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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Commonwealth ausweisen könnte, dachte Pascoe, gäbe es vielleicht Hoffnung auf Frieden in unserer Zeit.
    »Ihre Freundin hat angerufen, Sergeant«, sagte Dalziel plötzlich.
    »Was?«
    »Ich hab mit ihr gesprochen.«
    »
Was
? Ich meine, was wollte sie, Sir?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie hat sich mir nicht offenbart.«
    Ein winziges, blechernes Stimmchen kam aus dem Hörer, mit dem Dalziel sich eine kahle Stelle kratzte. Endlich nahm er es wahr.
    »Hallo!«, dröhnte er und brachte es damit zum Verstummen. Doch nachdem er sich vorgestellt hatte, verlegte er sich aufs Zuhören.
    »Also, von da ist keine Hilfe zu erwarten«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Schaut mir sehr danach aus, dass Sturgeon und Lewis bald auch noch etwas anderes gemeinsam haben werden. Sie werden nämlich bald beide tot sein.«
     
    Die Männer durchsuchten über eine Stunde lang gründlich das Gelände. Dann durchsuchten sie es noch einmal, diesmal mit einem Metalldetektor. Erst nach dieser Durchsuchung, und nachdem das Areal so umfassend fotografiert worden war, wie dies außerhalb Hollywoods nur möglich war, gab Backhouse den Befehl, den blauen Mini-Cooper abzuschleppen. Ihn wegzufahren, daran war gar nicht zu denken. Die Zündung war eingeschaltet gewesen, der Motor war triefnass und die Reifen hatten sich tief in den Boden eingegraben, der durch die Regenfälle der letzten Zeit zum Morast geworden war.
    Backhouse trat durch die Lücke im Stacheldraht und spähte in die Lehmgrube hinunter.
    »Ich würde nicht zu nahe an den Rand gehen, Sir«, sagte Constable Crowther, der, seinen eigenen Worten gehorchend, gute zwei Meter vom Rand zurückblieb. Immer empfänglich für den Rat der Einheimischen, trat Backhouse zurück, bevor er nach dem Grund fragte.
    »Wenn Sie auf die andere Seite hinübersehen, Sir, werden Sie sehen, dass es da einen ganz schönen Überhang gibt. Und der geht um die ganze Grube rum. Sie haben tief in die Flanken hineingegraben, bevor sie den Abbau aufgegeben haben.«
    »Wann war das?«
    »Ach, da war ich noch ein junger Kerl, Sir. Ich bin hier aus der Gegend, das wissen Sie ja. Es gab schon immer Probleme mit der Entwässerung, glaube ich. Wasser ist reingelaufen, aber nicht so leicht wieder rausgekommen. Zu guter Letzt ist man auch noch auf einen unterirdischen Wasserlauf gestoßen, und das war’s dann. Sobald sie mit dem Pumpen aufgehört haben, ist die Grube vollgelaufen.«
    »Dann ist sie also tief?«
    »Und wie, besonders jetzt, wo’s die ganze Zeit geregnet hat. Tief und gefährlich. Von dem Überhang bricht immer wieder einmal was ab. Deshalb haben sie auch diesen Maschendraht gespannt. Aber was hilft ein Drahtzaun gegen Kinder? Oder sonst jemand, der da unbedingt durchwill?«
    »Ja, was?«, stimmte Backhouse zu und betrachtete die sauber ausgeschnittene Lücke im Zaun. »Gab es schon Tote?«
    »Drei, soweit ich weiß, Sir.«
    »Kinder?«
    »Das würde man denken, nicht? Aber die Antwort ist nein. Wenn es lauter Kinder gewesen wären, hätten sie hier schon längst was unternommen. Nur einer war fast noch ein Kind. Ein Sechzehnjähriger, der mit Freunden hier am Rand herumgetobt, ausgerutscht und hineingefallen ist. Konnte nicht schwimmen.«
    »Und die anderen?«
    »Ein Mann und eine Frau. Doppelselbstmord. Sie hatten ein Verhältnis, aber es gab Probleme. Beide wollten sich scheiden lassen, aber das war so gut wie unmöglich. Also haben sie anscheinend alles durchgesprochen, sind eines Nachts hier raufspaziert und hineingesprungen.«
    »Lieber Gott! Ja, ich glaube, ich kann mich erinnern. Vor ungefähr zwölf Jahren?«
    »Genau, Sir.«
    »Ich war damals noch nicht in der Gegend, aber es war in allen Zeitungen. Moment mal, hieß einer der beiden nicht …«
    »Ja, genau. Mary Pelman. Sie war mit Mr. Angus Pelman verheiratet.«
    »Sieh mal an. Sachen gibt’s, Crowther«, sagte Backhouse. Es war nicht ganz klar, was er damit meinte, Crowthers Informationen oder den eintreffenden Abschleppwagen, der sich die lange, nasse Piste von der Straße hochplagte.
    »Sie haben wir gleich gefunden«, fuhr Crowther fort. »Sie ist an die Oberfläche gekommen. Er ist im Schlamm steckengeblieben. Es hat fast drei Wochen gedauert, bis sie ihn rausgefischt hatten.«
    »Wem gehört die Grube, Crowther?«, fragte Backhouse und sah zu, wie der Abschleppwagen sich vor dem Mini in Position brachte.
    »Eigentlich niemand«, antwortete Crowther. »Das meiste Land hier auf dieser Seite, im Süden, gehört Mr. Pelman.

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