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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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der Höhle. Im Licht der Farben, in denen Steve schimmerte, erkannte sie, daß die Pilger sich um das Seeungeheuer gruppiert hatten und seine Schuppen streichelten. Sie wandte sich wieder an Theo: »Du mußt die Helikopter aufhalten. Ruf sie an und pfeif sie zurück.«
    »Molly, es sind nicht die Fernseh-Helikopter oder wir, die Steve was antun werden. Es sind die Kerls, die gerade draußen vorgefahren sind.« Theo riskierte einen Blick aus der Höhle und sah zwei vierradgetriebene Autos, die in etwa hundert Meter Entfernung auf dem Küstenplateau parkten. Natürlich, dachte er, die glauben, sie brauchen immer noch Deckung.
    Molly zückte ihr Schwert und richtete es auf Theos Bauch. »Wenn ihm was passiert, werde ich dir das nie verzeihen, Theo Crowe. Ich werde dir nachspüren bis ans Ende der Welt und dich plattmachen wie den radioaktiven Abschaum, der du sowieso bist.«
    »Ist das Kendra oder Molly, die da spricht?«
    »Ich mein's ernst!« kreischte sie beinahe hysterisch. Im hinteren Teil der Höhle brüllte Steve.
    »Molly, jetzt dreh hier nicht durch. Jedenfalls nicht meinetwegen. Ich tue mein Bestes. Aber alles, was deinen Kumpel anscheinend interessiert, ist mich aufzufressen. Ansonsten läßt seine Motivation schwer zu wünschen übrig.«
    Molly sank auf die Knie und ließ den Kopf hängen, als hätte jemand ein Ventil an einem ihrer Stiefel geöffnet und sämtliche Energie aus ihr abgesogen. Theo riß sich schwer zusammen, um sie nicht in den Arm zu nehmen, aus Angst, daß das Seeungeheuer schon auf ihn losgehen würde, sobald er nur ihre Schulter berührte.
    Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er klappte sein Handy auf und wählte die Nummer des Head of the Slug.
    MAVIS
     
    Mavis hatte ihr Leben damit zugebracht, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, und aus diesem Bewußtsein heraus war sie zu der Überzeugung gelangt, daß sie wußte, was für die Leute gut war, und zwar besser als diese selbst. Folglich war Mavis eine Vermittlerin. Die meiste Zeit begnügte sie sich damit, Informationen als das Instrument ihrer Wahl und Gerüchte als Mittel zu ihrer Überbringung zu nutzen. Was eine Person wußte und wann sie es erfuhr, bestimmte das Handeln dieser Person. (Spider, der aus seinem unterirdischen Netz heraus digitale Fäden zog, hing exakt der gleichen Philosophie an.) Am heutigen Tag war eine wahre Wagenladung von Problemen auf ihren Schultern abgeladen worden, die sie allesamt nur peripher betrafen, und sie hatte den ganzen Morgen erfolglos darüber gebrütet, wie sich die Informationen manipulieren ließen, so daß sie zur Lösung dieser Probleme führten. Dann kam der Anruf von Theo, und es machte klick: Theo hatte recht, man konnte die Instinkte des Monsters nutzen, um es aus der Höhle zu locken, doch wenn sie ihr Blatt richtig ausspielte, konnte sie auch noch ein paar andere Probleme lösen.
    Sie legte den Hörer auf, und Catfish fragte: »Wer war 'n das?«
    »Theo.«
    »Hat der alte Drache ihn noch nicht gefressen? Der Kerl muß ja ein Glück haben.«
    Mavis lehnte sich da, wo Catfish saß, über die Bar, ergriff seine Hand und drückte sie fest. »Süßer, kratz all deine Überzeugungskraft zusammen. Ich möchte, daß du zur Apotheke zischst und was für mich abholst.«
    »Jawoll, Ma'am«, sagte Catfish und wand sich unter ihrem Griff, der ihm die Knochen in der Hand zusammendrückte.
    Als der Bluesman gegangen war, erledigte Mavis noch einen kurzen Anruf und ging dann ins Hinterzimmer der Bar, wo sie in Schachteln und Regalen herumwühlte, bis sie gefunden hatte, was sie suchte: eine kleine schwarze Kiste mit einem langen Kabel, an dessen Ende ein Stecker angebracht war, der in den Zigarettenanzünder eines Autos paßte. »Mach dir keine Sorgen, Theo«, murmelte sie. »Ich habe mein Leben schon vor einer Ewigkeit in die Hände der Technik gelegt, und es läuft wie geschmiert.« Sie kicherte, und es klang wie der knirschende Anlasser eines Ford mit leerem Tank.
     
    CATFISH
    Wenn ein Bluesman eines haßt, dann herumkommandiert zu werden. Autoritäten reizen ihn, lassen ihn aufbegehren und rebellieren und spielen seinem Verlangen nach Selbstzerstörung in die Hände. Ein Bluesman duldet keinen Boß über sich, es sei denn, er ist auf einer Gefängnisfarm (und der Boß einer Gefängnisfarm kommt in der Hierarchie der Blues-Musen knapp hinter einem fiesen alten Weib und einem süßen jungen Ding an dritter Stelle und rangiert damit noch knapp vor schlechtem Fusel, einem toten Hund und

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