Der Lord und die Betrügerin
Konnetabel, und Kelan versuchte, seine Besorgnis beiseite zu schieben. Was dachte er nur? Immerhin hatte er seine Frau schlafend im Bett zurückgelassen.
Oder die Frau, von der du glaubst, sie sei deine Frau.
»Ein weißes Kleid und darüber einen dunklen Umhang. Das Kleid sah aus wie das Kleid einer Bäuerin. Meine eigene Frau hat ein Kleid aus dem gleichen Stoff. Aber der Umhang war von einer vornehmen Frau oder von der Frau eines reichen Händlers, er war dick und tiefblau, beinahe schwarz und mit Pelz besetzt.«
Eine vornehme Frau.
»Der Umhang kann gestohlen sein«, sagte Kelan, um sich selbst zu überzeugen, denn Elyns Geständnis zusammen mit dieser eigenartigen Geschichte begann an seinem Unterbe- wusstsein zu nagen.
»Das könnte sein«, lenkte der Bauer ein.
»Hatte sie sonst noch etwas an sich, das merkwürdig schien?«, wollte der Konnetabel wissen.
Der Bauer schnaufte, dann sah er Kelan an. »Aye, das hatte sie.« Er bohrte die Spitze seines ausgetretenen rechten Stiefels in den Boden. »Als sie wegritt, hat sie mir zugerufen, dass ich mein Pferd zurückbekommen könnte. Ich müsse lediglich nach Penbrooke reiten.«
»Wieso das?«, fragte Kelan, während sich ein eisiger Wind auftat. Sein Vertrauen begann zu schwinden, und die böse Vorahnung, die er fühlte, wurde stärker. Etwas in den Augen des Bauern warnte ihn vor einer schlimmen Nachricht. Seine Finger umklammerten die Zügel fester.
»Weil sie gesagt hat: >Ich leihe mir dein Pferd nur, Bauer.<«, antwortete der Mann. »>Das Pferd wird morgen in Penbrooke sein, und ich werde dafür sorgen, dass mein Mann es dir zurückgibt^ Ich habe sie gefragt, wer dieser verdammte Mann denn sei, und sie lachte und sagte: >Weißt du das denn nicht, Bauer? Du erkennst mich doch sichere Ich habe ihr gesagt, dass ich sie nicht kenne, und sie hat wieder dieses verrückte Lachen ausgestoßen, hat ihr Haar über die Schulter geworfen und der alten Sadie die Fersen in die Seiten gestoßen. Und dann hat sie gesagt: >Ich bin die Lady des Schlosses. Elyn von Penbrooke, die Frau von Lord Kelan.<«
Kelans Kopfhaut prickelte. Sein Magen verkrampfte sich. Gütiger Himmel, was war er doch für ein Idiot gewesen. Er hatte das, was seine Frau ihm am gestrigen Abend gestanden hatte, als Spaß abgetan. Wie konnte sie nicht Elyn sein? Er musste dringend darüber nachdenken, denn seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, waren viele Fragen aufgetaucht. Bilder wirbelten in seinem Kopf, Bilder der kurzen Zeit, die er seine Frau kannte, der wenigen Tage, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Da war diese Hochzeit gewesen, als sie unter einem dichten Schleier verborgen gewesen war, dann ihre unerklärliche Krankheit sofort nach dem Hochzeits- schwur, eine Krankheit, die sie davon abgehalten hatte, während der Hochzeitsfeier neben ihm zu sitzen, ihrer eigenen Hochzeitsfeier. Nicht nur Elyn hatte an diesem Abend in der großen Halle gefehlt, auch ihre Schwester Kiera war während der ganzen Zeit, in der Kelan in Lawenydd gewesen war, nicht aus ihrem Zimmer gekommen.
Kelan begriff langsam. Es hatte noch etliche andere Hinweise gegeben, Zeichen, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Die Fläschchen, die in den Binsen versteckt waren und die er gefunden hatte: Blut und irgendeinen Trank, den man ihm in seinen Wein geschüttet und der ihn davon abgehalten hatte, klar zu denken. Elyns unerklärliche Abwesenheiten, als sie ihn beinahe wie einen Gefangenen in ihrem Zimmer eingesperrt hatte, während sie in den Wald geritten war... Ihr Zögern, nach Penbrooke aufzubrechen, die leisen Stimmen der Frauen von Lawenydd, als gäbe es Geheimnisse in den Mauern des Schlosses... Und dann, als er und seine junge Braut endlich in Penbrooke angekommen waren, hatte Morwenna behauptet, dass seine Frau nicht Elyn von Lawenydd sei. Er hatte all diese Ungereimtheiten beiseite geschoben, hatte nicht daran denken wollen, dass man ihn vielleicht betrogen hatte, aber jetzt... jetzt fragte er sich, ob er nicht ein totaler Vollidiot gewesen war.
Auf Drängen des Konnetabels waren sie durch die ganze Baronie geritten, um mit einigen Bauern zu sprechen, denen Vieh und andere Dinge gestohlen worden waren. Aber die Geschichte dieses Bauern hier klang völlig anders.
»Ich bin die Lady des Schlosses. Elyn von Penbrooke, die Frau von Lord Kelan.«
Das waren die eigenen Worte der Diebin gewesen. Sie drangen tief in Kelans Herz, und auch wenn er das Misstrauen leugnen wollte - es fraß sich nun fest in
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