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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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unter die Nase gehalten hätte. Nicht im Restaurant selbst natürlich – zu viele Zeugen. Aber draußen, in einer dunklen Gasse, sobald sie herausgetorkelt wären …
    Als die Tür des Pubs aufging, schaute Mike augenblicklich hin. Vorsicht, mit Misstrauen gepaart … Aber es war nur ein weiterer Gast. Ein, zwei Wochen zuvor hätte Mike nicht weiter darauf geachtet – damals endete die Welt noch eine Armeslänge von ihm entfernt –, aber jetzt war es anders. Er fragte sich, wie er je wieder zu seinem früheren Ich zurückkehren sollte, das zu Hause in seinem zum Computerraum umfunktionierten überzähligen Schlafzimmer saß, auf den Monitor starrte oder den Blick über die Regale schweifen ließ, auf denen die Belege seiner Wichtigkeit aufgereiht standen: die Preise für unternehmerische Initiative und gerahmte Schlagzeilen (Edinburgher Erfolgsstory; Kreativer Kopf; Schottischer Entrepreneur …). Hatte das alles auch nur die geringste Bedeutung?
    Der Neuankömmling gesellte sich zu seinen Freunden am Tresen. Die Tür schwang wieder zu, was Mike an jenen Tag im Auktionshaus erinnerte.
    Wenn eine Tür sich öffnet, schließt sich die andere …
    Und natürlich auch umgekehrt.
    »Wir ziehen das wirklich durch, stimmt’s?« Gissing hatte mit der rechten Faust in die linke Handfläche geschlagen und rieb jetzt die eine in der anderen.
    »Aber ja«, bestätigte Mike. »Da führt kein Weg mehr dran vorbei.«
    »Darum herumzukommen ist vielleicht nicht so sehr das Problem. Wir müssen uns darauf konzentrieren, ungeschoren davonzukommen. Und was passiert anschließend, Michael?«
    »Sie wissen doch, wir sind Freiheitskämpfer … anschließend werden wir uns gut fühlen.« Mike zuckte die Achseln; mehr hatte er im Moment nicht beizutragen. Der Professor schwieg eine Weile. Dann seufzte er, die Augen starr auf sein halb leeres Bierglas gerichtet.
    »Cezannes Junger Mann mit roter Weste wurde auch gestohlen – vor gar nicht langer Zeit. Aus einem Schweizer Museum. Man vermutet, dass es eine Auftragsarbeit war. Jemand hat das Bild jetzt bei sich zu Haus an der Wand hängen.«
    »Ich hab davon gehört. Interpol schätzt, dass jährlich Kunstschätze im Gesamtwert von sechs Milliarden gestohlen werden … wissen Sie, wie viel man davon wiederfindet? Nicht viel.« Mike bemerkte den verwunderten Ausdruck in Gissings Gesicht. »Ich hab ein bisschen recherchiert, Robert. Ein paar Mausklicks, und da war’s auch schon – viertgrößte Verbrechensbranche weltweit nach Drogen, Waffenschmuggel und Geldwäsche. Was für uns gut ist – denn es bedeutet, dass, falls unsere kleine Aktion jemals entdeckt werden sollte, die Polizei sich auf Verbrecherbanden konzentrieren wird.«
    »Und wir gehören nicht dazu?«
    »Nicht nach landläufigem Verständnis.«
    »Sie verstehen sich eher als einen Thomas Crown, stimmt’s?«, scherzte Gissing. »Wäre Laura dann Ihre Faye Dunaway?«
    »Mir fehlt noch einiges zu einem Steve McQueen, Prof – oder auch einem Pierce Brosnan …«
    Sie schmunzelten ein bisschen in sich hinein.
    »›Die stillen Stunden der Nacht‹«, sagte Gissing schließlich.
    »Klingt wie ein Zitat.«
    »Von einem viktorianischen Fassadenkletterer, einem gewissen Adam Worth – manche meinen, er sei das Vorbild für Conan Doyles Moriarty gewesen. Er stahl einmal einen Gainsborough und erklärte, das hätte er getan, um ihn ›in den stillen Stunden der Nacht anbeten zu können‹.«
    »Ich hoffe, er hat ihn auch bei Tageslicht angebetet.«
    Gissing nickte, tief in Gedanken versunken.
    »Noch mal das Gleiche?«, fragte Mike.
    Gissing schüttelte den Kopf. »Ich geh heut früh ins Bett«, sagte er. »Was war diesmal Allans Ausrede?«
    »Dinner mit einem Kunden. Wusste nicht, wie spät es werden würde. Aber für morgen hat er alle seine Termine abgesagt.«
    »Na, das ist ja immerhin schon was.« Gissing stand langsam auf, sah dann, dass noch ein Restchen Whisky im Glas übrig war, leerte es und atmete geräuschvoll aus. »Wir sehen uns morgen früh, Michael. Versuchen Sie, etwas zu schlafen.«
    »Soll ich Sie nach Hause fahren …?«
    Gissing lehnte das Angebot mit einer Handbewegung ab und wandte sich zur Tür. Mike wartete noch ein paar Minuten, trank dann seinerseits aus und nickte beim Hinausgehen dem Mann hinterm Tresen zu. Sein Auto stand fünfzig Meter weiter im Parkverbot. Vom Professor war weit und breit nichts zu sehen. Diese Straße bestand praktisch nur aus Galerien. Mike spähte durch das Schaufenster der

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