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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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angegriffen hatte? Es stimmte, Obsidian war schon lange verschwunden gewesen, ehe Kiera im Wald aufgewacht war, aber deutete nicht die Anwesenheit des Pferdes darauf hin, dass Kelan der Mann gewesen war, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen? Der Gedanke war entsetzlich. Unglaublich. Doch musste sie nur an die Stunden der Liebe mit Kelan denken, um zu wissen, dass er kein Angreifer war, kein wilder Bandit, der eine Frau zwingen würde... Aber damals hast du ihn schließlich nicht gekannt, oder? Als er ein Verbannter war, ein Bandit, ein Pferdedieb, der aus seinem Zuhause verstoßen worden war. Sie musste sich bemühen, dass ihre Stimme nicht zitterte. »Hat Lord Kelan nie gesagt, woher er den Hengst hatte?«
    »Nein. Nicht, dass ich wüsste. Einige Leute glauben, dass er ihn gestohlen hat. Andere behaupten, er hätte ihn gewonnen. Baron Kelan hat es nie verraten.« Wieder zuckte er mit einer Schulter. »Aber Ares ist wirklich ein feines Tier.«
    »Ares?«, wiederholte sie, und der Gedanke, dass der Mann, mit dem sie schlief, vielleicht das Biest war, das sie vor drei Jahren beinahe vergewaltigt und getötet hätte, ließ einen eisigen Schauer durch ihren Körper rinnen.
    Nein! Nein! Nein! Das ist unmöglich. Kelan würde niemals...
    Doch sie dachte an seine Narben aus den Schlachten auf dem Rücken, an die tiefe Wunde an seiner Schulter, die leicht als Verletzung durch einen Pfeil erklärt werden konnte - Elyns Pfeil.
    Du darfst so etwas nicht einmal denken!
    Aber den Banditen hatte man nie gefunden, wer auch immer es gewesen war, der sie in dieser Nacht angegriffen hatte. Er war verschwunden, ein toter Körper war auch nie entdeckt worden. Kiera hatte angenommen, dass er irgendwo lebte... hoffentlich weit weg, und jetzt... Nein. Sie konnte nicht glauben, dass Kelan der Mann gewesen war, der in der Nacht damals aus den Schatten aufgetaucht war. Obwohl sie sein Gesicht nicht gesehen hatte, so hatte sie ihn doch gerochen, hatte seine raue Stimme gehört, seine groben Hände gefühlt...
    Der Kelan, den sie kannte, würde niemals... Nein, das war ganz undenkbar. Ein Fehler. Ein dummer, irriger Gedanke.
    Sie ignorierte die Zweifel, die an ihr nagten, tätschelte das Pferd und sagte: »Danke, Francis.« Als sie wieder zurück auf die große Halle zuging, kehrten ihre Gedanken zu der Nacht zurück, in der sie den kostbaren Hengst verloren hatte. In dieser Nacht hatte sie ihrer Schwester geschworen, sie dafür zu entschädigen, dass diese ihr das Leben gerettet hatte. Und jetzt hatte sie Kelans Mutter das Versprechen gegeben, dass diese Ehe - Elyns Ehe - gut gehen würde. Oh, sie brachte sich zunehmend mehr in Schwierigkeiten. Würde sie denn nie lernen?
    »Ich möchte kein Wort mehr davon hören«, keifte Wynnifrydd. »Wir werden heute Abend heiraten, und dabei bleibt es. Wenn du noch ein einziges Mal über diese elende Frau sprichst, Brock, dann schwöre ich, werde ich dir die Zunge herausschneiden!« Sie war so wütend, dass ihre Hände zitterten, als sie eine Haarsträhne unter ihren Kopfputz schob.
    Brock stand neben dem Feuer und wärmte sich die Rückseite seiner Beine. Er war bleich und fühlte sich todelend.
    Das ist nicht das liebevolle Stelldichein, das man von einer Braut und einem Bräutigam an ihrem Hochzeitstag erwartet, dachte Joseph und fühlte unverhohlene Freude darüber. Er hatte sie aus seinem Versteck heraus beobachtet, aus einem mit einem Vorhang abgetrennten Alkoven heraus, den er entdeckt hatte, als er den Auftrag übernommen hatte, Feuerholz in die obere Etage zu tragen. Jeder in Oak Crest - Diener, Bauern, Wachleute und sogar der Lord selbst - waren mit Dutzenden von Aufgaben zur Vorbereitung der Hochzeit beschäftigt. Schon jetzt waren einige Gäste mit ihren Dienern eingetroffen. Niemandem war also der unbekannte Mann in seinem Umhang mit dem dicken Schal aufgefallen, der Bündel von Eichenholz zum Kamin in der großen Halle getragen hatte.
    Joseph war es nicht schwer gefallen, Brocks geräumiges Zimmer mit seinem privaten Eingang und dem Alkoven zu finden, der schmalen, abgeteilten Nische, in der er verborgen war und durch einen Spalt im Vorhang lugte.
    Wynnifrydd war überaus wütend, ihr Abscheu war nicht zu überhören. »Du wirst nie wieder von dieser Dirne reden.«
    »Elyn war keine Dirne.«
    Josephs Magen verkrampfte sich. Seine Finger schlössen sich fest um den Griff des kleinen Dolches an seinem Gürtel.
    »Das ist mir egal. Sie ist tot, und du hast... du hast sie verklärt wie einen

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