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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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der NRA zu Mittag aß und anschließend beim Dinner mit den »Müttern gegen Alkohol am Steuer« trockene Brathühnchen herunterschlang, als sei es Manna, das gerade vom Himmel gefallen war. Burton trug teure Anzüge, eine goldene Rolex und fuhr einen perlschwarzen Cadillac Eldorado, der schimmerte wie eine Sternennacht auf Rädern (das Resultat unzähliger Glanzwachsbehandlungen durch die Angestellten des Fuhrparks der Polizei, auf deren Prioritätenliste er stets die Nummer eins war). Er war seit sechzehn Jahren Sheriff des San Junipero County, und in dieser Zeit war die Kriminalitätsrate stetig gefallen, bis sie, bezogen auf die Einwohnerzahl, die niedrigste von ganz Kalifornien war. Seine Unterstützung für Theophilus Crowe, der keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung vorzuweisen hatte, kam für die Bürger von Pine Cove mehr als überraschend, zumal Theos Gegenkandidat ein pensionierter Polizeibeamter aus Los Angeles gewesen war, der im Verlauf seiner fünfundzwanzig Dienstjahre mit den höchsten Meriten ausgezeichnet worden war. Was die Bürger von Pine Cove nicht wußten, war, daß Sheriff Burton Theo nicht nur unterstützte, sondern ihn regelrecht gezwungen hatte, überhaupt zur Wahl anzutreten.
    Theophilus Crowe war ein stiller Mann, und Sheriff Burton hatte seine Gründe, warum er nicht wollte, daß auch nur ein Pieps aus dem kleinen Hügelkaff Pine Cove drang. Folglich überraschte es Theo auch nicht weiter, daß, als er seine kleine Zweizimmerhütte betrat, ihm eine rote Sieben von seinem Anrufbeantworter entgegenblinkte. Er drückte den Abspielknopf und hörte sich an, wie Burtons Assistent ihn eindringlich aufforderte, sofort zurückzurufen. Burton rief ihn niemals übers Handy an.
    Eigentlich war Theo nur zurückgekommen, um zu duschen und sich die Unterhaltung mit Valerie Riordan noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ihn störte, daß mindestens drei seiner Ex-Freundinnen bei ihr in Behandlung waren. Er wollte herausfinden, was die Frauen ihr wohl erzählt hatten. Ganz offensichtlich hatten sie erwähnt, daß er gelegentlich kiffte. Na ja, nicht nur gelegentlich. Aber wie jeder Mann war er beunruhigt von dem Gedanken, daß sie sich unter Umständen auch über seine Leistungen im Bett ausgelassen hatten. Aus irgendeinem Grund fand er es weniger störend, daß Val Riordan ihn für einen Drogenheini hielt, der nichts auf die Reihe bekam, als wenn sie glaubte, er sei in sexueller Hinsicht eine Niete. Er wollte sich die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen und so seiner Paranoia durch gedankliche Anstrengung zu Leibe rücken, doch statt dessen wählte er die Privatnummer des Sheriffs und wurde augenblicklich durchgestellt.
    »Was zum Teufel ist mit Ihnen los, Crowe? Sind Sie breit?« »Nicht mehr als sonst«, sagte Theo. »Wo brennt's denn?« »Sie haben Beweismittel vom Tatort entfernt - da brennt's?« »Ach wirklich?« Wie gewöhnlich verflüchtigte sich Theos Energie schon nach ein paar Worten mit dem Sheriff. Er ließ sich in einen Sitzsack fallen, der daraufhin unter leisem Pfeifen einen kleinen Schwall Styroporkügelchen durch eine aufgeplatzte Naht ausstieß. »Was für Beweismittel? Was für 'n Tatort?«
    »Die Pillen, Crowe. Der Ehemann der Selbstmörderin hat gesagt, Sie hätten ihre Pillen mitgenommen. Ich will, daß die Dinger in zehn Minuten wieder am Tatort sind. Ich will, daß meine Männer in einer halben Stunde von dort verschwunden sind. Der Gerichtsmediziner wird noch heute nachmittag eine Autopsie vornehmen, und zum Abendessen ist der Fall abgeschlossen, kapiert? Ganz gewöhnlicher Selbstmord. Kurze Meldung in den amtlichen Bekanntmachungen. Ansonsten keine Meldung in der Zeitung. Ist das klar?«
    »Ich habe mich gerade bei ihrer Therapeutin nach ihrem Zustand erkundigt. Um herauszufinden, ob es irgendwelche Anzeichen gab, daß sie selbstmordgefährdet war.«
    »Crowe, Sie müssen dem Verlangen widerstehen, sich als Kriminalist oder Verbrechensbekämpfer aufzuspielen. Die Frau hat sich aufgehängt. Sie litt unter Depressionen, und sie hat dem ein Ende gesetzt. Der Ehemann ist nicht fremdgegangen, es gibt kein finanzielles Motiv, und Mom und Dad haben sich auch nicht gestritten.«
    »Die haben auch mit den Kindern geredet?«
    »Natürlich haben sie mit den Kindern geredet. Die Kerls sind Detectives. Sie stellen Nachforschungen an. Und jetzt bewegen Sie sich dorthin, und sehen Sie zu, daß die Kerls endlich aus
    North County verschwinden.

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