Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
der die Leine hielt, die an den Fuß des Vogels gebunden war. »M'lady«, begrüßte der Falkner sie und senkte höflich den Kopf.
    »Oh, Malcolm, guten Tag.«
    »Den wünsche ich Euch auch.« Er schenkte ihr ein zahnloses Lächeln. Er, wie so viele andere, die im Schloss lebten, versuchte sein Bestes, um ihr das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, sich geborgen und zu Hause zu fühlen. Sie hatte schon viele der Namen gelernt.
    »Habt Ihr meinen Mann gesehen?«, fragte sie.
    »Aye, vor Stunden, im Stall.« Er kratzte sich den Kopf, und der Falke auf seiner Hand bewegte sich. »Ich denke, der Baron ist ausgeritten.«
    »Danke«, antwortete sie und war ein wenig enttäuscht, dass Kelan sie nicht aufgefordert hatte, mit ihm zu reiten, obwohl das natürlich ein dummer Gedanke war, den sie schnell beiseite schieben musste. Genauso, wie sie all die hitzigen Erinnerungen vergessen musste, Erinnerungen an die Zeiten, in denen sie einander geliebt hatten. Abwesend legte sie eine Hand auf ihren Bauch und dachte an das Kind, das sie vielleicht schon gezeugt hatten. Und was geschah dann? Sie biss sich auf die Lippe und war überrascht, wie stark ihr Wunsch nach einem Kind war, nicht nur nach einem Kind, sondern nach Kelans Sohn oder Tochter.
    »M'lady, ist alles in Ordnung mit Euch?«, fragte Malcolm und riss sie so aus ihren trüben Gedanken.
    »Oh, ja... danke.« Sie schenkte ihm ein verlegenes Lächeln und ging weiter in Richtung der Ställe, während der Falke ein leises Geräusch ausstieß. Ihr begegneten ein paar Jungen, die Eimer mit Wasser trugen, in denen lebende Aale zappelten, und eine dicke Frau schleppte einen Korb mit Kerzen. Kiera nickte ihnen allen zu und betrat schließlich den Stallhof, wo es entgegen der sonstigen Geschäftigkeit im Schloss überraschend ruhig war.
    Den Stallmeister konnte sie nirgendwo entdecken, aber der Junge, der ihm immer half, putzte das glänzende Fell eines riesigen schwarzen Hengstes. »Entschuldigung, Francis, hast du meinen Mann gesehen?«, fragte sie.
    »Den Lord? Er war vorhin hier«, berichtete der Junge und klopfte die Bürste aus. Staub und Pferdehaare segelten zu Boden. »Er ist mit dem Konnetabel weggeritten, um sich um einige Überfälle im Wald zu kümmern.«
    »Dann wird er wohl bald zurückkommen?«
    Der Junge zuckte mit einer Schulter. »Keine Ahnung«, gestand er, gerade in dem Moment, als das Pferd seinen mächtigen Kopf zu ihr drehte.
    Obsidian!
    Kiera sträubten sich die Nackenhaare. Dieses Pferd hatte sie vor drei Jahren im Wald verloren! Sie war sich ganz sicher. Ihr Herz raste, als sie das Tier anstarrte. Sein Fell glänzte blauschwarz im restlichen Sonnenlicht, das sich schwach durch die dicken Wolken kämpfte. Seine Augen waren weit geöffnet und musterten sie interessiert. Seine Ohren richteten sich nach vorn, und eine Locke seiner Mähne fiel ihm in die Stirn.
    Genau wie bei Obsidian. Wie war Kelan zu diesem Tier gekommen?
    »Das ist ein wunderschönes Pferd«, wandte sie sich an den Jungen, der die samtweichen Nüstern des Hengstes streichelte. Dort, auf einer Wange, hatte das Tier eine winzige Narbe, eine halbmondförmige Wunde von einem scharfen Metallstück des Zaumzeugs, das zerrissen war, als Obsidian noch ein Fohlen gewesen war. Der Hengst schnaubte, hob den Kopf, schüttelte ihn und wieherte leise. Kiera wusste ohne Zweifel, dass dies das Pferd ihres Vaters war. Sie schnalzte mit der Zunge, und seine Ohren richteten sich noch einmal auf. Sie pfiff leise, und er wieherte.
    »Jawohl, er ist ein herrlicher Hengst«, erklärte der Stalljunge voller Stolz. »So stark wie ein Ochse, aber schnell... und dazu ein guter Deckhengst. Er hat schon neun Fohlen gezeugt, gute Hengste und Stutenfüllen. Und zwei sind noch unterwegs.«
    »Lebt er schon immer hier?«, fragte Kiera, doch sie wusste die Antwort schon, ehe der Junge zu sprechen begann.
    »Nein. Wir haben ihn erst vor ein paar Jahren bekommen. Der Lord, nun ja, damals war er noch nicht der Lord, müsst Ihr wissen, aber er hat ihn mitgebracht, nach seiner Verbannungszeit. Lord Alwyn hatte sich das mit der Verbannung noch einmal überlegt und seine Meinung geändert, obwohl ich glaube, dass eher Lady Lenore dafür verantwortlich war. Auf jeden Fall ist Lord Kelan zurückgekommen und hat diesen Kerl hier mitgebracht.« Der Junge tätschelte den Rücken des Pferdes.
    Kiera überlegte fieberhaft, Entsetzen überspülte sie. Konnte es sein? War es möglich, dass Kelan dieser Halunke war, der sie damals im Wald

Weitere Kostenlose Bücher