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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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irritierend sachlich und kühl.
    »Sie wissen vermutlich bereits, dass wir schon seit Jahren keinen Kontakt mehr haben?«
    Bert nickte. Er hielt sich zurück. Auf diese Weise hatte er noch immer am meisten erfahren.
    »Dann weiߟ ich nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
    In diesem Fall versagte die Taktik. Ruben Helmbach setzte sich entspannt zurecht und wartete ab. Er trug Jeans und Pulli, beides schwarz, keine Jacke, keinen Mantel. Der Frühling bereitete sich vor. Der Winter hatte lange genug gedauert.
    »Aus welchem Grund haben Sie keinen Kontakt mehr zu Ihrer Schwester?«, fragte Bert.
    »Das hat sich so ergeben.«
    Ruben Helmbach wirkte ein klein wenig gelangweilt. Vielleicht war er aber auch nur arrogant.
    »Ihre Tante, Marei Täschner, hat mir erzählt, Ihre Schwester habe den Kontakt zu Ihnen abgebrochen und einen endgültigen Schlussstrich gezogen.«
    »Meine Tante hatte nie Einblick in unsere Familiensituation«, sagte Ruben Helmbach. »Sie kann das nicht beurteilen.«
    »Immerhin hat Ihre Schwester mehrere Jahre bei ihr gelebt. Meinen Sie nicht, das reicht aus, um einen Menschen kennen zu lernen?«
    »Ilka hat unsere Tante nicht sonderlich gemocht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das geändert haben soll.«
    »Sie meinen, Ihre Schwester hätte ihr niemals etwas über ihre Gefühle anvertraut?«
    Ruben Helmbach schlug die Beine übereinander und blieb Bert die Antwort schuldig. Er wirkte sehr gepflegt und älter, als er tatsächlich war. Bert hatte sich informiert. Dreiundzwanzig Jahre. Kaum zu glauben.
    Wahrscheinlich machen Menschen, die in der ֖ffentlichkeit stehen, einen wesentlich schnelleren Reifeprozess durch als andere, dachte er. Er musste unbedingt einmal darüber nachdenken, warum das so war.
    »Wie würden Sie Ihre Schwester beschreiben?«, fragte er.
    Ruben Helmbach überlegte. Er fixierte dabei eine Stelle auf dem Fuߟboden. Schlieߟlich hob er den Kopf und sah Bert in die Augen.
    »Früher war sie ein unbefangenes, fröhliches Mädchen. Intelligent und ohne Hemmungen, ihre Meinung immer und überall zu äuߟern. Selbst unserem Vater gegenüber, der jähzornig und unberechenbar war.«
    »Ihre Tante sagt, Ilka sei über den Tod ihres Vaters nie hinweggekommen.«
    »Er hat sie tief getroffen.«
    »Sie nicht?«
    »Ich habe meine Malerei.«
    »Das hilft bei seelischen Erschütterungen?«
    »Unbedingt.«
    Aalglatt, dieser Mann. In jedem seiner Sätze klangen unausgesprochene Geschichten mit. Geschichten, die Bert für sein Leben gern erfahren hätte.
    »Ihre Schwester macht eine Psychotherapie.«
    Ruben Helmbach wirkte überrascht. Doch Bert wurde den Verdacht nicht los, dass diese Regung nicht ganz echt war. Er wusste, dass er einem Mann gegenübersaߟ, der es gelernt hatte, sich selbst zu inszenieren.
    »Hört sich an, als hätte meine Tante da die Hände im Spiel gehabt. Sie war schon immer der Typ, der fleiߟig in den Seelen anderer bohrt und gräbt und die Ergebnisse dann mehr oder weniger beliebig interpretiert.«
    »Wir schlieߟen in unseren Ermittlungen keine Möglichkeit aus«, sagte Bert. »Bei einem psychisch labilen Menschen muss man die Wahrscheinlichkeit einer Kurzschlusshandlung mit in die ܜberlegungen einbeziehen.«
    »Mag sein, dass Ilka sich in den Jahren bei unserer Tante verändert hat.«
    Hochintelligent, dachte Bert. Und absolut unversöhnlich. Die Kälte zwischen Neffe und Tante war mit Händen zu greifen. Er holte die Ausgabe von 
Handwerk und Kunst
, die Jette ihm überlassen hatte, aus der Schublade hervor, schlug sie auf und schob sie Ruben Helmbach hin.
    Der warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
    »Ein Beispiel dafür, dass man Journalisten nicht trauen sollte«, sagte er.
    Da sprach er Bert aus dem Herzen. Journalisten waren eine Geiߟel der Menschheit. Vor allem dann wenn man einen Chef hatte, der morgens gründlich Zeitung las und beim geringsten Anlass einen cholerischen Anfall bekam.
    »Wer ist dieses Mädchen?«, fragte Bert und zeigte auf die abgelichteten Bilder.
    Wieder legte sich ein Schleier von Langeweile auf Ruben Helmbachs Gesicht.
    »Es ist kein bestimmtes Mädchen«, erklärte er. »Es ist das Mädchen €¦ schlechthin. Sozusagen die Summe aller Mädchen in einem, verstehen Sie?«
    Bert fand die Erklärung befriedigend. Er hatte sich das so ähnlich selbst schon gedacht. Doch das äuߟerte er nicht.
    »Schauen Sie.« Ruben Helmbach beugte sich vor und nahm die Hände zu Hilfe, um seine Worte zu untermalen. »Ein

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