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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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und ging hinein.
     

Kapitel 8
    Natürlich hatte Imke gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Wenn ihre Tochter versuchte, die Wahrheit vor ihr zu verbergen, dann wählte sie ihre Worte zu bedächtig, und auch ihr Tonfall veränderte sich. Schon als Kind hatte sie nicht lügen können.
    »Was ist los, Jette?«, hatte Imke gefragt.
    »Los? Wieso? Was soll denn los sein?«
    »Du schleichst wie die Katze um den heiߟen Brei. Meinst du denn, ich merke das nicht?«
    Und da hatte Jette ihr von dem Einbruch erzählt. Es war Imke kalt den Rücken heruntergelaufen. Die ganze Zeit hatte sie sich um ihre Tochter gesorgt. Die ganze Zeit hatte sie sich selbst beschwichtigt. Jette konnte doch unmöglich innerhalb weniger Monate mehrmals in Gefahr geraten. Und nun war genau das geschehen.
    »Ist dir wirklich nichts passiert?«
    »Nein, Mama, wirklich nicht. Komm bloߟ nicht auf die Idee, deine Reise abzubrechen. Hier ist alles im grünen Bereich.«
    »Gott sei Dank!«
    »Frau Bergerhausen war schon hier und hat mir geholfen aufzuräumen. Für morgen ist der Glaser bestellt, und Tilo hat beschlossen, ins Haus zu ziehen, damit nicht noch mal eingebrochen wird.«
    »Er soll vorsichtig sein.«
    »Ist er bestimmt. Du siehst also - kein Grund zur Panik.«
    Imke beruhigte sich allmählich. Jette war nichts zugestoߟen. Sie hatte sich tapfer geschlagen und um alles gekümmert. Anscheinend kam sie wieder zu Kräften. Vielleicht war die schwere Zeit endlich vorbei.
    Das Bargeld, das die Einbrecher hatten mitgehen lassen, konnte Imke leicht verschmerzen. Der Schmuck war nicht unersetzlich und auߟerdem versichert. Es hätte alles schlimmer kommen können.
    »Und du glaubst wirklich, dass die Katzen dich gewarnt haben?«
    »Sie haben sich alle Mühe gegeben. Ich war absolut unsensibel, sonst hätte ich verstanden, was sie mir sagen wollten.«
    Oh nein, dachte Imke. Du bist alles andere als das. Eine Tochter wie dich zu haben, ist das gröߟte Wunder, das mir in meinem Leben widerfahren ist.
    Sie sprachen noch eine Weile miteinander, dann nahm Imke ihren Mantel, hängte sich die Tasche um und verlieߟ das Hotel. Sie brauchte Bewegung, sonst würde sie die Lesung am Abend vermasseln. Die Zuhörer mussten Eintritt bezahlen. Dafür durften sie eine Schriftstellerin erwarten, die nicht mit ihren Gedanken woanders war.
    Feiner Schneeregen fiel vom Himmel und verwandelte Gehsteige und Straߟen im Handumdrehen in blankes Eis. Es war so dunkel, dass man meinen konnte, es sei schon Abend, dabei war Nachmittag. Die Laternen leuchteten blassgelb vor dem düsteren Himmel. Das Scheinwerferlicht der Autos zerschnitt die Schneeregenschleier. Der Verkehr hatte sich verlangsamt. Selbst auf dieser vierspurigen Straߟe war es beinah leise geworden.
    Imke hielt ihren Schirm und fragte sich zum hundertsten Mal, was sie hier eigentlich tat. In einer Stadt, deren Namen sie schon übermorgen wieder vergessen haben würde. Sie las wildfremden Leuten aus ihren Büchern vor, während ihre Tochter sich zu Hause in Lebensgefahr befand.
    Üœbertreib nicht so schamlos, sagte eine innere Stimme, die sich verdächtig nach Tilo anhörte. Jette ist eine junge Frau. Es ist nicht mehr deine Aufgabe, sie zu beschützen. Sei da, wenn sie dich ruft. Das ist genug.
    War es das? Genug? Imke trug schwer an ihrem schlechten Gewissen. Wäre sie nicht ständig unterwegs gewesen, hätte sie mehr Zeit für ihre Tochter gehabt. Sie hätte sie besser auf das Leben vorbereiten müssen.
    Hätte. Wäre. Könnte. Müsste. Es war unsinnig, darüber nachzugrübeln, das sagte Tilo ihr wieder und wieder. Er fand Jette rundum gelungen, ein Prachtexemplar von einer Tochter. Und damit hatte er Recht. Manchmal traute Imke sich sogar an den Gedanken heran, dass ihre Tochter dem Leben wesentlich besser gewachsen war als sie selbst.
    Eine überaus deprimierende Gegend, in die sie da geraten war. Keine zwanzig Meter vom Hotel entfernt, und es war, als hätten sich die Türen zu einer anderen Welt geöffnet. Der Verputz blätterte von den Hauswänden ab. Nässeflecken hatten sich auf den Mauern ausgebreitet. Auf den Balkonen stapelte sich Sperrmüll. Manche Fenster der unteren Etagen waren kaputt, manche mit Brettern vernagelt.
    Der Name des Hotels hatte einen guten Klang, aber es war heruntergewirtschaftet. Man erkannte es auf den ersten Blick, da nützte auch das in grüner Leuchtschrift auf die Fassade geschriebene 
Excelsior
 nichts. Es hatte nicht mal ein Restaurant. Sogar für eine

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