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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nächstgelegenen, konnte aber nur verschwommene Rechtecke an den Wänden erkennen. Er schaute nach beiden Seiten, sah nichts, was ihn beunruhigt hätte, entriegelte die Wagentür und stieg ein. Er beschloss, einen kleinen Umweg zu machen und an Allans Wohnung vorbeizufahren. Sie lag gerade um die Ecke vom Leith Walk, in einem eher farblosen Teil der New Town, war aber eine schöne Wohnung, und nie gab es den geringsten Ärger mit der Nachbarschaft, was vermutlich zu keinem geringen Teil an der Polizeiwache direkt gegenüber lag. Mike ließ den Blinker an, als er neben zwei Streifenwagen hielt. Sie parkten am Bordstein. Allans Wohnung lag im zweiten Stock. Hinter den Vorhängen brannte Licht. Was natürlich nicht unbedingt bedeutete, dass er zu Hause war – er konnte es zur Vorsicht angelassen haben. Bedeutete auch nicht unbedingt, dass er sich das mit dem Dinner ausgedacht hatte. Ebenso wenig, dass er allmählich zu einem Sicherheitsrisiko wurde.
    Noch nicht.
    Der Teufel steckte im Detail. Mike hatte Allan gebeten, den Plan auf undichte Stellen hin abzuklopfen, mit dem Ergebnis, dass Allan sich die ganze Zeit ausschließlich aufs Negative konzentriert hatte – auf alles, was schiefgehen konnte ohne etwas von der Spannung, vom Rausch des Abenteuers zu erleben. Allan war nach Granton raus und einmal um das Lagergelände herumgefahren, hatte die Runden des Wachpersonals beobachtet und in seinem anschließenden Bericht auf mehrere Dutzend potenzielle Probleme und Haken hingewiesen. Und war, wie es Mike schien, zu dem Ergebnis gelangt, es spreche weit mehr gegen ihr Vorhaben als dafür, während Mike der gegenteiligen Ansicht war. Selbst Chib Calloway – Chib Calloway! – beugte sich seinem Willen. Mike rieb den Rücken gegen die Sitzlehne und spürte die Pistole im Hosenbund. Keine fünf Meter von einer gut beleuchteten Polizeiwache entfernt.
    Herr der Lage.
    Beherrscht.
    Mit geschärften Sinnen.
    Er schaltete den Blinker aus und ließ den Maserati die steile Straße hinunter ins Herz der New Town brausen.
     
     
    15
     
    Sie trafen sich in Mikes Wohnung in Murrayfield. Die ersten paar Minuten konzentrierte sich Gissing ausschließlich auf die Bilder an den Wänden, während Allan Mikes Arbeitszimmer sehen wollte, nach den Leistungsmerkmalen seines Computers fragte und sich zu den ausgestellten Preisen und Auszeichnungen äußerte.
    Mike wusste, was sie taten: das Unausweichliche hinausschieben. Er seinerseits kochte zu diesem Zweck Kaffee zur Musikbegleitung von Miles Davis. Die Wohnung war mit einer zentralen Hi-Fi-Anlage ausgestattet, was bedeutete, dass er alles, was sich auf seinem iPod befand, in jeden beliebigen Raum – oder auch in alle gleichzeitig – übertragen konnte. Die Lautsprecher waren in die Zimmerdecken eingebaut, aber ein paar von ihnen hatten mittlerweile den Geist aufgegeben. Das Gleiche galt für den Flachbildschirm an der Wand des Wohnzimmers. Das Problem beim »intelligenten Wohnen« war: Je intelligenter die Wohnungen wurden, desto mehr konnte kaputtgehen. Auch eines der versenkten Beleuchtungselemente in der Küche hätte man längst auswechseln müssen, aber es war so ein Halogendings und entsprechend knifflig abzuschrauben. Mike witzelte manchmal, wenn die letzte Birne durchgebrannt wäre, würde er sich eine neue Bleibe suchen müssen.
    Er trug das Tablett ins Wohnzimmer und stellte es auf den Esstisch neben den Karton.
    »Alles fertig«, sagte er.
    Seine Gäste nahmen ihre Becher mit einem stummen Nicken entgegen, bemüht, keinerlei Interesse an der Pappschachtel oder deren Inhalt zu zeigen. Gissing hatte eine Liste mitgebracht: die Namen von sieben fiktiven Personen, die zur morgigen Führung angemeldet waren.
    »Wann haben Sie die Führung gebucht?«, fragte Mike.
    »Die Plätze sind immer ziemlich schnell weg«, erklärte Gissing.
    »Wann?«, beharrte Mike.
    Der Professor zuckte die Achseln. »Vor drei … vier Wochen.«
    »Also schon bevor wir angefangen haben, diese Sache zu planen?«
    Gissing bestätigte dies mit einem Zucken der Lippen. »Ich hatte es Ihnen ja gesagt, Mike, dass ich schon lange darüber nachdenke. Letztes Jahr habe ich es auch schon gemacht: eine Anzahl von Namen für die Besichtigung angemeldet.«
    »Und dann haben Sie die Nerven verloren?«, tippte Allan.
    »Ich wusste einfach nicht, wer mir dabei hätte helfen können.« Der Professor schlürfte etwas Kaffee. »Ich kannte Sie ja damals kaum, Allan …«
    »Und mich noch gar nicht«, fügte Mike

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