Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
von Gracemount zu Westies Wohnung und von dort nach Granton.« Er reichte sie dem Professor. »Samstag, also kaum Berufsverkehr, trotzdem habe ich den Leith Walk ausgeschlossen.«
    »Wegen der Straßenbahnarbeiten.« Allan nickte anerkennend.
    »Ich wusste nicht einmal, wo Gracemount ist«, murmelte Gissing, während er auf den Straßenplan und die begleitende Wegbeschreibung starrte.
    »Und das ist auch der Grund, warum wir jetzt da hinfahren«, erklärte Mike. Er hatte schon entschieden, dass der Gracemount Drive, direkt hinter der Schule, der Ausgangspunkt ihrer heutigen Exkursion sein würde. Als sie ankamen, fragte Allan den Professor, ob er jetzt ans Lenkrad wolle, erhielt darauf aber ein Kopfschütteln.
    »Ich kann mir die Route leichter einprägen, wenn ich auf dem Beifahrersitz bin.«
    »Was folgende Frage aufwirft«, bemerkte Allan. »Sie müssen im Transporter sitzen, während wir im Lagerhaus sind, aber müssen Sie unbedingt auch fahren?«
    »Glauben Sie, ich kann das nicht?« Gissing hatte sich umgedreht und starrte Allan empört an. »Früher bin ich einen MG gefahren.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Mike lächelnd.
    »Ich hielt ihn nicht für … schicklich für einen Mann über sechzig. Als ein Kollege sich mit fünfundfünfzig einen Porsche kaufte, entschied ich, dass ich den MG loswerden musste.«
    »Weil er gegen den Porsche nicht anstinken konnte?«, riet Allan.
    »Ganz und gar nicht«, bellte Gissing. »Aber mir wurde zum ersten Mal bewusst, wie lächerlich ein Mann fortgeschrittenen Alters in einem Sportwagen aussieht.«
    »Mein Quattroporte ist ein Sportwagen«, erinnerte Mike ihn.
    »Und Sie sind auch genau in dem richtigen Alter dafür«, erklärte Gissing.
    »Ich glaube«, fasste Allan für Mike zusammen, »der Professor möchte den Transporter gern fahren.«
    »Dann hat er meinen Segen«, sagte Mike.
    Gissing schniefte geräuschvoll und vertiefte sich wieder in den Straßenplan.
    Von der Schule aus fuhren sie stadteinwärts zu Westies Wohnung – morgen würden sie ihn und seine Bilder hier abholen –, blieben eine Minute mit laufendem Motor vor dem Apartmenthaus stehen, und als eine Politesse neugierig zu werden begann, fädelten sie sich wieder in den Verkehr ein und fuhren in Richtung Mound und New Town.
    »Was haben Sie nach Ihrer Pensionierung vor?«, fragte Allan den Professor.
    »Verkaufen und abdampfen«, erwiderte Gissing. »Mit dem Geld, das ich für das Haus bekomme, kann ich mir irgendwo an der Westküste ein Cottage leisten, es mit Büchern und Bildern füllen und die Landschaft genießen.«
    »Wird Ihnen Edinburgh nicht fehlen?«
    »Dazu werde ich auf meinen Strandspaziergängen und bei der Aussicht gar nicht kommen.«
    »Schon einen bestimmten Ort im Auge?«, erkundigte sich Mike.
    »Zuerst werfe ich das traute Heim auf den Markt – mal sehen, wie viel Geld es einbringt und was sich damit anfangen lässt.«
    »Man wird Sie im College vermissen«, sagte Allan. Gissings Schweigen widersprach dem nicht.
    Mike räusperte sich. »Sind Sie sicher mit der Westküste? Ich dachte, Sie hätten vor einiger Zeit gesagt, Sie würden nach Spanien ziehen.«
    »Man wird ja wohl noch seine Meinung ändern dürfen!«, bellte Gissing. »Alles ist mir lieber als diese verfluchte Stadt …«
    Bald fuhren sie die Inverleith Row entlang am Botanischen Garten vorbei und bogen dann rechts auf die Ferry Road ein, wo in der Ferne der Firth of Forth zu erahnen war. Als sie auf die Starbank Road zuhielten, fragte Allan Mike, ob er sicher sei, dass das am nächsten Morgen die schnellste Route sein würde.
    »Vielleicht nicht die schnellste, aber auf jeden Fall die einfachste.« Mike hatte sich von Google Earth eine Luftansicht von der Umgebung des Lagerhauses ausgedruckt. Das Industriegebiet würde am Wochenende so gut wie ausgestorben sein, aber jetzt, freitags, kurz vor Mittag, wimmelte es von Lastern und Kleintransportern. Die Fahrer, vermutete Mike, freuten sich wahrscheinlich schon auf den Pubbesuch nach Arbeitsschluss, vielleicht auf das Fußballspiel oder das Shoppen am nächsten Tag und das lange Ausschlafen am Sonntag. Plötzlich kam ihm der entsetzliche Gedanke, dass da noch irgendwo eine weitere Bande von Räubern in spe sein könnte, die auf die gleiche Idee wie Gissing gekommen war und ihre eigenen Pläne schmiedete. Aber als sie mit mäßiger Geschwindigkeit am Torhaus vorbeifuhren, standen am Straßenrand nur leere Autos, die brav auf den Feierabend und die Rückkehr ihrer

Weitere Kostenlose Bücher