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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Wollen Sie auch welchen?«
    »Nein danke. Ich bin im Dienst.« So was sagten Bullen doch immer, dachte Theo.
    »Ich habe gesagt: Kaffee.«
    »Ach so, ja klar. Mit Milch und Zucker bitte.«
    Der Boden im Wohnzimmer hatte Dielen aus Kiefernholz und war mit Flickenteppichen bedeckt. Eine antike Kirchenbank diente als Sofa, daneben gab es noch zwei Korbsessel und eine Milchkanne mit einem gesteppten Kissen als weitere Sitzgelegenheiten. In den Ecken des Raums standen drei antike Butterfässer. Abgesehen von dem neuen Sony-Farbfernseher mit 72-Zentimeter-Bildschirm hätte es sich auch um das Wohnzimmer einer Familie aus dem 17. Jahrhundert handeln können (mit sehr hohen Cholesterinwerten, wegen all der Butter).
    Joseph Leander kam ins Wohnzimmer zurück und reichte Theo einen handgetöpferten Becher aus Steingut. Der Kaffee hatte die Farbe eines Karamelbonbons und schmeckte nach Zimt. »Danke«, sagte Theo. »Neuer Fernseher?« Er nickte in Richtung des Sony.
    Leander setzte sich Theo gegenüber auf die Milchkanne. »Ja, ich habe ihn für die Mädels gekauft. Kinderkanal und so weiter. Bess hat vom Fernsehen nicht viel gehalten.«
    »Und da haben Sie sie umgebracht!«
    Leander spie seinen Kaffee auf den Teppich. »Was?«
    Theo trank einen Schluck, während Leander ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Vielleicht war er ein bißchen zu forsch zu Werke gegangen. Erst mal zurückfallen lassen und neu formieren. »Und haben Sie sich einen Kabelanschluß legen lassen? Ohne Kabel ist der Empfang in Pine Cove einfach miserabel. Liegt vermutlich an den Hügeln.«
    Leander blinzelte Theo wütend an. »Wovon reden Sie da?«
    »Ich habe den Bericht des Leichenbeschauers über Ihre Frau gelesen, Joseph. An Erhängen ist sie jedenfalls nicht gestorben.«
    »Sie sind von allen guten Geistern verlassen. Sie waren doch hier.« Leander erhob sich und nahm Theo den Becher aus der Hand. »Ich werde mir das nicht länger anhören. Sie können jetzt gehen, Constable.« Leander machte ein paar Schritte rückwärts und wartete.
    Theo stand ebenfalls auf. Konfrontationen lagen ihm nicht, im Gegensatz zu Friedensmissionen. Das hier war zuviel für ihn, doch er strengte sich an. »War es wegen der Affäre mit Betsy? Hat Bess Sie beide erwischt?«
    Auf Leanders kahlem Schädel zeichneten sich die Adern ab. »Das mit Betsy hat gerade erst angefangen. Ich habe meine Frau geliebt, und ich dulde nicht, daß Sie ihr Andenken derart beschmutzen. Dazu haben Sie kein Recht. Sie sind ja noch nicht mal ein echter Bulle. Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Haus.«
    »Ihre Frau war ein verdammt guter Mensch. Ein bißchen abgedreht, aber gut.«
    Leander stellte die beiden Tassen auf eines der Butterfässer, ging zur Tür und öffnete sie. »Gehen Sie«, befahl er und winkte Theo zur Tür.
    »Ich gehe, Joseph. Aber ich komme zurück.« Theo trat hinaus ins Freie.
    Leanders Gesicht war nun puterrot. »Nein, das werden Sie nicht.«
    »Ach, ich denke doch«, sagte Theo und fühlte sich wie ein Zweitkläßler bei einem Streit auf dem Spielplatz.
    »Versuchen Sie bloß nicht, mir ans Bein zu pissen, Crowe«, blaffte Leander. »Sie haben keine Ahnung, was Sie tun.« Er knallte Theo die Tür vor der Nase zu.
    »Gleichfalls«, sagte Theo.

-17-
MOLLY
    Molly hatte sich immer schon gefragt, wieso amerikanische Frauen von bösen Buben so fasziniert waren. Es schien, als ginge eine jeglicher Logik zuwiderlaufende Anziehungskraft von tätowierten Typen aus, die auf Motorrädern herumkurvten, eine Knarre im Handschuhfach oder einen Kokainzerstäuber auf dem Couchtisch stehen hatten. Als sie noch Schauspielerin gewesen war, hatte sie sich selbst zweimal mit solchen Typen eingelassen, doch dieser hier war der erste, der tatsächlich, nun ja, Leute verspeiste. Frauen glaubten immer, daß sie einen Kerl wieder auf die rechte Bahn zurückbringen konnten. Wie sonst ließ sich die Vielzahl der Heiratsanträge erklären, die einsitzende Serienmörder erhielten? Das war allerdings selbst für Molly eine Nummer zu abgedreht, und sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß, egal wie verrückt sie auch sein mochte, sie niemals den Drang verspürt hatte, einen Kerl zu heiraten, der es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, seinen Freundinnen den Hals umzudrehen.
    Amerikanische Mütter hämmerten ihren Töchtern den Glauben ein, daß sie alles zum Guten wenden konnten. Wie sonst ließ es sich erklären, daß sie nun am hellichten Tag ein dreißig Meter langes Monstrum ein Bachbett

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