Der Magier von Fairhaven
selbst am besten wisst.«
»Und in Jesleks Nähe ist es besonders gefährlich.« Fydel schüttelte den Kopf. »Ich muss mit den Hauptleuten reden.«
»Zuerst müssen wir uns noch unterhalten, Fydel.« Eliasars Stimme war kalt. »Jetzt gleich.« Er warf einen Blick zu Syandar. »Ihr bleibt auch hier.«
Fydel presste die Lippen zusammen, beschränkte sich aber auf eine sachdienliche Antwort. »Wir müssen uns umgehend verabreden, welche Truppenteile mit Jeslek gehen und wer hier bleibt.«
Cerryl und Leyladin verabschiedeten sich mit knappem Nicken von den anderen und verließen den Speisesaal. Draußen im Hauptflur gingen sie zu der Tür, die zum Innenhof führte; von dort aus gelangten sie durch ein kleines Gartentor in eine gepflasterte Nebenstraße, von der aus sie den Hafen überblicken konnten. Cerryl schaute zum Haus zurück, das sie gerade verlassen hatten. Die dunklen Dachziegel funkelten über den Mauern beinahe wie fließendes Wasser in der Sommersonne. »Es ist mehr als doppelt so groß wie das Haus deines Vaters.«
»Viele Kaufleute haben so große Häuser. Jedenfalls diejenigen, die mit mächtigen Kommissionären zusammenarbeiten.«
Ein leichter kühler Wind, der den Geruch vom Meer und dem Unrat im Hafenbecken mitbrachte, empfing sie, als sie die Grenzmauer des Hafens erreichten.
Cerryl rupfte sich die Stirn mit dem Ärmel ab. »Hier ist es kühler.«
»Lass uns ein Stück laufen.« Leyladin deutete zum Wellenbrecher, der etwa eine Meile entfernt im Norden den Hafen vor der offenen See abschirmte.
Cerryl nahm ihre Hand, als sie zu dem Wellenbrecher kamen. »Warum verläuft eigentlich niemals etwas so, wie man es sich vorgestellt hat? Und selbst wenn es eine Weile gut läuft, warum kommt es dann am Ende doch immer anders, als man dachte?« Er suchte die Umgebung ab, aber der Wellenbrecher war verlassen. Nur in der Nähe der Pier hielten sich einige Lanzenreiter auf.
Sie lachte leise und humorlos. »Weil du hinterher immer klüger bist als vorher mit deinen ersten, einfältigen Hoffnungen.«
»Das kann gut sein. Ich dachte immer, alle meine Probleme wären gelöst, wenn ich erst ein Weißer Magier wäre.«
»Und jetzt hast du sogar noch mehr Probleme als vorher?«
»So einfach ist es nicht.« Cerryl knetete nachdenklich mit der freien Hand sein Kinn. »Viental und Rinfur und ich … damals in der Mühle haben wir uns immer Sorgen gemacht, ob wir auch warme Kleidung für den Winter hätten und ob wir genug zu essen bekämen und manchmal hatten wir auch Angst, wir würden geschlagen, aber wir wollten eigentlich nicht allzu gründlich darüber nachdenken. Jetzt habe ich mehr als genug zu essen und Kleidung, von der ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte, ich habe eine wundervolle Frau, die ich früher nicht einmal anzuschauen gewagt hätte … und ich mache mir immer noch Sorgen. Wahrscheinlich sogar mehr als früher.«
»Das liegt daran, dass du mehr aus deinem Leben machen kannst.«
»Kann ich das wirklich? Oder bilden wir uns das nur ein?« Cerryl räusperte sich, dann drückte er Leyladins Hand. »Früher habe ich es geglaubt, aber auch ein so mächtiger Mann wie der Erzmagier kommt manchmal in eine Zwangslage. Wenn er den Krieg nicht führt, wird in spätestens einem Jahr überhaupt niemand mehr die Straßenzölle bezahlen und die Gilde bekommt noch größere Schwierigkeiten und muss einen noch größeren Krieg führen.«
»Glaubst du wirklich?«
»Jeslek hat neue Berge wachsen lassen, aber ich musste trotzdem den alten Präfekten von Gallos töten. Er … wir haben zwei Türme Hydolars zerstört und einen oder sogar zwei Fürsten getötet und die Leute dort kommen immer noch unwillig ihren Verpflichtungen nach.«
»Willst du damit sagen, dass jeder auf seine Weise durch die Zwänge dieser Welt beherrscht wird und dass die Zwänge weniger offensichtlich, aber genauso spürbar sind, wenn du reich bist oder Macht hast?«
»So ungefähr, ja.« Cerryl blieb im Schatten einer Art Eiche stehen, eher ein großer Busch als ein Baum, die auf der Landseite des Wellenbrechers irgendwo zwischen den Steinen einen Halt gefunden hatte.
»Ein Gutes hat es. ja, wenn wir uns unterhalten«, sagte Leyladin, indem sie ihn ernst ansah.
»Es hat mehrere gute Seiten«, erwiderte er grinsend.
Ihre grünen Augen flackerten amüsiert. »Niemand glaubt, dass wir ernsthafte Dinge besprechen.«
»Wer sagt das? Und wer sagt, dass wir weiter über ernste Dinge reden müssen?«
»Ich«, erwiderte sie
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