältin. Ich habe seine bessere Hälfte bei ein paar geselligen Veranstaltungen der Dienststelle und einmal auch in seinem Apartment gesehen, und sie scheinen gut zueinander zu passen – kühl, distanziert, ehrgeizig und narzisstisch. Sie leben nicht zusammen, aber wenn ja, bräuchten sie getrennte Schlafzimmer für ihre Egos.

    Die Schweigeminute ging zu Ende, und Tom Walsh fing an. »Wir haben Chip Wiggins gefunden. Wie wir vermuteten, ist er tot«, teilte Walsh uns mit.
    Der pensionierte Air-Force-Offizier Chip Wiggins war also tot. Aber Asad Khalil war noch da. Ein anderer Mann wäre heimgefahren, Auftrag erledigt. Aber Khalil hatte eine neue Todesliste, auf der Kate, die Haythams und andere standen, möglicherweise auch meine Kollegen an diesem Tisch.
    Als Walsh seine Notizen zu Rate zog, wechselte ich einen kurzen Blick mit Paresi und Foster. Paresi hatte natürlich schon gewusst, dass Wiggins totwar, aberGeorge Foster wirkte überrascht und blasser als üblich. Er nahm einen langen Schluck Wasser.
    »Elwood Wiggins, alias Chip, war als Frachtpilot für eine Firma namens Alpha Air Freight mit Sitz in Santa Barbara, Kalifornien, tätig«, fuhr Walsh fort und lieferte uns ein paar Hintergrundinformationen zu Wiggins, die ich bereits kannte.
    Außerdem entsann ich mich, dass Chip Wiggins ein netter Kerl und ein Freigeist war – man könnte auch sagen verantwortungslos  – und nicht der Typ Mann, den man mit einem Düsenkampfflugzeug in Verbindung bringen würde, das Bomben auf feindliche Ziele warf. Das hatte er überlebt, nicht aber die Folgen davon.
    »Er hatte also einen geregelten Tagesablauf«, stellte Walsh fest, »was nicht gut ist, wenn jemand hinter einem her ist.«
    Danke, dass du uns das anvertraust, Tom. Ich nutzte die Gelegenheit und erinnerte alle daran, dass ich an diesem Fall gearbeitet hatte. »Wiggins ist auch schon vor drei Jahren für Alpha geflogen, als Kate und ich uns in seinem Haus in Ventura mit ihm getroffen haben«, sagte ich und erklärte meinen Kollegen: »Wir haben ihm dringend geraten, umzuziehen oder sich einen anderen Job zu suchen.« Womit ich ausdrücken wollte, dass wir alles getan hatten, was wir konnten, damit Wiggins von der Bildfläche verschwand, falls Khalil zurückkehren sollte.
    »Tja, er hätte den Rat annehmen sollen«, merkte Walsh an und fuhr fort: »Okay, folgendermaßen lief es ab. Die FBI-Dienststelle in Santa Barbara versuchte Wiggins am Sonntagnachmittag ausfindig zu machen, kurz nachdem sie von uns die entsprechende Anfrage erhielt, aber er war nicht daheim.«
    Walsh berichtete uns von der Suche des FBI nach Wiggins und kam dann zum Kern der Sache. »An diesem Nachmittag fuhr einer der Agenten, Scott Fraser, zu Alpha Air Freight am Santa Barbara Airport. Als Erstes fand er Wiggins’ blauen

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