Der Lustmolch
Mercedes, der am Abhang eines Hügels abseits der Straße stand. Daneben parkten sechs weitere Autos, alles aufgemotzte Geländewagen mit Vierradantrieb: zwei davon Blazers und zwei Suburbans, die etwas größere Variante. Eine Gruppe von Männern in schwarzen Strampelanzügen stand neben den Autos, und der Größte von ihnen beobachtete Gabe und seine Begleiter durch ein Fernglas und sprach in ein Funkgerät oder ein Handy.
»Vielleicht hätten wir lieber ein etwas weniger auffälliges Auto nehmen sollen«, sagte Gabe.
»Warum sind wir nicht mit Ihrem Auto gefahren, Howard?« fragte Val, die auf dem Beifahrersitz kauerte.
Steif wie eine Schaufensterpuppe saß Howard auf der Rückbank und kniff die Augen zusammen, als sei dies das erste Mal in seinem Leben, daß er dem Sonnenlicht ausgesetzt war. »Ich besitze einen Jaguar. Ganz hervorragende Automobile, einzigartig in der Welt und nur vergleichbar mit Bentley und Rolls. Walnuß Verkleidung an sämtlichen glatten Oberflächen im Innenraum.«
»Fährt wohl nicht, häh?«
»Tut mir leid«, sagte Howard.
Gabe blieb mit der Banane am Weidegatter stehen. »Was soll ich machen? Sie beobachten uns.«
»Fahr weiter bis da oben hin«, sagte Val. »Deswegen sind wir ja schließlich hier.« Mit einem Mal war sie ganz tapfer und mutig geworden.
Gabe war sich seiner Sache nicht so sicher. »Kann mir noch mal jemand erklären, warum der Sheriff uns nicht einfach zusammen mit Molly und Theo abknallen wird?«
Val steigerte sich allmählich in die Sache hinein, denn sie spürte, daß dies unter Umständen die einzige Möglichkeit war, das wiedergutzumachen, was sie ihren Patienten angetan hatte. »Gabe, ich bin Psychiater, und du hast einen Doktor. Auf Leute wie uns schießt die Polizei nicht.«
»Du machst bloß Witze, stimmt's?«
Howard sagte. »Muß man einen höheren akademischen Grad haben, um gegen Schußwaffen immun zu sein, oder genügt auch lebenslange Forschungsarbeit?«
»Fahr los, Gabe«, sagte Val. »Uns passiert schon nichts.« Gabe schaute zu ihr hinüber, und sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück oder versuchte es zumindest; dann steuerte er die Banane auf die Weide in Richtung auf fünf schwerbewaffnete Männer, die nicht im geringsten den Eindruck machten, als würden sie sich über diesen Besuch freuen.
THEO
Unter Zuhilfenahme eines Einwegfeuerzeuges, von dem er sich aus schierer Vergeßlichkeit nicht getrennt hatte, als er seine Haschgiftsucht abgelegt hatte, durchsuchte Theo den Rest der Höhle. Außer dem einen Zugang, vor dem Burton auf der Lauer lag, hatte die Kathedrale keinen weiteren Ausgang. Im großen Bogen ging Theo um das Seeungeheuer herum zu Molly, die direkt am Eingang der Höhle stand.
Von draußen rief Burton: »Crowe, wir haben deine Freunde geschnappt. Das hier ist deine letzte Chance, um einen Deal zu
machen. Ich geb dir fünf Minuten, dann setzen wir Gas ein.«
Von Panik erfaßt wandte sich Theo an Molly. »Wir müssen die Leute hier rausschaffen, Molly. Sobald die erste Gasgranate hier reinfliegt, ist alles vorbei.«
»Brauchen wir denn keine Geiseln?«
»Wozu? Er wird sowieso nicht verhandeln. Alles, was er will, ist meine - und vermutlich auch deine - Leiche.«
»Warum rufst du nicht irgendwen an und erzählst ihm, was du weißt? Dann hat Burton keinen Grund mehr, uns umzubringen.«
»Alles, was ich weiß, ist das, was ich gesehen habe. Jetzt, wo Leander tot ist, gibt es niemanden mehr, der Burton mit dem Labor in Verbindung bringen kann. Ich hatte Gabe und Val davon erzählt, und jetzt sind sie in seiner Gewalt. Ich war ein Idiot, daß ich die beiden da mit reingezogen habe.«
»Das tut mir leid«, sagte Molly.
»Warte mal.« Theo klappte sein Handy auf und wählte eine Nummer. Am anderen Ende klingelte es achtmal, und Theo warf einen Blick auf die Ladeanzeige, aus der zu ersehen war, daß der Akku gerade mal viertelvoll war, als sich endlich die Stimme eines Mannes meldete.
»Nailsworth«, sagte der Spider und ließ den Anrufer darüber im ungewissen, daß er mit der Informationszentrale des Sheriffs verbunden war.
»Nailsworth, hier ist Theo. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Sie haben wohl 'n schlechten Tag, Theo?«
Was für ein Arschloch, dachte Theo. »Hören Sie zu, ich sitze in der Falle ...«
»Ich weiß, wo Sie sind, Theo. Denken Sie dran, ich weiß alles.
Allerdings muß ich sagen, ich bin richtig froh, daß Sie anrufen. Da war nämlich was, das ich Sie fragen wollte.«
Theo mußte sich beherrschen, um
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