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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Ilka in Gefahr ist.«
    »Was?«
    Er hatte mich nicht gehört, starrte in den Aschenbecher, als könnte er in der Asche und den Tabakkrümeln die Zukunft erkennen.
    »Irgendwas stimmt nicht. Ich weiߟ bloߟ nicht, was es ist.«
    »Mike, machst du dir nicht zu viele Gedanken?«
    Er hob den Kopf und schaute mich an. Setzte ein breites Grinsen auf, als würde ihm das alles leichter machen.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte er bitter. »Ilka und ich, wir haben noch nie miteinander geschlafen.«
    Er winkte der Kellnerin und zog ein paar knautschige Geldscheine aus der Hosentasche. Ich saߟ da wie vor den Kopf gestoߟen und versuchte zu verdauen, was er gerade gesagt hatte. Wahrscheinlich bemerkte er meine Fassungslosigkeit. Er legte mir den Arm um die Schultern und zog mich an sich.
    »Tust du mir einen Gefallen, Jette?«
    »Jeden.«
    »Vergiss, was ich dir erzählt habe. Radier es einfach aus deinem Gedächtnis aus.«
    Die Kellnerin kam. Er zahlte und verwandelte sich übergangslos wieder in den fröhlichen Mike von vorhin. Ich nahm mir vor, ihm seinen Wunsch zu erfüllen, aber die Gefahr, von der er gesprochen hatte, beunruhigte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte.
     

Kapitel 10
    Imke verlieߟ die Autobahn. Am liebsten wäre sie sofort nach Bröhl durchgefahren, aber ihre Tochter liebte solche ܜberraschungen nicht. Bestimmt würde sie sich nur wieder überwacht fühlen.
    Dass der Umgang mit dem eigenen Kind so kompliziert sein konnte. War es nicht erst gestern gewesen, dass Jette ihr freudestrahlend entgegengelaufen kam, auch wenn sie höchstens eine Stunde lang weg gewesen war? Sie sah die Szene vor sich und merkte, dass sie den Tränen nahe war. Die saߟen reichlich locker in letzter Zeit.
    Vielleicht machte sich allmählich das Alter bemerkbar. Ihr Vater hatte in seinen letzten Lebensjahren bei jeder Gelegenheit geweint. Und er hatte sich nicht dafür geschämt. Still waren ihm die Tränen über die Wangen gelaufen und manchmal hatte er sie nicht mal weggewischt. Sie hatte ihn dafür nur noch mehr geliebt.
    Als das Dorf in Sichtweite kam, fuhr Imke das Fenster herunter, um die frische, kalte Luft auf dem Gesicht zu spüren. Zu Hause. Keine zehn Minuten mehr, und sie würde sich mit einem Kaffee in den Wintergarten setzen und hinaussehen. Und wissen, dass sie endlich wieder da war, wo sie hingehörte.
    Sie hatte genug von den vielen fremden Orten. Genug von den Hotelzimmern, den Klimaanlagen und Teppichböden. Die Frühstücksbüfetts konnten ihr gestohlen bleiben. Ebenso die einsamen Mahlzeiten in den Restaurants und Landgasthöfen.
    Selbst im grauen Januarlicht schien von der Mühle ein Leuchten auszugehen. Nichts erinnerte mehr an das verfallene, verrottete Gemäuer, in das Imke sich damals auf den ersten Blick verliebt hatte. Sie hatte es als ihre Aufgabe betrachtet, diesem verwundeten Haus seine Würde zurückzugeben, und genau das hatte sie getan.
    Edgar und Molly kamen ihr entgegen, als sie aus dem Wagen stieg. Imke ging in die Hocke, um sie zu streicheln. Sie wollte gern daran glauben, dass die Katzen sie vermisst hatten, aber man merkte ihnen nichts an. Manchmal lieߟen sie Imke nach einer Reise eine Weile links liegen, als wären sie von ihr enttäuscht, doch das dauerte nie lange.
    Sie hob die Reisetasche aus dem Kofferraum und wandte sich zum Haus um. Und da sah sie ihn. Tilo. Er stand in der Tür und grinste sie an. Sie spürte seine Freude und hätte am liebsten die Tasche fallen lassen, um auf ihn zuzurennen.
    Doch sie beherrschte sich. Ständig war ihr die verdammte Erziehung im Weg. 
Zeig einem Mann nie, wie sehr du ihn begehrst.
 Hatte ihre Mutter ihr das beigebracht? Oder war es die Zeit gewesen, in der sie aufgewachsen war?
Mach dich rar, dann wirst du umso mehr geschätzt.
 Was für ein Unsinn. Langsam ging Imke auf Tilo zu. Sie freute sich so, dass es wehtat.
    Er stieߟ sich vom Türrahmen ab und breitete die Arme aus. Da lieߟ Imke die Tasche fallen, lief auf ihn zu und warf ihm die Arme um den Hals. Tilo drückte sie an sich. Er küsste ihr Haar, ihre Schläfen, fand ihren Mund. Ein Hauch von Aftershave haftete noch an seiner Haut. Sie selbst hatte es für ihn ausgesucht. Nicht ganz uneigennützig, denn sie war verrückt nach diesem Duft.
    Sie betrachtete Tilos Gesicht. Müde sah er aus. Wahrscheinlich hatte er wieder zu viel gearbeitet. Er opferte sich für seine Patienten auf. Imke kannte und respektierte den hohen Stellenwert, den die Arbeit für ihn

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