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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zu tun. Vielleicht, wenn ich ihn mehr gedrängt hätte …«
    »Sparen Sie sich die Märtyrertour und erzählen Sie weiter«, fiel ihm Dalziel ins Wort.
    »Also ruft er am Dienstag selbst bei der Polizei in Lochart an. Lauder versichert ihm nachdrücklich, dass es so jemanden nicht gibt. Dann schlägt er die Zeitung auf und sieht, dass Lewis tot ist. Und am Mittwochmorgen verkündet Nordrill, dass die Arbeit in Schottland eingestellt wird. Er versucht, mich anzurufen, Gott weiß, warum. Ich wünschte … egal, Mittwochmittag hat er sich bereits eingeredet, das einzig Wichtige sei, dass seine Frau finanziell gut versorgt ist. Jetzt, wo Lewis tot ist, besteht wenig Aussicht, dass er sein Geld zurückbekommt. Aber er ist gut versichert, also fährt er die A1 hinunter, in der Absicht sich umzubringen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Zum Glück hat er sich vorgenommen, dass niemand anderer dabei zu Schaden kommen soll, also rast er nicht über den Mittelstreifen, um einen Zusammenstoß von zweimal hundert Stundenkilometern zu provozieren, sondern fährt in den Straßengraben. Als ihm klar wird, dass sein Unfall Mavis ins Krankenhaus gebracht hat, sieht er ein, was für ein verdammter Idiot er war. Und redet.«
    »Herrgott. Und wir lachen über Geschichten von Amerikanern, die den Eiffelturm kaufen«, war Dalziels Kommentar. »Was ist mit Cowley? Hat Sturgeon den erwähnt?«
    »Nein. Über den weiß er nichts, soviel ich verstanden habe.«
    »Aber Sie haben ihn mit Atkinson gesehen? Wir sollten noch mal mit ihm reden. Ich wollte sowieso zu ihm. Knöpfen wir ihn uns vor. Halb sechs, da machen die wahrscheinlich Schluss. Schaffen Sie’s bis dahin? Gut. Wir sehen uns dort.«
    Pünktlich um halb sechs stieg Pascoe zu Dalziel ins Auto, das am Straßenrand stand.
    »Was ist, wenn er nicht da ist, Sir?«, fragte er und blickte auf das Büro von
Lewis & Cowley
gegenüber.
    »Der ist da, keine Bange«, antwortete Dalziel vergnügt. »Ich hab ihn angerufen und einen Termin ausgemacht.«
    »Oh«, entfuhr es Pascoe. Als ihm klar wurde, dass er seine Überraschung gezeigt hatte, fügte er hinzu: »Ich dachte nur, Sie wollten ihn überrumpeln.«
    »Was? Seien Sie kein Schaf. Er weiß doch nicht, dass
wir
kommen. Der erwartet einen Geldsack auf der Suche nach einem Haus! Kommen Sie.«
    Das Erscheinen der beiden Sekretärinnen Marjory Clayton und Jane Collinwood an der Tür war das Zeichen zum Aufbruch.
    Jane erkannte Pascoe, als er und Dalziel entschlossen die Straße überquerten, und er winkte ihr kurz zu.
    »Mr. Cowley!«, donnerte Dalziels Stimme im Vorderzimmer.
    Die Tür mit Cowleys Namen öffnete sich und der Mann stand vor ihnen, doch sein Klientenempfangslächeln verrutschte zu einem Ausdruck der Ratlosigkeit, als er Pascoes ansichtig wurde.
    »Mr. Cowley? Ich bin Detective Superintendent Dalziel. Wir kennen uns noch nicht, aber ich glaube, meinen Sergeant hier kennen Sie. Dürften wir wohl Ihre kostbare Zeit einen Augenblick in Anspruch nehmen?«
    Dalziel trat so energisch vor, dass Cowley nur die Wahl blieb, beiseite zu treten oder zermalmt zu werden. Pascoe folgte seinem Anführer widerstandslos in das hintere Büro. Es war zwar kostspielig eingerichtet, aber eine Linie war nicht zu erkennen. Sie stolperten über den Rand eines ovalen indischen Teppichs. Auf der mit Leder eingelegten Schreibtischplatte stand eine offene Zigarettenkiste aus Onyx, die offenbar eben erst nachgefüllt worden war. Dalziel nahm sie in die Hand und bewunderte sie.
    »Hübsch«, sagte er. »Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen, Sir.«
    »Ich muss Ihnen sagen, dass ich einen Klienten erwarte«, begann Cowley mit einem Blick auf die mit Blattgold überzogene Uhr, die auf einem Bord über dem stand, was ursprünglich wahrscheinlich einmal der Kamin gewesen war. Aus Yorkshire-Stein gehauen, erfüllte er jetzt nur mehr dekorative Zwecke. Etwas gab es, das Pascoe schon die ganze Zeit gestört hatte, und jetzt erinnerte er sich, dass bei seinem ersten Besuch vor etwas mehr als vierundzwanzig Stunden das andere Zimmer das von Cowley gewesen war. Er hatte keine Zeit verloren. Und dieser Raum war eindeutig von einem Mann jenes Kalibers geprägt worden, dem Lewis entsprach, wenn man sich auf Dalziels Informanten verlassen konnte. Er erinnerte sich auch daran, was für Gegenstände aus Lewis’ Haus gestohlen worden waren. Das passte alles zur Beschreibung eines Mannes, der die guten Dinge des Lebens zu schätzen wusste und dabei alles andere

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