Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Sie niemandem, dass Sie das von mir haben –, dann sage ich Ihnen, der hat sie nicht mehr alle, soviel ist klar. Völlig daneben. Hab ich immer schon gesagt.«

Fünf
    E ndlich kam Pascoes Wut zum Ausbruch. Der Polizist in ihm warnte ihn, dass er sich zum Narren machte, aufhalten jedoch konnte er ihn nicht.
    Mit zwei, drei großen Schritten war er bei dem Vierkantschädel, packte ihn an der Schulter und riss ihn so heftig herum, dass er beinahe von seinem Hocker gerutscht wäre; einen Sturz konnte der Mann nur dadurch verhindern, dass er sein Glas fallen ließ und sich an der Bar festhielt.
    Sein Trinkgenosse in der Lederjacke brachte sich mit einem flinken Sprung und ohne einen Tropfen aus seinem Glas zu verschütten in Sicherheit, setzte sich wieder und verfolgte die Szene mit großem Interesse.
    »Wer sind Sie denn, verdammt noch mal?«, zischte Pascoe. »Ein Arzt? Ein Psychiater? Ein ausgebildeter Sozialarbeiter vielleicht? Oder einfach nur ein Naturtalent mit phänomenal beschissenem Durchblick?«
    Er bemerkte, wie er seinen Worten Nachdruck verlieh, indem er dem Mann seinen Zeigefinger immer wieder in den Magen stieß.
    Weit davon entfernt, sich darüber zu grämen, versuchte er sich vorzustellen, wieviel größere Lust es ihm bereiten würde, all seine boxerischen Fähigkeiten in die Waagschale zu werfen und dem Typ die Faust mitten in sein unsympathisches, höhnisches Gesicht zu dreschen.
    Eines musste man dem Mann lassen, er zeigte kein bisschen Furcht, lediglich großes Erstaunen über die unerwartete Attacke.
    »Zum Teufel – was soll das? Sie verfluchter Idiot!«, protestierte er.
    Pascoe hatte sich beinahe entschieden. Selbst die Erinnerung an den letzten Faustschlag, zu dem er sich in seiner Wut hatte hinreißen lassen, und der mit einer leichten Prellung für den Empfänger und einem gebrochenen Zeigefinger für ihn selbst geendet hatte, schreckte ihn nicht ab. Er ballte die Faust.
    »Pascoe!«
    Das war die unverkennbare Stimme absoluter Autorität. Es hätte Dalziel sein können. Er drehte sich um. Aus dem Schatten in der Ecke neben den Herrentoiletten tauchte Backhouse auf.
    Ein heftiger Stoß in den Rücken, und Pascoe stolperte ein paar Schritte nach vorn. Sein Gegner hatte die Unterbrechung dazu genutzt, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen und zum Gegenangriff auszuholen. Pascoe sah sich nach dem Grauhaarigen um, der die übliche Kampfhaltung eingenommen hatte und durchaus den Eindruck machte, als könne er sich seiner Haut wehren. Aber das bewahrte ihn nicht davor, eine lächerliche Figur abzugeben, und Pascoe merkte, wie seine Wut verebbte, als er sich seiner eigenen Lächerlichkeit bewusst wurde.
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, sagte er kraftlos, zog einen Stuhl heraus und setzte sich dem Superintendent gegenüber an den Tisch.
    Backhouse sah noch immer wütend aus, sagte jedoch kein Wort. Stattdessen ergriff er sein noch nicht ganz geleertes Glas und ging an die Bar.
    »Ein leichtes Ale diesmal, bitte, und einen Scotch.«
    »Für den? Der wird hier nicht bedient. Und wenn er nicht in dreißig Sekunden draußen ist, hole ich die Polizei und lasse ihn rauswerfen.«
    Überrascht wandte Pascoe sich um. Sein Widersacher von vorhin trat auch Backhouse mit unverminderter Aggression entgegen. Das musste Palfrey sein, der Major mit dem Pub.
    Pascoe stöhnte innerlich auf. Sogar die hartgesottensten der harten Jungs hielten sich an die Regel, wenn du dich schon im Pub prügeln musst, dann nicht mit dem Wirt. Ihm dämmerte, in welch verzwickter Lage Backhouse sich nun befand. Es war gut möglich, dass der Ledergewandete ein Journalist war. Ziemlich sicher sogar, nach dem Ton, in dem Palfrey mit ihm gesprochen hatte. Noch konnte er nicht wissen, wer die Mitspieler in diesem Dramolett waren, aber das würde er bald herausfinden.
    Pascoe stand auf und ging zur Tür.
    »Schon in Ordnung«, sagte er im Vorübergehen zu Backhouse. »Mir sind sowieso Pubs lieber, in denen der Barmann auf seiner Seite des Tresens bleibt.«
    Ein paar Meter vom Pub entfernt blieb er stehen und wartete, bis Backhouse ihn eingeholt hatte.
    »Mr. Dalziel hat kein Wort davon gesagt, dass Sie so gewalttätig sein können«, sagte der Superintendent im Plauderton.
    »Wie sollte er auch?«, gab Pascoe zurück. »Ich verkleide mich immer bis zur Unkenntlichkeit, wenn ich auf ihn losgehe. Wird
der
was unternehmen?«
    Er deutete zurück zum Pub.
    »Glaube ich nicht«, antwortete Backhouse. »In diesem Fall könnte die

Weitere Kostenlose Bücher