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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Anfassen und Untersuchen zerknittert und schmuddelig. Die zerfetzte Oberkante zeigte, dass er von einem größeren Blatt abgerissen worden war. Aber die Handschrift war, soweit Pascoe das beurteilen konnte, die von Colin, und die Sachverständigen waren derselben Meinung.
    »Was haben sie gefunden?«, fragte er, um in dem Durcheinander an Gefühlen, das die Lektüre ausgelöst hatte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Fingerabdrücke – von Hopkins. Sie haben sie mit welchen aus dem Cottage verglichen, die im Ausschlussverfahren schon als die seinen identifiziert worden waren. Auch die von dem Jungen, der den Wagen gefunden hat. Keine anderen. Vor kurzem geschrieben. Tinte und Papier eines Typs, der im Haus gefunden wurde. Was sagen Sie dazu?«
    »Es ist sehr verwirrend, Sir«, antwortete Pascoe und reichte Backhouse den Zettel in seiner Plastikumhüllung.
    »Das ist es. Unser Haus- und Hofpsychiater hat mehrere Stunden gebraucht, um zu demselben Ergebnis zu kommen. Oder besser gesagt, dass der, der das geschrieben hat, in einem Zustand der Verwirrung gewesen sein muss. Was ja zu den vermuteten Umständen passen würde. Er hat auch viel von Zitaten gesprochen. Dass jemand sich fremder Worte bedient, wenn sein eigener Verstand sich weigert, sich mit dem, was passiert ist, direkt auseinander zu setzen.«
    »Dann glauben Sie also, dass er da in dem Teich ist?«
    Backhouse wirkte nachdenklich. Er wirkte auch sehr müde und abgespannt. Pascoe dachte an Dalziel. War diese Belastung der Preis für eine Beförderung?
    »Möglich wär’s. Wir haben einen Schuh gefunden.«
    »Von Colin?«, fragte Pascoe.
    »Wir überprüfen das, so gut es geht. Aber das ist nicht der Punkt. Wenn Sie einen Abschiedsbrief schreiben und dann
nicht
Selbstmord begehen wollten, was für einen Brief würden Sie schreiben?«
    Pascoe dachte einen Augenblick nach, dann nickte er.
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Sir.«
    »Eben. Das übliche Zeug, klar, unzweideutig.
Ich habe unrecht getan und kann damit nicht mehr leben
. So was würden Sie schreiben. Außer natürlich, Sie wären sehr, sehr schlau.«
    Pascoe schaute unverwandt aus Constable Crowthers Bürofenster. Die Sonne übergoss die honigfarbenen Mauern von Thornton Lacey immer noch verschwenderisch mit ihren späten Gaben.
    »Colin war schlau«, sagte er.
    »Ja. Das weiß ich inzwischen auch«, bestätigte Backhouse. »So schlau?«
    Er wedelte mit dem Zettel herum.
    »Nicht unter solchen Umständen. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wissen Sie, Sergeant, langsam klingt es, als ob Sie sich doch vorstellen könnten, dass Hopkins diese Morde begangen hat«, sagte Backhouse und in seiner Stimme schwang Mitgefühl.
    »Gut möglich«, erwiderte Pascoe, der sich das zum ersten Mal auch selbst eingestand. »Das ist doch das Problem bei unserer Arbeit, Sir! Nach einiger Zeit fängt man an zu glauben, dass jeder Mensch zu allem fähig ist.«
    »Unter der entsprechenden Belastung«, stimmte Backhouse zu.
    »Obwohl Sie, wenn ich das sagen darf, Sir, jetzt anscheinend ein bisschen in die andere Richtung tendieren.«
    »Weg von der festen Überzeugung, dass Hopkins schuldig ist, meinen Sie? Nein. Es war eine Theorie. Und das ist es immer noch. Die Informationen mehren sich, und die Theorie muss sich eventuell verlagern oder in ihrer Gestalt verändern, doch sie bleibt bestehen. Sagen Sie mir eines, Sergeant, wenn Sie die Wahl haben, ins Wasser zu gehen oder sich mit einer Schrotflinte den Schädel wegzupusten, wie würden Sie Schluss machen?«
    »Mir würde keins von beiden besonders gefallen«, sagte Pascoe. »Mit der Flinte, nehme ich an, obwohl’s was anderes ist als mit einem Revolver, oder? Ich meine, eine einzige Kugel ist eine Sache, aber ein Kopf voller Schrot …!«
    »Das ist wahr«, sinnierte Backhouse. »Trotzdem würde ich die Flinte gern finden. Würden Sie mit einer Schrotflinte in der Hand über einen Grubenrand springen?«
    »Nein. Aber wenn ich ein Bauer aus der Gegend wäre und über ein Auto mit einer Schrotflinte auf dem Rücksitz stolpern würde, würde ich sie mir vielleicht schnappen.«
    »Meine Männer sind unterwegs und unterhalten sich mit allen, die in Frage kommen«, sagte Backhouse mit leisem Tadel. »Also, ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns morgen bei der Untersuchung, Sergeant.«
    »Warum wird die jetzt wieder aufgenommen?«, erkundigte sich Pascoe.
    »Das liegt im Moment ganz in der Hand des Coroner«, erklärte Backhouse. »Obwohl, wie Sie ja selbst bemerkt haben,

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