Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
hat sie gesagt. ›Was gerade zur Hand ist. Ihr habt ja ganz schön zu tun heute.‹ Ich habe ihr eine Flasche gegeben. ›Geht der?‹, frage ich. ›Völlig egal‹, sagt sie. ›Die haben schon so viel intus, denen könnte ich auch kalten Tee einschenken.‹ – ›Ich würd’s mit heißem Kaffee versuchen, wenn’s wirklich so schlimm ist‹, habe ich noch gesagt. Sie hat gezahlt, die Flasche genommen und ist gegangen. Sie hätte noch was rausbekommen. Ich habe ihr nachgerufen, aber sie hat’s nicht gehört, und dann habe ich schon ein Auto starten hören, da habe ich mich wieder ins Getümmel gestürzt.«
    »Den Mini-Cooper? Den Mini haben Sie gehört?«, fragte Pascoe.
    »So gut kenne ich mich auch nicht aus. Hat halt ein bisschen sportlich geklungen.«
    »Und sonst hat sie nichts gesagt?«
    »Nichts, an das ich mich erinnern könnte. Wir hatten wirklich alle Hände voll zu tun.«
    »Klar. Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte Pascoe. »Eins noch. Sie haben Mrs. Hopkins ›Rose‹ genannt.«
    »So heißt sie … hieß sie doch, oder?«, fragte Molly verwirrt.
    »Ja, natürlich. Was ich meine, Sie haben sie also gut gekannt?«
    »Freilich. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Ich kannte sie und Colin ja erst ein paar Monate, aber wir haben uns schnell angefreundet. Darum war’s ja auch so ein Schock … Ich kann’s noch immer nicht glauben.«
    »In das andere Pub sind sie also nicht gegangen? Ins Eagle and Child?«
    Der rasche Blickwechsel zwischen dem Mann und seiner Frau war ihm nicht entgangen. Ebenso wenig dessen vermutliche Bedeutung.
    »Ab und zu vielleicht«, sagte Dixon neutral.
    »Ach, kommen Sie«, sagte Pascoe. »Rose ist tot, und wer weiß, was mit Colin ist. Pfeifen Sie doch mal auf Ihr Berufsethos!«
    Noch ein Blickwechsel. Diesmal sprach die Frau.
    »Ganz am Anfang sind sie da hingegangen, glaube ich. Es war näher beim Cottage. Und es ist beliebt bei …«
    Sie zögerte.
    »Den Junkern«, half Pascoe aus. »Was ist passiert?«
    »Es hat Probleme gegeben. Einen Streit oder so was.«
    »Mit dem Major?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Sie haben erst darüber gesprochen, als wir schon gut miteinander bekannt waren. Ich meine, sie wären nie hier hereingekommen und hätten angefangen, über das andere Pub zu lästern. So etwas lag ihnen nicht«, protestierte Molly.
    »Sie haben recht«, sagte Pascoe, »das lag ihnen nicht.«
    »Sie haben sich nur darüber lustig gemacht. Wie froh sie sein könnten, aus dem Paradies vertrieben worden zu sein.
Felix culpa
nannte Colin das. Er liebte Zitate.«
    »Das stimmt«, bestätigte Pascoe. »Ich frage mich nur, wessen
culpa

    Er stand auf.
    »Sie waren sehr freundlich. Colin und Rose hatten immer ein glückliches Händchen bei der Wahl ihrer Freunde.«
    Es klang schmalzig. Oder bestenfalls eingebildet. Aber er meinte es ernst, und die Dixons verstanden es offensichtlich auch so. Er ging, mit dem Versprechen, später wiederzukommen.
    Das Gespräch mit den Dixons hatte ihn aufgemuntert und als er im Eagle and Child einkehrte, war er beinahe guter Dinge. Der Schankraum war ansprechend gestaltet, kühl, mit viel Holz. Und fast leer. Viel getrunken wurde in dieser Gegend anscheinend nicht. Zumindest nicht um die Mittagszeit. Ein angebissenes Sandwich und ein halb volles Glas auf einem Ecktisch ließen darauf schließen, dass mal eben jemand für kleine Jungs war. Doch die einzigen sichtbaren Gäste saßen an der Bar. Einer war ein Mann in Hemdsärmeln, grauhaarig mit einem Vierkantschädel. Der andere war deutlich farbenfroher. Langes, rötlich braunes Haar wallte auf Schultern herab, über denen lässig eine Jacke aus weichem, pastellgelbem Leder hing. Mit dem Ausdruck gespannter Aufmerksamkeit in seinem intelligenten Gesicht hing er an den Lippen des anderen Mannes.
    Pascoe trat an die Bar und wartete, dass jemand käme, um ihn zu bedienen. Er hatte keine Eile. Der alte Raum war von einer Zeitlosigkeit erfüllt, die seiner Stimmung sehr entgegenkam. Irgendwie war es tröstlich, daran zu denken, dass Rose und Colin so rasch Freunde im Dorf gefunden hatten. Pascoe war es gewöhnt, dass der Tod nur positive Erinnerungen bei den Menschen zutage förderte, aber die Würdigung der Dixons hatte echt geklungen. Auch die Worte Culpeppers, ja sogar die von Pelman.
    An der Bar schwoll die Stimme des Vierkantschädels deutlich hörbar an. Es war unmöglich, sie nicht zu verstehen.
    »Aber wenn Sie die Wahrheit hören wollen über diesen Hopkins – und erzählen

Weitere Kostenlose Bücher