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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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appetitlich-kompakten Frau, die gekommen war, um seine Bestellung aufzunehmen.
    »Das Wetter macht durstig«, sagte sie lächelnd.
    »Kann man bei Ihnen ein Zimmer bekommen?«, fragte er und trank einen Schluck.
    »Leider nicht. Versuchen Sie’s im Eagle and Child. Die haben ein paar Zimmer, die sie manchmal vermieten.«
    »Danke. Sind Sie vielleicht Mrs. Dixon?«
    »Die bin ich«, antwortete die Frau und sah ihn mit plötzlich erwachtem Misstrauen an. »Warum?«
    »Haben Sie nicht gestern Abend Mrs. Hopkins bedient, Mrs. Rose Hopkins vom Brookside Cottage?«
    »Ja. Ja, das stimmt.« Sie sah hinüber zur anderen Bar.
    »Sam. Sam, Schatz, kannst du mal kommen?«
    Ein Mann kam herüber, kompakt wie seine Frau, mit fröhlichem, rotem Gesicht und einem Lächeln auf den Lippen. Pascoe konnte gut verstehen, was Crowther das Gefühl gab, willkommen zu sein.
    »Schönen guten Tag. Was gibt’s denn, Liebes?«
    »Der Herr hier erkundigt sich nach Mrs. Hopkins.«
    Sam Dixon arrangierte seine Züge zu einer Ernsthaftigkeit, für die sie eindeutig nicht gemacht waren.
    »Eine schreckliche Geschichte. Sind Sie von der Zeitung, Sir?«
    »Nein«, erwiderte Pascoe.
    Einen Augenblick lang war der Mann verblüfft. »Das ist nämlich eine ganz schlimme Sache«, brachte er schließlich heraus. »Molly – meine Frau – hat schon mit der Polizei gesprochen. Wir reden nicht gern über unsere Kundschaft, generell nicht, aber unter solchen Umständen, wo doch auch Freunde der armen Frau …«
    »Ich bin ein Freund«, sagte Pascoe auf einmal. Die diplomatische Art des Mannes gefiel ihm, trotzdem konnte er die Barschheit in seinem Ton nicht unterdrücken. »Ich
war
ein Freund. Mich treibt nicht bloß Sensationsgier um.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet, Sir«, sagte Dixon ruhig.
    »Nein. Natürlich nicht. Tut mir leid. Es ist nur – ich habe sie nämlich gefunden.«
    Es war lächerlich, aber er konnte plötzlich nicht mehr weiterreden.
    Ein Teil von ihm war völlig distanziert und betrachtete das Ganze mit so etwas wie beruflichem Interesse. Er hatte das schon zigmal bei anderen erlebt, mittlerweile wartete er sogar auf den Moment, in dem der Zeuge eines Verbrechens oder eines Unfalls plötzlich
fühlt
, was er gesehen hat. Es handelte sich um ein gänzlich unvorhersagbares Phänomen. Manchmal folgte der totale Zusammenbruch. Manchmal setzte das Gedächtnis aus oder blinde Panik ein. Oder es versagten, so wie jetzt bei ihm, vorübergehend die Sprechwerkzeuge.
    Aus dem Nichts tauchte ein großer Brandy vor seiner Nase auf. Wenn einem so etwas schon passierte, dachte der distanzierte Teil seiner selbst, dann war das hier eindeutig der richtige Ort dafür.
    »Setzen Sie sich doch. Trinken Sie das. Das Beste, um einen klaren Kopf zu bekommen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Pascoe, der plötzlich seine Zunge wieder in der Gewalt hatte. »Das ist lächerlich.«
    »Unsinn. Los, runter mit dem Brandy.«
    Er gehorchte und fühlte sich gleich viel besser.
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte er und rang nach Fassung. »Tut mir wirklich leid. Ich hätte mich erst mal vorstellen sollen, bevor ich anfing, Fragen zu stellen.«
    »Ich bitte Sie!« Dixon beäugte ihn mit dem prüfenden Blick dessen, der schon reiche Erfahrung in der Zustandsdiagnose seiner Kunden gesammelt hatte. Pascoe fand offensichtlich Billigung.
    »Was wollten Sie denn wissen?«
    »Nur, was passiert ist, als Mrs. Hopkins hereinkam. Was sie gesagt hat, und so.«
    Wie albern. Das würde doch alles in den Akten stehen. Backhouse würde es ihm vielleicht sogar zeigen. Er würde doch bestimmt inoffiziell einen Blick darauf werfen dürfen? Und überhaupt, was versprach er sich eigentlich davon? Den Hauch eines Indizes, aus dem hervorgehen würde, was genau gestern Abend geschehen war, und dass Colin … unschuldig war? Er musste unschuldig sein! Aber, verflucht noch mal, wo war er dann?
    »Gestern Abend war gar nichts Besonderes«, sagte Molly Dixon soeben. »Es war viel los. Ist ja auch nicht anders zu erwarten, Freitagabend um diese Zeit, aber es war schlimmer als sonst, weil ich allein war mit unserer Bardame, und die ist ein bisschen tranig. Sam war bei der Bauausschuss-Sitzung. Rose ist zum Tresen für den Straßenverkauf da drüben gekommen.«
    Sie zeigte auf eine kleine Durchreiche, die man durch die Tür in der Wand zwischen den beiden Bars sehen konnte.
    »Da gibt’s eine Klingel. Sie hat geläutet. Ich bin hingegangen, sobald ich konnte. ›Eine Flasche Scotch‹,

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