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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bevor er aufbrechen wollte.
    »O nein. Nicht genau.«
    »Nicht
genau?
Aber Sie haben eine
Vermutung?«,
hakte er mit plötzlichem Interesse nach. »Haben Sie am Vormittag etwas gehört?«
    »Nein, ich habe nichts gehört. Ich wusste gar nicht, dass er zurückkommen wollte. Erst später, als ich … davon … gehört …«
    »Putzen Sie sich die Nase«, sagte Pascoe mit schulmeisterlicher Strenge. Das schien zu helfen.
    »Ich vermute, es hatte etwas mit Mr. Atkinson zu tun.«
    »Wer ist das?«, fragte Pascoe verwirrt. Der Name kam ihm bekannt vor, aber nicht in Zusammenhang mit Lewis.
    »Das weiß ich eigentlich nicht«, sagte Jane.
    Langsam ging sie ihm auf die Nerven, aber er beherrschte sich.
Sie hatte viel zu nah am Wasser gebaut
, wie Dalziel es formuliert hätte.
    »Warum sagen Sie dann … was auch immer Sie sagen?«
    Er fürchtete, es vermasselt zu haben, doch sie fing sich wieder. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie schwierig es war, Mitgefühl zu konservieren. Trauer war dem Leben so fern. Und dem Tod so nah. Emotionale Nekrophilie.
    »Mr. Atkinson und Mr. James und Mr. Matt …«
    »Wer?«
    »Mr. Cowley und Mr. Lewis. Ich habe sie immer …«
    »Gut. Weiter.«
    »Also, die waren schon seit einiger Zeit gemeinsam an irgendetwas dran. Anscheinend etwas Privates, ich meine, es gab nichts Schriftliches, jedenfalls nichts, was ich erledigen sollte.«
    »Dann vielleicht Miss Clayton?«
    »Vielleicht. Sie war schon länger da.«
    Bei ihr klang das, als sei es ein Makel.
    »Auf jeden Fall kenne ich Mr. Atkinson vom Sehen. Er sagte immer ›Guten Tag‹, wenn er zu uns kam.«
    »Und warum glauben Sie, dass Mr. Lewis am Montag wegen dieser Sache zurückgekommen ist?«
    Sie sah ihn verärgert an.
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Mr. Atkinson ist an dem Nachmittag ins Büro gekommen.
Deshalb
ging es wahrscheinlich um diese Sache. Warum sollte er sonst kommen, wenn wir geschlossen haben?«
    Nur mit Mühe konnte Pascoe sich zurückhalten. Gern hätte er sie geschüttelt, bis ihre schiefen Zähne klapperten.
    »
Sie
waren aber doch Montagnachmittag nicht im Büro?«
    »Nein. Aber ich war zum Einkaufen in der High Street und habe Mr. Atkinson und Mr. James ins Büro gehen sehen.«
    »Aha.«
    Mehr war im Moment dazu nicht zu sagen.
    »Wie spät war es da?«, brachte er schließlich heraus.
    »Drei, ungefähr. Vielleicht ein bisschen später.«
    »Aber Mr. Lewis haben Sie nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher! Glauben Sie nicht, dass er mir aufgefallen wäre, wo er doch eigentlich in Schottland sein sollte.«
    »Wahrscheinlich schon. Dieser Mr. Atkinson …«
    Er unterbrach sich. Plötzlich fiel ihm ein, wo er den Namen schon gesehen hatte.
John Atkinson, Lochart 269
. In Sturgeons Adressbuch. Was für ein sonderbarer Zufall.
    »Wie sieht er aus?«
    »Wie soll er schon aussehen? Keine Ahnung.«
    »Groß? So groß wie ich?«
    »Nein, nein. Ein bisschen kleiner, würde ich sagen. Aber breitere Schultern. Und älter ist er auch. Hat graue Haare. Und ein nettes Lächeln.«
    »Danke, Miss Collinwood«, sagte Pascoe. »Sie haben mir sehr geholfen. Da wäre nur noch eins.«
    Es war absurd. Aber fragen kostete ja nichts.
    »Wo in Schottland steht denn das Haus von Mr. Lewis?«
    »Wo? In irgendeinem Dorf. In der Nähe von einem Ort namens Callander.«
    »Lochart?«
    »Genau. Woher wissen Sie das? Klingt sehr nett. Er hat gesagt, ich könnte einmal ein paar Tage hinfahren. Wenn er und seine Familie nicht da sind natürlich.«
    »Natürlich«, bestätigte Pascoe, der den bevorstehenden Tränenausbruch diesmal gar nicht bemerkte. Er war zu sehr anderweitig beschäftigt.
    Seine Gleichgültigkeit war offenbar heilsam, denn plötzlich hellte sich das Gesicht des Mädchens auf und sie lächelte ihn hinreißend an.
    »Fahren Sie durch die Stadt? Sie könnten mich nicht vielleicht mitnehmen? Ich möchte einen Termin beim Friseur ausmachen. Ich habe am Samstag Geburtstag.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Pascoe. Wenn sie lächelte, sah sie besonders hübsch aus. Sie sollte öfter lächeln. Vielleicht sollten wir das alle.
    Aber er hatte nicht das Gefühl, dass die weitere Entwicklung in diesem besonderen Fall wesentlich zur allgemeinen Erheiterung beitragen würde.

Sechs
    R eden Sie keinen Unsinn«, sagte Dalziel, mehr aus Gewohnheit, denn aus Überzeugung. »Was sollte es da für eine Verbindung geben?«
    »Ich weiß es nicht, Sir«, antwortete Pascoe. »Alles, was ich weiß,

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