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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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wieder eingeschlafen. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, verlieߟ das Zimmer und schloss hinter sich ab. Das Licht lieߟ er brennen, damit sie in der Nacht keine Angst bekam.
    Auf dem Weg nach oben besserte sich seine gedrückte Stimmung. Er durfte nichts überstürzen, daran musste er immer denken. Es eilte nicht. Sie hatten ein ganzes Leben vor sich.
     
    Mondlicht fiel ins Zimmer und gab den Möbeln ein fremdes Gesicht. Ich betrachtete die Schatten auf dem Fuߟboden und an den Wänden, um nicht den kalten Glanz des Lichts auf den Gegenständen ertragen zu müssen.
    Und war hellwach.
    Der Kommissar hatte aufmerksam zugehört und sich Notizen gemacht. Ich konnte mich nicht an das kleine schwarze Buch mit den roten Ecken erinnern. Hatte er es damals schon gehabt?
    »Warum schreiben Sie das alles auf?«, hatte Merle gefragt und sich keine Mühe gegeben, ihre Besorgnis zu verbergen. »Glauben Sie, dass Ilka...«
    Von ihrem anfänglichen Misstrauen war nichts mehr zu spüren. Für einen Bullen, hatte sie mir mal gesagt, sei der Kommissar ganz in Ordnung. Er hatte sich ihren Respekt erworben. Das konnten nicht viele von sich behaupten, schon gar nicht mit diesem Beruf.
    »Reine Gewohnheit.« Der Kommissar lächelte beruhigend. »Was ich aufgeschrieben habe, prägt sich mir besser ein. Das hat nichts zu bedeuten.«
    Mike erzählte von Ilka. Er schaffte es, in wenigen Sätzen ein klares Bild von ihr zu zeichnen. Aber es fiel ihm schwer. Ab und zu kippte ihm die Stimme weg.
    Ilkas Therapie interessierte den Kommissar besonders.
    »Was für Probleme hat Ihre Freundin denn?«
    Seine Frage richtete sich an uns alle und keiner von uns wusste die Antwort darauf. Die Augenbrauen des Kommissars hoben sich, aber nur kurz, dann hatte sein Gesicht wieder einen sachlichen Ausdruck angenommen.
    »Sie gibt kaum etwas von sich preis«, sagte Mike und berichtete von Ilkas Mutter. »Wir haben eben erst erfahren, dass sie noch lebt. Ilka hat immer den Eindruck erweckt, ihre Eltern seien beide vor drei Jahren tödlich verunglückt.«
    »Und Ilkas Tante, diese Frau...« Der Kommissar schaute auf seine Notizen. »... diese Frau Täschner hat das Mädchen dann bei sich aufgenommen?«
    Mike nickte.
    »Wie kommt Ilka mit ihr zurecht?«
    »Ziemlich gut. Ihre Tante lässt ihr eine ganze Menge Freiheit.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie darf hier übernachten, wann immer sie will, und so viel Zeit mit mir verbringen, wie sie mag.«
    Der Kommissar runzelte nachdenklich die Stirn, bevor er die nächste Frage stellte. »Was können Sie mir über Ihre Beziehung sagen?«
    Mike wurde rot. Er starrte auf seine Hände.
    »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten«, sagte der Kommissar. »Sie müssen meine Frage nicht beantworten. Dies ist kein Verhör.«
    »Da gibt es ein Problem«, sagte Mike, ohne den Blick zu heben. »Wir sind seit drei Jahren zusammen und haben... noch nie miteinander geschlafen.«
    Der Kommissar wartete. Er drängte ihn nicht.
    »Unsere... Zärtlichkeiten gehen immer nur bis zu einem gewissen Punkt, dann kriegt sie Panik.«
    »Panik?«
    »Total. Sie bringt es fertig, mitten in der Nacht rauszurennen in die Dunkelheit. In solchen Momenten darf ich sie nicht anfassen. Dann fängt sie an zu zittern und zu schreien.«
    »Haben Sie mit ihr darüber gesprochen?«
    Erst jetzt sah Mike ihn an. »Was denken Sie denn? Natürlich hab ich€™s versucht, aber sie blockt jede Frage ab. Wissen Sie, Ilka besteht aus Geheimnissen. Ab und zu lüftet sie den Schleier und zeigt mir einen Teil von sich, aber dahinter kommt gleich wieder ein Schleier, der das nächste Geheimnis verhüllt.« Er verzog den Mund. »Ich bin noch nicht weit genug vorgedrungen. Sonst wüsste ich jetzt vielleicht, wo sie ist.«
    Der Kommissar stellte noch ein paar Fragen, doch unsere Antworten waren dünn. Schlieߟlich stand er auf und steckte das Notizbuch wieder ein.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte er. »Und Sie sollten aufhören, Trübsal zu blasen. Lenken Sie sich ab. Vielleicht hat sich morgen schon alles aufgeklärt.«
    Mike schüttelte ihm dankbar die Hand. Er hatte wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. Die Zuversicht des Kommissars machte ihm Hoffnung.
    Warum hatte sie auf mich keine Wirkung gehabt? Wieso lag ich wach und musste mir immer wieder vorstellen, wie Ilka da drauߟen durch die Kälte irrte? Oder wie ihr... Nein. Daran durfte ich nicht denken. Es hatte keinen Sinn, dass wir uns verrückt machten. Vielleicht gab es eine ganz harmlose Erklärung für

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