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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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übermächtig.
    Langsam ging er die Treppe hinunter. Er war ein bisschen unsicher auf den Beinen und musste genau auf die Stufen achten. Es war auch nicht ganz einfach, das Schlüsselloch zu finden. Erst beim dritten Anlauf gelang es ihm, die Tür aufzuschlieߟen.
    Ilka lag im Bett und schlief. Im schwachen Lichtschein, der aus dem Flur ins Zimmer fiel, sah sie aus wie ein Kind.
    Aber sie war kein Kind mehr. Sie war eine Frau. Seine Frau. Es wurde Zeit, dass sie sich daran erinnerte. Er beugte sich über sie und küsste ihren Hals.
    Sie fuhr so panisch hoch, dass ihre Schulter gegen sein Kinn prallte. Es tat höllisch weh. Der Schmerz lieߟ ihn beinah wieder nüchtern werden. Er bemerkte, dass Ilka sich schützend die Bettdecke vor die Brust hielt.
    Sanft zog er sie weg. Er setzte sich auf die Bettkante. Streichelte Ilkas Arm. Ihre Haut fühlte sich warm an und weich. Er nahm ihre Hand und küsste jeden einzelnen Finger. Dann streifte er die Träger des Nachthemds von ihren Schultern.
    Ilka war starr vor€¦ vor was? Vor Entsetzen? Angst? Widerwillen? Ekel?
    »Lass mich dich doch lieben«, flüsterte er. »Lass es sein wie damals.«
    Er kam sich vor wie ein Hund, der um eine flüchtige Berührung bettelt. Er beobachtete sich selbst dabei, wie er sich erniedrigte, und konnte nichts dagegen tun.
     
    Ilka spürte die Angst wie einen festen Ring um die Brust. Ruben war unberechenbar. In der einen Sekunde war er noch zärtlich, in der nächsten konnte er sich verraten fühlen und um sich schlagen.
    »Rub«, sagte sie leise und berührte zaghaft sein Gesicht.
    Er streckte sich neben ihr aus und sah sie an. Sie hatte sofort bemerkt, dass er betrunken war. Doch das machte ihn keinesfalls weniger gefährlich. Die Situation war hochexplosiv. Ein falsches Wort, und alles konnte passieren.
    »Wir waren so lange €¦ getrennt«, begann sie vorsichtig. »Ich brauche Zeit.«
    »Zeit?« Er schien über ihre Worte nachzudenken. »Die haben wir leider nicht.«
    »Warum nicht, Ruben?«
    »Man wird dich suchen.« Er sagte das beinah träumerisch, hob die Hand und fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Lippen. »Und irgendwann wird man dich finden, egal wie gut ich dich verstecke.«
    Als wäre sie eine Puppe, mit der er nach Belieben verfahren, die er unters Sofa schieben oder in den Schrank stopfen konnte. Es schnürte Ilka den Hals zu. Ruben würde niemals zulassen, dass man sie fand.
    Er spielte mit ihrem Haar, lieߟ langsam eine Strähne durch seine Finger gleiten. »Wenn ich dich freilieߟe, würdest du bei mir bleiben?«
    Ein Ja, ein klitzekleines Ja nur. Aber meinte er es überhaupt ernst? »Würdest du mich freilassen, wenn ich dir verspräche, es zu versuchen?«
    Er lachte. So laut, dass sie zusammenzuckte. »Natürlich nicht. Weil du mir alles versprechen würdest, um hier rauszukommen.«
    Es war sein Lachen, das sie aufbrachte. Das Gefühl, ihm so oder so ausgeliefert zu sein. Sie hatte keine Wahl, und es war herzlos von ihm, ihr das Gegenteil vorzugaukeln.
    »Du hast Recht«, sagte sie kalt. »Trau mir nicht, Ruben. Ich habe nämlich nur einen Wunsch, weit weg zu sein von dir.«
    »Weiߟt du, woran ich immer gedacht habe?«, fragte er. »Wonach ich mich am meisten gesehnt habe in all den Jahren? Nach deinem Haar.«
    Hatte er ihr nicht zugehört?
    »Wie es sich anfühlt. Wie es duftet. Ich möchte ein Porträt von dir zeichnen. Morgen, wenn ich wieder auf dem Damm bin. Mich ganz auf dein Gesicht und dein Haar konzentrieren.«
    Er stand auf und starrte auf sie herunter.
    »Nein!« Sie schrie ihm das Wort ins Gesicht.
    Ruben fasste sie grob an den Schultern. Seine Finger bohrten sich ihr ins Fleisch. »Du wirst tun, was ich will«, sagte er und stieߟ sie zur Seite.
    Sie zog die Bettdecke bis ans Kinn. Aber Ruben war schon hinausgegangen.
     

Kapitel 22
    Ich hatte das Büro des Kommissars noch nie betreten. Ich hatte es mir auch nie vorgestellt. Mittelpunkt war der groߟe Schreibtisch, auf dem Akten lagen und ein aufgeschlagenes Notizbuch, wahrscheinlich das Exemplar, das ich bereits kannte. Der Bleistift, der in dem Notizbuch steckte, war am Ende zerbissen. Ich versuchte, das mit dem Kommissar in Verbindung zu bringen. Es gelang mir nicht.
    »Guten Morgen.« Er stand auf und kam uns entgegen, reichte erst mir die Hand, dann Mike. »Was kann ich für Sie tun?« Er wies auf die Stühle vor seinem Schreibtisch und wir setzten uns.
    »Ilka ist entführt worden«, platzte Mike heraus.
    Die Augenbrauen des Kommissars

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