Der Lustmolch
Kreuzung zweier Highways begegnet war und seine Seele gegen übernatürliche Fähigkeiten eingetauscht hatte, seitdem jedoch von einem Höllenhund verfolgt wurde, der seine Witterung an den Pforten der Hölle aufgenommen hatte und ihn schließlich erwischte, als ein eifersüchtiger Ehemann Gift in Johnsons Schnaps kippte.
»Tatsache ist«, sagte Catfish ins Mikrophon, »daß ich mir um Mitternacht an jeder verdammten Kreuzung im Delta die Beine in den Bauch gestanden und versucht habe, meine Seele zu verhökern, aber es kam niemand, der sie kaufen wollte. Und das ist der wahre Blues. Aber einen ganz speziellen Höllenhund hab ich trotzdem, da könnt ihr Gift drauf nehmen.«
»Ach, wie süß, Fish-Boy«, rief Mavis hinter der Bar hervor. »Komm mal her, ich muß mit dir reden.«
»Tut mir leid, Leute, aber da ist wieder der Ruf der Hölle«, erklärte Catfish dem Publikum und grinste. Doch niemand hörte ihm zu. Er stellte die National auf ihren Ständer und schlenderte auf Mavis zu.
»Du bist nicht laut genug«, sagte Mavis.
»Dann dreh dein Hörgerät auf, Weib. Die National hat keinen Tonabnehmer, da geht's halt nicht lauter, oder es koppelt.«
»Die Leute sind nur am Reden, anstatt zu trinken. Spiel lauter. Und außerdem keine Liebeslieder.«
»Im Wagen hab ich noch 'ne Fender Stratocaster und 'nen Marshall-Verstärker, aber ich spiel da nicht gern darauf.«
»Geh sie holen. Stöpsel dich ein, und spiel ordentlich laut. Du bist hier, damit ich Schnaps verkaufe, ansonsten kann ich dich nicht gebrauchen.«
»Das ist sowieso meine letzte Nacht hier.«
»Geh die Gitarre holen«, sagte Mavis.
MOLLY
Molly krachte mit dem Lieferwagen in den Müllcontainer hinter dem Head of the Slug. Die Scheinwerfer gingen zu Bruch, Scherben fielen klirrend auf den Asphalt, und der Ventilator bohrte sich mit einem Kreischen in den Kühler. Es war ein paar Jahre her, seit Molly zum letzten Mal hinter dem Steuer eines Wagens gesessen hatte, und außerdem hatte Les beim angeblich narrensicheren Einbau der Austauschbremsen ein paar Teile ausgelassen. Molly stellte den Motor ab, zog die Handbremse und wischte das Lenkrad und den Schalthebel mit dem Ärmel ihres Sweatshirts ab, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Sie kletterte aus dem Lieferwagen und schleuderte die Schlüssel in den zerbeulten Müllcontainer. Aus der Hintertür des Slug drang keine Musik, nur gedämpftes Murmeln und der Geruch schalen Bieres. Sie huschte die unbeleuchtete Gasse entlang zur Hauptstraße und ging die vier Blocks bis nach Hause.
Nebelschwaden wehten über die Cypress Street, und Molly war froh über die Deckung, die sie ihr boten. Lediglich in ein paar der Trailer in der Wohnwagensiedlung brannte noch Licht, und so lief sie eilig an ihnen vorbei auf ihren eigenen zu, dessen Fenster von einem bläulich zuckenden Schimmer erleuchtet waren, der von ihrem verwaisten Fernseher herrührte. Molly warf einen Blick an ihrem Heim vorbei zu der Stelle, wo Steve lag und sich erholte, und bemerkte eine Silhouette im Nebel. Als sie näher kam, stellte sie fest, daß es nicht eine, sondern zwei Personen waren, die in etwa sieben Meter Entfernung vor dem Drachen-Trailer standen. Sie wurde von Verzweiflung gepackt. Sie erwartete, daß jeden Augenblick die Blaulichter von Polizeiwagen durch den Nebel schwenken würden, doch die Gestalten standen einfach nur da und regten sich nicht. Molly schlich sich um die Ecke ihres Trailers, wobei sie sich so fest an die Wand preßte, daß sie spürte, wie die Kälte der Aluminiumaußenwand durch ihren Pullover drang.
Die Stimme einer Frau schnitt durch den Nebel: »Herr, wir haben deinen Ruf vernommen und sind zu dir geeilt. Vergib uns unser saloppes Erscheinungsbild, doch die Reinigung war schon geschlossen, und es schmerzt uns in der Seele, daß wir nicht in angemessener Kleidung samt passenden Accessoires vor dich hintreten können.«
Es waren die Damen vom Schulgebet, Katie und Marge, allerdings konnte Molly im Augenblick nicht sagen, welche welche war. Sie trugen identische pinkfarbene Jogginganzüge mit passenden Nike-Schuhen. Während sie das Geschehen verfolgte, bewegten sich die beiden näher auf Steve zu, und Molly bemerkte, wie die Außenhaut des Drachen-Trailers leichte Falten warf.
»So wie unser Herr Jesus Christus sein Leben für uns gegeben hat, so treten wir nun vor dich, o Herr, um uns selbst darzubringen.«
Die Kanten am Ende des Trailers rundeten sich, und Molly sah, wie Steve seinen massigen Kopf
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