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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Chicago Blues höchstpersönlich sein gequältes Haupt erhoben. Der Drachen-Trailer wurde wieder zu einem Drachen, seine weiße Haut verfärbte sich schwarz, und es blitzten strahlend helle Streifen von Zornesröte an ihr auf. Die Bandagen, die Molly in mühevoller Arbeit den ganzen Tag angebracht hatte, zerrissen unter dem abrupten Wechsel der Gestalt des Seeungeheuers, dessen Kiemen mit Fetzen von Glaswollebandagen behangen waren, als wäre es von fiesen Jungs mit Klopapier eingewickelt worden. Das Seeungeheuer warf den Kopf in den Nacken und stieß ein Gebrüll aus, daß im ganzen Trailer-Park die Fenster klapperten. Molly fiel im Rückwärtsgehen in den Schlamm, rollte sich zur Seite, und als sie wieder auf die Füße kam, hielt sie das Schwert mit der Spitze auf die Kehle des Seeungeheuers gerichtet.
    »Steve, ich glaube, du kühlst dich besser erst mal ab, junger Mann.«
    THEO
    Daß man in einer so kurzen Zeit so viele neue Erfahrungen machen mußte. In den letzten paar Tagen hatte Theo seine erste große Suchaktion nach einer vermißten Person koordiniert, wobei er mit den besorgten Eltern des Jungen zur Milchkartonagenfabrik gefahren war, wo man von ihm wissen wollte, ob es eventuell möglich war, ein Bild von Mikey Plotznik aufzutreiben, auf dem er keine Grimasse schnitt oder sonstwie bescheuert in die Kamera glotzte. (Falls ja, so würde Mikeys Foto in großer Aufmachung auf zwei Prozent der Verpackung von fettfreier Milch landen, doch wenn sie das Foto verwenden mußten, das ihnen vorlag, würde er auf den Buttermilchtüten enden, wo er nur von alten Leuten gesehen wurde und von solchen, die ihr Ranch-Dressing selber machten.) Darüber hinaus hatte sich Theo um seinen ersten großen Brand kümmern und sich mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, daß er Fußspuren eines riesigen Tieres zusammenhalluzinierte. Außerdem mußte er die Nachforschungen in einem echten Mordfall in Gang bringen - und das alles ohne Inanspruchnahme seiner chemischen Krücke, auf die er ein Leben lang zurückgegriffen hatte. Nicht, daß er nicht in der Lage gewesen wäre, es sich mit seiner Lieblingspfeife bequem zu machen, er hatte nur einfach kein Verlangen danach.
    Nun mußte er entscheiden, wie er bei den Untersuchungen im Mordfall Bess Leander vorzugehen hatte. Sollte er jemanden einlochen, weichkochen und verhören? Einlochen - wo? In seiner Hütte? Er hatte kein Büro. Er konnte sich nicht recht vorstellen, wie er ein effektives Verhör führen sollte, während der Verdächtige auf dem Sitzsack im Schein der Lavalampe saß. »Jetzt red schon, du Schleimbeutel. Oder soll ich die Quarzlampe über dem Jimi-Hendrix-Poster anknipsen und ein paar Räucherstäbchen anzünden? Das willst du doch selber nicht.«
    Und als ob es damit nicht genug gewesen wäre, ließ ihn auch noch das dringende Verlangen nicht los, zum Trailer-Park zurückzufahren und mit Molly Michon zu reden. Seine Gedanken gingen mit ihm durch.
    Schließlich entschloß er sich, Joseph Leander einen Besuch abzustatten in der Hoffnung, den Vertreter kalt zu erwischen. Als er die Einfahrt hinauffuhr, stellte er fest, daß um die Gartenzwerge das Unkraut munter sprießte und das bunte Schild zur Vertreibung von Hexen, das über der Haustür hing, von einer Patina aus Staub bedeckt war. Die Garagentür stand offen, und Josephs Mini-Van war drinnen geparkt.
    Theo blieb einen Augenblick vor der Tür stehen, ehe er anklopfte, um seinen Pferdeschwanz in den Kragen zu stopfen und diesen zurechtzurücken. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, daß es besser wäre, wenn er eine Pistole dabei hätte. Er besaß sogar eine, einen Smith-and-Wesson-Revolver Kaliber .357, doch das Ding lag im obersten Fach seines Schranks gleich neben seiner Wasserpfeifensammlung.
    Er klingelte und wartete. Es verging eine volle Minute, bevor Joseph Leander die Tür öffnete. Er trug Cordhosen, die voller Farbspritzer waren, und einen Strickpullover, der aussah, als wäre er schon ein Dutzend Mal aus der Mülltonne gefischt worden. Jedenfalls handelte es sich dabei ganz offensichtlich nicht um den Kleidungsstil, den Bess Leander in ihren vier Wänden geduldet hätte.
    »Constable Crowe.« Leander lächelte nicht. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wenn Sie eine Minute Zeit hätten, würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten. Kann ich reinkommen?«
    »Aber ja doch«, sagte Leander. Er trat einen Schritt zurück, und Theo duckte sich durch den Türrahmen. »Ich habe gerade Kaffee gekocht.

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