Der Maedchensammler
ist viel mutiger als ich.«
»Sie hat nur andere Erfahrungen gemacht als du.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und ging zur Tür.
»Niemand ist mutiger als du.«
»Sicher.«
Als er sie über die Schulter hinweg anschaute, sah er ihr müdes Gesicht. Er fluchte leise vor sich hin, drehte sich um und ging noch einmal zu ihr. Diesmal küsste er sie voller Leidenschaft. Unwillkürlich schlang sie ihre Arme um ihn und zog ihn dicht an sich.
Er hob den Kopf. »Niemand ist mutiger und zäher und schöner als du, vergiss das nicht.« Er trat einen Schritt zurück. »Ich versuche, in ein paar Stunden zurück zu sein. Wenn ich es nicht schaffe, bin ich spätestens heute Nachmittag wieder da, um dir diesen Schlaumeier von Scotland Yard zu Füßen zu legen.«
»Okay«, flüsterte sie. Am liebsten hätte sie ihn nicht gehen lassen. Am liebsten wäre sie mit ihm ins Bett gegangen, um Ruth und die Gefahr, in der Jane schwebte, und alles außer dem wilden, wunderbaren Sex zu vergessen, der jeden Abgrund, der sich zwischen ihnen aufzutun drohte, überbrücken konnte.
»Ich auch.« Wie immer hatte Joe ihre Gedanken gelesen. Er berührte ihre Lippen sanft mit dem Zeigefinger.
»Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann rufe ich die Kollegen an und sage ihnen, sie können ein paar Stunden später kommen. Um diese Zeit werde ich wahrscheinlich sowieso nicht viel rauskriegen. Ich kann genauso gut um sechs losfahren.«
Sie drückte ihn noch fester an sich. Joe … Er bedeutete Kraft und Leben, und sie brauchte ihn.
»Ruf sie an«, flüsterte sie. »Sechs ist früh genug.«
London
Trevor legte auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Das war Quinn. Es schien ihn zu beeindrucken, dass wir hier so früh mit der Arbeit beginnen. Ich fliege um neun nach Atlanta.«
Bartlett lächelte. »Du hast ja von Anfang an gesagt, dass du ihn kriegen würdest. Möchtest du, dass ich dich begleite?«
»Vorerst nicht.« Trevor stand auf und trat an den Wandschrank. »Ich melde mich, wenn ich dich brauche. Such mir die Akte über Quinn und Eve Duncan raus, während ich packe. Ich muss mich vorbereiten. Ich muss alles über die beiden wissen.«
Bartlett hatte die Akte bereits auf dem Tisch liegen und blätterte darin. »Das könnte problematisch werden. Die sind beide ziemlich kompliziert. Eve Duncan ist mit einer drogensüchtigen Mutter in den Slums aufgewachsen. Als Teenager hat sie eine uneheliche Tochter zur Welt gebracht, was ihr Leben vollkommen verändert hat. Sie ist aufs College gegangen und hat ihrer Mutter den Entzug ermöglicht. Ihre Tochter Bonnie wurde im Alter von sieben Jahren entführt und wahrscheinlich ermordet. Die Leiche wurde nie gefunden. Vor ein paar Jahren sah es so aus, als wäre Bonnies Leiche aufgetaucht, aber dann stellte sich heraus, dass es sich um ein anderes Kind handelte.«
»Und Quinn?«
»In einem wohlhabenden Elternhaus aufgewachsen, einige Jahre als FBI-Agent tätig, bevor er zum Police Department in Atlanta gewechselt ist. Er besitzt ein Haus auf einem weitläufigen Seegrundstück in der Nähe von Atlanta. Dort wohnen Quinn und Duncan zurzeit.« Er schaute Trevor an. »Er ist hartgesotten und gerissen und zäh wie eine Bulldogge.«
»Irgendwelche Schwächen?«
»Eve Duncan. Daran besteht kein Zweifel. Er ist seit dem Tod ihrer Tochter mit ihr zusammen, und womöglich ist er ihretwegen zum Police Department in Atlanta gegangen.«
»Ein Ansatzpunkt.«
»Nur, wenn du eine Kettenreaktion auslösen willst.«
»Manchmal sind Explosionen nötig.« Trevor lächelte unbekümmert. »Ich werd’s riskieren.«
»Wie immer.« Bartletts Lächeln verschwand. »Die beiden sind harte Brocken. Pass auf, dass die Explosion dich nicht selbst erwischt.«
Trevor klappte seinen Koffer zu. »Nanu, du scheinst dir ja tatsächlich Sorgen um mich zu machen, Bartlett.«
»Unsinn. Ich bin bloß zu faul, um mir einen neuen Kontaktmann zu suchen. Willst du diese Akte mitnehmen?«
»Nicht, wenn du mir das Wichtigste gesagt hast.« Er stellte den Koffer auf einen Stuhl. »Ich werfe nur noch einen kurzen Blick in die MacGuire-Akte, während du runterläufst und mir ein Taxi besorgst.«
»Schon wieder? Die müsstest du doch inzwischen auswendig kennen. Da steht nicht viel drin. Jane MacGuire ist erst siebzehn. Sie ist bei verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen und lebt, seit sie zehn ist, bei Duncan und Quinn. Sie ist eine exzellente Schülerin und noch nie negativ aufgefallen. Aber sie ist noch zu jung, um viel
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