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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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einen Milchkaffee, ich einen Kakao. Dazu genehmigten wir uns ein Stück Apfelkuchen, von der Wirtin selbst gebacken.
    Ich stellte fest, dass Mike Schatten unter den Augen hatte. Möglicherweise lag es an der schummrigen Beleuchtung, denn vorher waren sie mir nicht aufgefallen. Dabei war er nicht der Typ, der über die Stränge schlägt. Er führte ein ziemlich ruhiges Leben.
    »Wie geht€™s dir?«, fragte ich ihn.
    »Wieso?« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und setzte sich gerade hin. Als wäre er dem Gespräch so besser gewachsen.
    »Du hast Schatten unter den Augen«, sagte ich und hätte mich ohrfeigen können für meine blöde Angewohnheit, allen Leuten ständig die Wahrheit zu sagen.
    Erleichtert sackte er wieder in sich zusammen. »Ich hab schlecht geschlafen«, erklärte er. »Wahrscheinlich ist Vollmond.«
    »Leiden Männer denn auch darunter?«
    »Na hör mal! Schlafstörungen sind doch kein Vorrecht der Frauen.« Er lächelte, und ich dachte, was für ein Glück es doch gewesen war, ihn zu finden. Ihn und Ilka. Sie taten Merle und mir und unserem Leben richtig gut. Unsere Wohnung wirkte heller, die Katzen waren ausgeglichener, ich hatte sogar das Gefühl, die Pflanzen auf den Fensterbänken wären robuster geworden.
    »Hat Ilka auch schlecht geschlafen?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.« Mike hackte mit der Gabel in den Kuchen, als wollte er ihn ermorden. »Sie hat die Angewohnheit, mitten in der Nacht ihre Sachen zu packen und zu verschwinden.«
    Merle und ich hatten uns schon oft darüber gewundert, dass Ilka nie bis zum Frühstück blieb. Aber wir hatten das für uns behalten.
    »Sie kommt und geht, wie es ihr passt. Ich weiߟ ja, dass ich nicht der spontanste aller Menschen bin, aber ist es denn zu viel verlangt, wenn ich beim Einschlafen erwarte, meine Freundin auch beim Aufwachen noch neben mir zu finden?«
    »Hast du mal mit ihr darüber geredet?«, fragte ich.
    »Einmal?« Er schnaubte durch die Nase. »Hundertmal. Tausendmal. Nur bringt es nichts. Sie entschuldigt sich bei mir, fängt an zu weinen und dann nehme ich sie in die Arme, und alles bleibt, wie es ist.«
    »Und sie verrät dir nicht, warum sie geht?«
    »Sie sagt, sie weiߟ es selber nicht.«
    Mike zog ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche. Das erstaunte mich. Ich hatte ihn noch nie rauchen sehen. Sein Daumen strich ein paarmal über die Aufschrift 
Raucher sterben früher
, dann nahm er eine Zigarette heraus und zündete sie an. Er hustete und kniff die Augen zusammen.
    »Ilka hat Probleme. Ab und zu macht sie Andeutungen. Irgendwas ist in ihrer Kindheit passiert. Irgendwas hat sie aus der Bahn geworfen. Und daran knabbert sie heute noch.«
    Er sog an der Zigarette und blies den Rauch zur Seite. Die Frau am Nebentisch, die den ganzen Schwall abbekam, durchbohrte ihn mit ihren Blicken. Mike merkte es nicht. Sein Kopf war von Rauch umwölkt wie von einem schmuddeligen, reichlich derangierten Heiligenschein.
    »Ihre Mutter, von der ich angenommen hab, sie wär tot, ist offenbar putzmunter. Frag mich nicht, wo und wie sie lebt und warum Ilka nicht bei ihr ist. Das gehört zu den Geheimnissen, die sie um sich aufgebaut hat.«
    Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er hatte lange genug geschwiegen.
    »Sie macht eine Therapie, aber ich weiߟ nicht, warum. Jeden Freitag hat sie einen Termin. Sie erzählt nichts darüber, lässt nicht zu, dass ich ihr helfe. Ich meine, ich weiߟ ja gar nicht, ob ich ihr helfen kann. Ich würde es nur gern versuchen, verstehst du? Ich hab sie doch lieb, verfluchte Scheiߟe noch mal!«
    Die Frau am Tisch neben uns schüttelte missbilligend den Kopf. Mike war laut geworden, und sie war ganz sicher eine Person, die alles im Leben streng kontrollierte, ihr Aussehen, ihre Gefühle und jedes einzelne Wort. Altrosa Twinset, sorgfältig blondierte Föhnfrisur, dezent geschminktes Gesicht. Sie war von einer dermaߟen unterkühlten Aura umgeben, dass man bei ihrem Anblick anfing zu frieren.
    Mike drückte die Zigarette so heftig aus, dass sie zerbröselte.
    »Und jetzt«, sagte er bedrückt, »komme ich mir auch noch vor wie ein Verräter.«
    »Quatsch.« Ich nahm seine Hand. »Dazu sind Freunde doch da, dass man ihnen seine Sorgen anvertraut.«
    Er probierte ein Lächeln, das ihm beinah gelang.
    »Es gibt Dinge, die kannst du nicht ewig mit dir rumschleppen. Davon wirst du krank.«
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte er so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen, »aber ich spüre, dass

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