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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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glauben, Sergeant. Und wenn ich einer Mrs. Lewis, die ein Wochenendhaus in Lochart hat, sagen muss, dass ihr Mann ermordet worden is’, und wenn meine Kollegen aus Yorkshire anfangen, mich zwei-, dreimal am Tag anzurufen, na dann denk ich mir, dass es da eine Verbindung gibt.«
    »Ich hoffe, das heißt, dass Sie mit meiner Anfrage gerechnet haben.«
    »Kann schon sein. Dieser Lewis kommt schon fast drei Jahre hierher. Am Wochenende, und im Sommer auch länger. Den Einheimischen geht er aus dem Weg. Normalerweise hat er seine Frau und die Kinder dabei.«
    »Normalerweise?« Pascoe wurde hellhörig.
    »Aye. Aber es waren auch andere da. Männer und Frauen. So was bleibt nicht unbemerkt. Eine Frau im Besonderen.«
    Sieh mal an, Lewis der Lustmolch, dachte Pascoe.
    »Sonst noch was?«
    »Nich’ viel. Jemand aus dem Dorf kümmert sich um den Hund. Mrs. Lewis wollte an diesem Abend so schnell wie möglich nach Hause, Sie verstehen. Vielleicht könnten Sie sich erkundigen, wie man weiter mit dem Wauwau verfahren soll.«
    »Das werde ich tun. Vielen Dank, Sergeant.«
    »Eins noch. Weil Sie so an diesem Atkinson interessiert waren, der in dem Hotel abgestiegen is’, bin ich noch mal das Meldebuch durchgegangen, ob mir vielleicht was auffällt. Ich hab mir ein paar Namen aufgeschrieben von Leuten mit Adressen aus Ihrer Gegend, die diesen Sommer da waren. Wär das was für Sie?«
    »Ganz bestimmt.«
    Die Liste war nicht besonders lang. Nur ein Name fiel ihm auf, und Pascoe war alles andere als überrascht. Mr. und Mrs. E. Sturgeon. Er sah sich das Datum an. Sie waren drei Nächte geblieben, Anfang Sommer, eindeutig der Urlaub, während dessen bei ihnen eingebrochen worden war.
    »Danke, Sergeant«, sagte er. »Wir hören sicher bald wieder voneinander.«
    Das Doncaster Royal Infirmary stand als Nächstes auf der Liste. Sturgeons Zustand war unverändert. Man konnte unmöglich sagen, ob sich ein Besuch lohnen würde oder nicht. Die Missbilligung war nicht zu überhören. Aber die wissen nicht, wie es klingt, wenn Dalziel seine Missbilligung zum Ausdruck bringt, dachte Pascoe, als er auflegte. Er musste hin.
    Schließlich rief er in der Werkstatt an, um zu erfahren, was die Untersuchung von Sturgeons Wagen ergeben hatte.
    Daran dachte er, als er später an der Unfallstelle vorüberfuhr. Nicht, dass es etwas zu sehen gegeben hätte. Sturgeons Wagen war natürlich von einem Abschleppwagen abgeholt worden, und bei dem Tempo, mit dem Pascoe unterwegs war, waren eine durchbrochene Hecke und eine zerpflügte Stelle im Gras schwer auszumachen.
    Das Auto wurde gründlich untersucht, und den Berichten zufolge, die er am Telefon erhalten hatte, gab es kaum einen Grund für den Unfall. Die Reifen waren alle in Ordnung, auch mit der Lenkung hatte es keine Probleme gegeben. Hinweise auf ein technisches Versagen gab es bisher nicht. Aus dem endgültigen Bericht konnte sich zwar noch etwas anderes ergeben, aber Pascoes Unbehagen verstärkte sich.
    Und der Arzt bestätigte ihn darin. Vom medizinischen Standpunkt gab es keine Erklärung für Sturgeons Unfall. Sämtliche körperlichen Schäden waren eindeutig erst durch den Unfall verursacht worden und hatten ihn nicht herbeigeführt.
    »Wie stehen seine Chancen?«, fragte Pascoe.
    »Alles andere als gut, würde ich sagen«, erwiderte der Arzt. »Er ist heftig herumgeschleudert worden, hat eine Menge Blut verloren. Aber das allein ist es nicht. Es liegt ihm anscheinend nicht das Mindeste an seinem Leben.«
    »Wie können Sie so etwas sagen?«, entrüstete sich Pascoe. »Er ist erst vierundzwanzig Stunden hier. Nach dem, was er durchgemacht hat, können Sie wohl kaum Jubel, Trubel, Heiterkeit erwarten.«
    »Hören Sie«, sagte der Arzt, »ich verhafte keine Autofahrer und Sie stellen keine Diagnosen. Abgemacht? Und ich sage Ihnen noch etwas. Wenn ich mir nicht so sicher wäre, dass er den morgigen Tag nicht mehr erlebt, würden Sie ihn jetzt nicht zu Gesicht bekommen.«
    Das, was von Sturgeons Gesicht zu sehen war, bestätigte, was der Arzt gesagt hatte. Es war totenbleich und abgezehrt, als hätte ihm jemand mit Gewalt das Blut herausgepresst. Auf wunderbare Weise waren seine Augen von dem berstenden Glas verschont geblieben, das ihm Stirn und Kopfhaut zerfetzt hatte, als er durch die Windschutzscheibe geflogen war. Doch das Wiedererkennen, das in ihnen aufflackerte, als er zu Pascoe hochblickte, war nur eine kleine Welle auf einer Oberfläche der Verzweiflung.
    Das war nicht der Moment

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