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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Hinsicht?«
    »Sie hat ihm erklärt, daß er im Sitzen pinkeln muß, weil er sich beharrlich weigert, die Klobrille runterzuklappen.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles, woran ich mich erinnere. Joseph Leander ist Vertreter. Er war viel unterwegs. Meiner Ansicht nach hat Bess Leander ihn als eine Art Eindringling in ihrem Leben und dem der Mädchen betrachtet. Es war keine gesunde Beziehung.« Als ob es so etwas überhaupt gab, dachte Val. »Stellen Sie Nachforschungen über Joseph Leander an?«
    »Darüber möchte ich lieber nichts sagen«, erklärte Theo. »Glauben Sie, ich sollte?«
    »Sie sind der Polizist, Mr. Crowe.«
    »Ach, wirklich? Stimmt ja. Jedenfalls, vielen Dank, Doktor. Ach so, und da fällt mir noch was ein: Mein Freund Gabe hat gemeint, Sie wären, ähmm, interessant. Ich wollte sagen, charmant, ich meine, es hat ihm Spaß gemacht, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Wirklich?«
    »Erzählen Sie ihm nicht, daß ich Ihnen das gesagt habe.«
    »Natürlich nicht. Wiedersehen, Constable.« Val legte auf und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie hatte völlig unnötigerweise die ganze Stadt in ein emotionales Chaos gestürzt, eine ellenlange Reihe mittelschwerer Straftaten begangen und nahezu sämtliche ethischen Normen ihres Fachgebiets gebrochen. Außerdem war eine ihrer Patientinnen möglicherweise ermordet worden, und doch war sie, tja, ganz aus dem Häuschen. »Charmant«, dachte sie. Er fand mich charmant. Ich frage mich, ob er wirklich charmant gesagt hat oder ob Theo sich das einfach nur ausgedacht hat - der alte Kiffer.
    Charmant.
    Sie lächelte und drückte auf den Summer, damit Chloe ihr den nächsten Patienten hereinschickte.

-16-
MAVIS
    Hinter der Bar klingelte das Telefon, und Mavis zerrte den Hörer von der Gabel. »Olymp, hier spricht die Göttin des Sex«, sagte sie, und es ertönte ein mechanisches Knarren, als sie lasziv die Hüfte bewegte, während sie zuhörte. »Nein, den hab ich nicht gesehen - und ich würd's Ihnen auch nicht sagen, wenn er hier wäre. Zum Teufel, meine Güte, dies ist ein heiliger Ort uneingeschränkten Vertrauens - ich kann nicht einfach jeden Ehemann verpfeifen, der nach der Arbeit kurz vorbeikommt und sich 'nen Schnaps genehmigt. Woher soll ich das wissen? Meine Liebe, wollen Sie wissen, wie Sie das in Zukunft vermeiden? Zwei Worte: lange, dreckige Blowjobs. Ach ja? Dann sollten Sie's vielleicht lieber machen, anstatt Wörter zu zählen. Vielleicht würde Ihr Mann Ihnen dann auch nicht weglaufen. Ja, ja, schon gut. Bleiben Sie dran.«
    Mavis hielt sich den Hörer vor die Brust und rief: »Hey! Hat irgend jemand Les gesehen? Den aus dem Baumarkt?« Kopfschütteln und eine Salve von »Nöös« war alles, was sie erntete.
    »Nöö, der ist nicht hier. Klar, wenn ich ihn sehe, sag ich ihm natürlich, daß eine kreischende Harpyie sich nach ihm erkundigt hat. Und wenn schon, denen vom Verbraucherschutz hab ich's schon auf allen vieren besorgt, und sie waren begeistert, also richten sie ihnen einen schönen Gruß von mir aus.«
    Mavis knallte den Hörer auf die Gabel. Sie fühlte sich wie der Blechmann im Regen. Ihre Metallteile fühlten sich rostig an, und sie war sicher, daß die Plastikteile in ihrem Inneren verrotteten. Es war Samstagabend zehn Uhr, es gab Live-Musik, und sie hatte immer noch nicht genug Schnaps verkauft, um die Gage für ihren Blues-Sänger abzudecken. Der Laden war zwar voll, aber die Leute klammerten sich an ihre Drinks, anstatt sie die Kehle runterzujagen, schauten einander tief in die Augen und machten sich paarweise aus dem Staub, bevor sie auch nur lächerliche zehn Dollar versoffen hatten. Was zum Teufel war nur mit dieser Stadt los? Der Blues-Sänger sollte sie in die Fänge des Alkohols treiben, aber statt dessen war die gesamte Bevölkerung im Liebestaumel. Statt zu trinken, waren sie alle nur noch am Quasseln. Weicheier. Mavis spuckte vor Abscheu in die Spüle, und es erklang ein helles »Ping«, als sich eine der winzigen Federn irgendwo in ihrem Inneren aus ihrer Verankerung löste.
    Schlappschwänze. Mavis kippte sich einen Bushmills hinter die Binde und betrachtete die Pärchen, die an der Bar saßen. Dann starrte sie Catfish an, der gerade beim letzten Lied eines Sets angelangt war und untermalt von den klagenden Klängen seiner National Steel davon sang, wie er seine Seele an den Crossroads verloren hatte.
    Catfish erzählte die Geschichte des großen Robert Johnson, jenes gespenstischen Bluesman, der dem Teufel an der

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