Der Lüge schöner Schein
zum Spielen mit hinaufgenommen hat.«
»Das passt. Ein Mann braucht seine Hobbys. Sonst noch was?«
»Nein. Außer, dass er wissen will, was er mit dem Lewisschen Hund tun soll.«
»Hund?« Das interessierte Dalziel. »Hund? Da fällt mir ein, woran ich vorhin gedacht habe. Aber nein. Das bringt uns wahrscheinlich auch nicht weiter.«
»Was?«, fragte Pascoe geduldig.
»Diese Einbrüche. Da laufen offenbar eine Menge Haustiere rum. Die Katzen von Sturgeon. Der Hund von Cottingley. Sie kommen mit mehr Haaren zurück, als ein Gorilla am Arsch hat. Wenn’s da vielleicht einen Tipp aus der Tierpension gegeben hat, würde das erklären, wieso unser Freund wusste, wann welches Haus leer stand. Aber wenn die Familie Lewis ihren Hund mitgenommen hat, dann nützt uns das nichts.«
»Es sei denn, wie Sie schon sagten, die Lewis-Sache gehört gar nicht zu der Serie«, sagte Pascoe.
»Aber Sie tippen doch nicht auf Sturgeon?«
»Nein. Aber da bleibt noch Atkinson. Und vielleicht Cowley. Und vierzigtausend Pfund.«
»Sehr richtig, Sergeant. Also fragen Sie die anderen, bei denen eingebrochen wurde, ob sie Haustiere haben. Vielleicht finden Sie eine Verbindung.«
»Jetzt, Sir?«
»Sie haben gesagt, Sie wollen nichts mehr trinken, dann haben Sie ja wohl sonst nichts vor.«
Die alte Dalzielsche Logik. Pascoe trank sein Bier aus. Er wurde anscheinend langsam erwachsen, denn er merkte, dass ihn das fast nicht mehr aufregte.
»Ich glaube, ich kann noch eine halbe Stunde meiner Zeit für Sie erübrigen, Sir«, sagte er in leichtem Ton. Die Reaktion kam völlig unerwartet.
»Sie können so viel von Ihrer verdammten Zeit für mich erübrigen, wie ich will«, sagte Dalziel mit einigem Nachdruck. »Wir haben keinen Achtstundentag und ein Privatleben können wir uns nicht leisten. Haben Sie das noch nicht kapiert?«
»Ich habe kapiert, dass man, wenn man sein ganzes Leben nur eine einzige Sache ist, bald weniger als diese eine Sache ist«, antwortete Pascoe, der merkte, wie das Gefühl der Unverwundbarkeit und des Erwachsenseins sich verflüchtigte. »Man kann sich zu sehr engagieren.«
»Tatsächlich? Was zum Teufel verstehen Sie denn davon, Sergeant? Wollen Sie den Rest Ihres Lebens mit Leuten verbringen, für die wir nur ›Bullen‹ sind?«
»Sie meinen Ellie Soper?«
»Hab ich nicht gesagt«, grunzte Dalziel.
»Jetzt passen Sie auf«, sagte Pascoe ruhig, aber energisch. »Ich hab das Wesentliche von dem gehört, was Sie ihr neulich am Telefon gesagt haben. Sie sollten sich daran gewöhnen, Sir, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe. Ich brauche keinen Aufpasser, keinen, der mich beschützt. Sie sind mein Vorgesetzter, aber was ich mit meinem Leben anfange, ist ganz allein meine Sache. Und auch mit wem.«
Dalziel sagte nichts, sondern ging an die Bar und besorgte Nachschub. Einen großen Scotch für Pascoe und noch mal Gin Tonic für sich selbst.
»Wofür ist das?«, fragte Pascoe, misstrauisch auf sein Glas blickend.
»Trinken Sie’s. Ihre Beförderung ist durch. Nächste Woche ist es offiziell.«
»Was?«
»Ja. Glückwunsch.«
Pascoe trank, den Kopf voller unzusammenhängender Gedanken.
»Sie werden sich wahrscheinlich versetzen lassen.«
»Werde ich das?«
»Es ist so üblich.«
Pascoe lächelte, beinahe als wolle er sich entschuldigen.
»Sie werden sich nach einem anderen Laufburschen umsehen müssen«, sagte er.
»Vielleicht such ich mir diesmal einen Mann«, gab Dalziel zurück.
Doch in diesem Schlagabtausch steckte keine Kraft, keine Leidenschaft. Er schuf eine Atmosphäre wie der nüchtern-resignierte, unangemessene Abschied von Freunden, die auseinander gehen, ohne zu wissen, ob sie sich je wieder sehen.
Am nächsten Morgen erfuhr Pascoe, dass die Untersuchung in Thornton Lacey wieder aufgenommen werden und am kommenden Dienstag stattfinden würde.
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Dritter Teil
Eins
Welche Schrecken nun!
Ein Liebender, gefesselt, blutend, nackt
balde zärtlich beizuwohnen
lass liebend mich an Deine Brust noch
(wer tief sie fühlt) wird sie am besten malen
Gib was du kannst – das Andre lass mich träumen
ihr düstres Dasein
mit tieferm Grausen
still ist Alles hier im ew’gen Schlummer
hier (muss ich) ewig (weilen)
Tod, Tod allein bricht
auch ruht mein kalter Staub noch hier
ich seh die Schuld und sünd’ge wieder
ich komm’, ich komme
Dorthin geh’ ich, wo auch der Sünder ruht
komm’ in dem heiligen Gewand
lehre mich, und lerne, sterben dann von mir
verdammt.
Der Zettel war vom vielen
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