Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
– und das ist nicht gut. Vielleicht solltest du dir was Längeres anziehen, und bedeutend Weiteres. Da sind noch ein paar Startpistolen mit Platzpatronen, nur für den Fall, dass ihr ein bisschen Krach machen müsst. Dazu ein Nachbau deiner Browning und noch ein schrottreifes Teil aus dem Falkland- oder Irakkrieg oder sonst woher.«
    »Das ist ein Revolver«, sagte Mike und nahm die Waffe in die rechte Hand. »Ich wusste gar nicht, dass das Militär die Dinger noch verwendet.«
    Chib zuckte lediglich mit den Achseln. »Für den Studenten und deinen Freund Allan wäre es gut, ein bisschen damit zu üben. Wenn sie durch die Tür gestürmt kommen, sollten sie zumindest so aussehen, als wüssten sie, was sie tun.«
    Mike nickte. »Und der Rest der Crew?«
    »Das werden alles Jungs sein, die schon vorher Schießeisen in der Hand gehabt haben, mach dir um die keinen Kopf.«
    Mike legte den Revolver in den Karton zurück, ließ aber die Browning weiter im Hosenbund stecken. Als Nächstes probierte er die Schrotflinte aus. Sie lag viel zu schwer in der Hand und war schlecht ausbalanciert. Er schüttelte den Kopf und gab sie zurück. »Wann treffen wir deine ›Jungs‹?«
    »Am Tag X. Sie sind dann schon instruiert und haben strikte Order, alles zu tun, was ihr ihnen sagt.«
    Mike nickte. »Und der Transporter?«
    »Erst heut Abend geklaut worden. Sitzt mollig warm und sicher in einer abgeschlossenen Garage. Die falschen Nummernschilder werden wahrscheinlich gerade in diesem Moment angeschraubt.«
    »Aber nicht hier?«
    Chib schüttelte den Kopf. »Ich hab noch ein paar weitere Autowerkstätten da und dort in der Stadt. Solltest du also irgendwann mal eine Rostlaube unbeanstandet durch die Hauptuntersuchung bringen wollen …«
    Mike lächelte etwas bemüht. »Ich werd’s im Hinterkopf behalten. Du musst deinen Leuten sagen, dass sie sich verkleiden müssen. Und wir wollen nicht, dass sie irgendwelchen auffälligen Schmuck tragen – nichts, woran man sie wiedererkennen könnte.«
    »Hör sich einer den Fachmann an«, meinte Chib mit einem weiteren leisen Kichern. »War’s das also? Alles klar?«
    Mike nickte. »Übermorgen. Ich hoffe bloß, die Fälschungen sind bis dahin trocken.« Chibs Handy klingelte. Er fischte es aus seiner Tasche und sah nach der Nummer auf dem Display.
    »Da muss ich drangehen«, sagte er entschuldigend und wandte sich, das Handy am Ohr, von Mike ab. »Ich dachte schon, Sie sind abgehauen …« Mike tat so, als würde er die Waffen noch einmal in Augenschein nehmen, während er die Ohren spitzte. »Er steigt darauf ein?«, fragte Chib mit gesenktem Kopf, als betrachtete er seine Schuhe. »Das ist gut … Völlig saubere Sache, glauben Sie mir … einfach ein ehrliches, astreines Pfand … Zwei, drei Tage Maximum … Bis dann.« Er legte auf und wandte sich mit einem breiten Lächeln wieder Mike zu.
    »Pfand?«, wiederholte Mike. Chib schüttelte lediglich den Kopf.
    »War’s das also?«, erkundigte er sich noch einmal, als hätte er es eilig, zum Ende zu kommen.
    »Ich denke schon …« Dann aber verzog Mike ein wenig das Gesicht. »Nein, eigentlich nicht ganz – ich hab noch was vergessen …«
    »Spuck’s aus.«
    Mike steckte die Hände in die Hosentaschen, als wollte er, dass das, was er gleich sagen würde, möglichst beiläufig klang.
    »Da gäb’s ein Überfallopfer …«
    Chibs Augen weiteten sich leicht und verengten sich dann wieder, als verstünde er. »Du willst, dass ich rauskriege, wer es getan hat, und ihn mir ordentlich vorknöpfe?«
    »Nicht direkt.« Mike legte eine Kunstpause ein. »Es ist nämlich so, dass dieser Überfall eigentlich noch gar nicht stattgefunden hat …«
    Chibs Augen verengten sich wieder. »Kapier ich nicht«, gestand er.
    »Hör mir einfach zu«, empfahl Mike, »und du wirst es gleich verstehen …«
     
    14
     
    »Chib war enttäuscht«, sagte Mike, »als ich ihm sagte, dass die National Collection keinen Vettriano auf Lager hat.«
    Gissing schnaubte in sein Glas. Die zwei Männer saßen in einer nichtssagenden Bar in der Nähe des Bahnhofs. Es war ein Lokal ohne jeden Firlefanz, nur zum Trinken gedacht: weder Fernseher noch Jukebox und zur Hungerbekämpfung lediglich Kartoffelchips. Nach fast zehn Jahren ohne Sünde, hatte Mike zu seiner eigenen Überraschung zwei Tütchen davon mit Krabbencocktailgeschmack bestellt und dabei an den Karton voller Schießeisen gedacht, der in Ermangelung eines besseren Verstecks im Kofferraum seines Wagens lag. Drei

Weitere Kostenlose Bücher