Der Magier von Fairhaven
ein Schauer über den Rücken gelaufen. Aber er bemühte sich erfolgreich, freundlich und gelassen dreinzuschauen, als Jeslek den nächsten Kaufmann zu sich winkte.
LV
J eslek saß auf dem Lehnstuhl, den Cerryl aus Reylerks Haus geholt hatte, am Kopfende des langen Tischs im Speisesaal des größten Steinhauses in Spidlaria. Von dort aus wandte er sich an die Magier, die links und rechts am Tisch saßen. »Von den Kaufleuten abgesehen, wollen sich überall in diesem elenden Land die Menschen unterwerfen und mit ihrem Leben fortfahren. Die einzige weitere Ausnahme ist dieses Dreckloch im Westen.« Jeslek heftete den Blick auf Cerryl.
»Diev?« Cerryl lief der Schweiß in den Nacken. Er erwiderte Jesleks Blick.
»Genau dort hat sich Euer wackerer Schmied verschanzt. Dieses Mal wird er nicht entkommen.«
Mein wackerer Schmied? Wie ist er auf einmal meiner geworden? Nur weil ich nicht entdecken konnte, was auch sonst niemand entdeckt hat? Cerryl sah von Jeslek zu Anya und Eliasar, dann zu Fydel, Syandar und Buar, bis sein Blick auf Leyladin fiel.
»Was plant Ihr nun?«, fragte der narbige Waffen-Magier.
»Wir werden gegen Diev marschieren. Wir alle mit Ausnahme von Euch und ein paar anderen Magiern. Ich habe nach jüngeren Magiern geschickt, die Euch unterstützen sollen – Lyasa und Kalesin werden kommen. Ihr behaltet ein Drittel der Weißen Lanzenreiter und die Hälfte der Rekruten hier und haltet Spidlaria besetzt … macht eine ordentliche Stadt daraus. Die Blockadeschiffe sorgen dafür, dass dieser Dorrin nicht übers Meer fliehen kann.« Jeslek wandte sich an Leyladin, die den letzten Platz am Tisch bekommen hatte. »Ihr, Heilerin, solltet Euch darauf vorbereiten, mit dem Schiff, das morgen in See sticht, nach Lydiar zu reisen. Fürst Estalins Sohn ist schon wieder krank.«
»Es wird Tage dauern, bis …«
»Mag sein«, knurrte Jeslek. »Aber Estalin gehört zu den wenigen Herrschern, die Fairhavens Vormachtstellung anerkennen, und im Gegensatz zu einigen anderen verlangt er wirklich nicht viel dafür.«
Anya lächelte. »Falls Ihr die Heilerin aber anderswo braucht …«
»Ich bin der Erzmagier, teuerste Anya, und ich weiß selbst am besten, was ich brauche.« Nach kurzem Schweigen fuhr er dann fort: »Und was ich nicht brauche.«
»In Spidlaria könnten immer noch einige sitzen, die Euch Böses wollen«, warf Anya ein.
Cerryl runzelte leicht die Stirn, denn die Worte klangen falsch und schienen nur gewählt, um den Erzmagier in Rage zu bringen. Syandar sah von einem Magier zum anderen, hielt aber den Mund fest geschlossen.
»Es gibt viele, die mir Böses wünschen. Aber die Wünsche allein werden ihnen nichts nützen, Anya. Das solltet Ihr doch wissen.« Die goldenen Sonnenaugen verrieten nicht, was Jeslek dachte. »Wir vier - Ihr, meine teuerste Anya, Fydel und unser eifriger Cerryl – werden morgen aufbrechen, um Diev in ein Trümmerfeld zu verwandeln, wie es schon längst hätte geschehen sollen. Ihr, Eliasar, kümmert Euch darum, dass Spidlaria sich zu einer Stadt entwickelt, auf welche die. Gilde stolz sein kann. Syandar und Buar werden Euch unterstützen.«
Der Waffen-Magier nickte, der schwarzhaarige Syandar auf dem Platz neben ihm stimmte eilig auf die gleiche Weise zu.
Jeslek stand auf. »Es gibt nicht mehr viel zu sagen und morgen dürfte es wieder heiß werden. Viel zu heiß für einen Ort, an dem es im Winter so kalt wird. Anya, ich brauche Euch jetzt.«
Cerryl und Leyladin wechselten einen Blick und Cerryl wusste, dass die Heilerin das Gleiche dachte wie er, als sie sich vom Tisch erhoben.
Die Seitentür in der vertäfelten Wand schloss sich hinter Anya und Jeslek, als die anderen Magier noch am Tisch standen.
»Das war deutlich genug.« Fydel verdrehte die Augen und kratzte sich am Bart. »Wir bleiben hier und tun, was Anya und der Erzmagier uns aufgetragen haben.«
»Ich würde meinen, nur der Erzmagier hat es uns aufgetragen«, berichtigte Eliasar ihn. Der Waffen-Magier wandte sich an Cerryl. »Schade, dass Ihr nicht bleibt. Eure Erfahrungen in Elparta und bei der Stadtwache wären hier sehr nützlich.«
Cerryl zuckte die Achseln. »Jeslek braucht jemanden, der …« Er ließ den Satz unvollendet, weil er eigentlich gar nicht genau wusste, was Jeslek von ihm wollte.
»Jemanden, der die gefährliche Magier-Arbeit für ihn tut«, half Leyladin aus.
»Der Umgang mit Magie ist immer gefährlich, Herrin Leyladin«, meinte Eliasar trocken. »Sogar das Heilen, wie Ihr ja
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