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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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nicht viel von ihr gesehen, weil sie bloߟ dagesessen und auf ihre Hände geguckt hat. Ich glaube, sie hat uns überhaupt nicht wahrgenommen.«
    Es war idiotisch gewesen zu hoffen, wir könnten eine Frau in die Wirklichkeit zurückholen, die diese Wirklichkeit vielleicht längst vergessen hatte.
    »Dafür hab ich ein bisschen Glück gehabt.« Stolz schob Merle uns einen Zettel hin. »Ruben Helmbachs Adresse. Ecco.«
    Ich spürte ein Kribbeln im Bauch, als würde ich aus groߟer Höhe in die Tiefe schauen. Neugierig zog ich das Papier zu mir heran. Togstadt. Ziemlich weit weg. Ein bisschen riskant für meinen Renault. Er pfiff allmählich auf dem letzten Loch.
    »Und hier seine Telefonnummer.« Mit der hintergründigen Miene einer Magierin zauberte Merle einen zweiten Zettel aus ihrer Hosentasche hervor. »Leider meldet sich immer nur der Anrufbeantworter, und ich wusste nicht, was ich draufsprechen sollte.«
    Ein dritter Zettel erschien in ihrer Hand. »Ich hab mich dann auch mal um seine Ausstellungstermine gekümmert. Scheint wirklich ein heiߟer Tipp zu sein. Hat ordentlich zu tun. Vielleicht können wir ja über seine Galeristen mehr erfahren.«
    »Respekt!« Mike fragte sich wahrscheinlich genau wie ich, wozu wir uns eigentlich die Hacken abgerannt hatten.
    »Gesegnet sei das Internet.« Merle beugte sich zu uns vor, als wollte sie uns ein Geheimnis anvertrauen. »Dieser Ruben hat übrigens nicht nur Mädchen gemalt. Am Anfang scheint er verschiedene Sachen ausprobiert zu haben. Aber bekannt geworden ist er mit seinen Mädchenbildern. Und zwar schlagartig. Er hat sämtliche Preise eingeheimst.«
    »Ich bezweifle, dass er uns helfen kann.« Mike schob den Zettel mit Ruben Helmbachs Anschrift auf dem Tisch hin und her. »Ilka und er haben doch seit Jahren keinen Kontakt.«
    »Vielleicht ist ja genau das der Schlüssel«, sagte ich. »Wieso hat Ilka den Bruder aus ihrem Leben ausgeschlossen? Hat ihr Verschwinden möglicherweise mit einem dubiosen Familiengeheimnis zu tun?«
    »Das ist eine ziemlich vage Vermutung.« Merle verschwand in ihrem Zimmer und kehrte mit einem vergröߟerten Farbausdruck zurück. »Hier ist er übrigens noch mal. Mister Adonis höchstselbst.«
    Ruben Helmbach war wirklich ein bemerkenswerter Typ. Sein Blick war selbst auf dem Foto derart eindringlich, dass man sich durchschaut fühlte. Nackt. Und anfing zu frieren.
    »Na, so umwerfend ist er nun auch wieder nicht.« Stirnrunzelnd betrachtete Mike das Foto. »Er schielt ein bisschen, oder?« Unwillkürlich strich er sich übers Kinn wie Cary Grant zu seinen besten Zeiten.
    Merle grinste mich an.
    Ich suchte wieder nach einer Ąhnlichkeit zwischen Ilka und ihrem Bruder. Ein Hauch davon war da, aber ich konnte ihn nicht lokalisieren. Vielleicht lag die Ąhnlichkeit in diesem nur angedeuteten Lächeln, das bei Ilka meist rasch in ein herzhaftes Lachen überging.
    »Ilka hat den Kontakt zu ihrem Bruder abgebrochen«, rekapitulierte ich. »Sie hat ihren Vater verloren und ihre Mutter lebt in einem Heim. Ein bisschen viel auf einmal, findet ihr nicht? Da könnte ein Zusammenhang bestehen.«
    »Du meinst, sie hat den Kontakt zu ihrem Bruder abgebrochen, und danach ist der Unfall passiert?« Mike sah mich skeptisch an.
    »Oder andersrum«, sagte ich. »Die Eltern hatten den Unfall und Ilka hat den Kontakt zu ihrem Bruder abgebrochen.«
    »Vielleicht hat ihr Bruder sie ja entführt.« Merle fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, bis es abstand wie die Borsten einer Bürste. »Aus Rache. Oder aus Hass. Ihr glaubt nicht, wozu Menschen fähig sind.« Bei ihrer Arbeit für den Tierschutz wurde sie mit Grausamkeiten konfrontiert, die sie nachts oft schweiߟgebadet auffahren lieߟen.
    »Das ergibt keinen Sinn.« Mike schüttelte den Kopf. »Das wär bloߟ logisch, wenn er vorhätte, sie zu...«
    Keiner von uns sprach es aus. Aber wir dachten dasselbe. War das Familiengeheimnis schlimm genug für einen Mord?
     
    Es war, als würde die Luft um Ruben Helmbach von seiner Vitalität vibrieren. Fasziniert beobachtete Bert, wie er das Büro betrat und auf seinen Schreibtisch zukam. Er hatte selten einen Menschen mit einer so intensiven Aura erlebt.
    »Bitte.« Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und wartete.
    Ruben Helmbach kam gleich zur Sache. »Meine Schwester ist verschwunden?«
    »Das ist richtig.«
    Bert forschte in Ruben Helmbachs Gesicht nach einer Regung, doch er konnte keine finden. Die Miene seines Gegenübers war

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